„Der Herr Pfarrer“, H.H. Geistlicher Rat Alexander Siebenhärl, war Gründungspfarrer von St. Magdalena in Riemerling und prägte seine Pfarrei, der er 35 Jahre vorstand und bis zu seinem Tod am 12. Juni 2008 treu blieb.
Am 18.12.1919 in München als erster Sohn nach seiner Schwester, Georgina, geboren, machte er 1939 das Abitur und absolvierte in einer schweren Zeit in München und Eichstätt das Studium der Philosophie und Theologie. Am 2.7. 1944 weihte ihn in Freising Kardinal Faulhaber zum Priester, er war der einzige in diesem Weihejahrgang.
Ehrwürdig, weißhaarig, damit letztlich alterslos, war er aufgrund seiner Krankheit, die ihm in seinen jungen Jahren den glatten Weg zum Priestertum bahnte, schon immer. Er hatte mit Einschränkungen zu leben gelernt: die schlechten Augen schulten sein verlässliches Gedächtnis und exzellentes Gehör, mit raschem Schritt durchquerte er bis ins Alter hinein seine Gemeinde, ehe er trotz allen Trainings auch für das Gehen Hilfe brauchte und fand.
Alexander Siebenhärl war bayerisch-katholisch, bodenständig rechtschaffen, kirchentreu und glaubensfest, gesellschaftlich und politisch traditionsorientiert engagiert. Auf seine ersten zwei Kaplansjahre in Fridolfing folgten sechs in München, ehe er 1952 nach Ottobrunn, zuerst nach St. Otto, kam und 1960 Kurat und dann Pfarrer der am 27. 11. 1960 geweihten neuen Kirche St. Magdalena wurde. Für ihn gehörte die Kirche ins Dorf, und da war sie auch zu lassen. Alles Übertriebene lag ihm nicht. Er verrichtete getreu, zuverlässig, äußerst korrekt seinen Dienst. Dazu gehörten auch die sozialen Dienste der Kirche: 1962 eröffnete er die Pfarrbücherei, 1965 den Kindergarten, 1972 war er Mitbegründer und bis 1995 2. Vorsitzender des Sozialwerks im Landkreis. Auch dem Schönen war er aufgeschlossen: die Gestaltung seiner Kirche war ihm ein Anliegen, noch mehr die Kirchenmusik, der Kirchenchor, und stets das eigene mit wunderbar kräftiger Stimme gesungene Gotteslob. In und außerhalb der Kirche vertrat er hörbar und nachdrücklich, was er für seine und der Kirche Pflicht hielt und was seine Überzeugung ihm gebot. Zu wem er stand, zu dem stand er, und sein Ja war und blieb ein Ja. Er war er selbst, überzeugt und geradlinig. Früh erkannte er die Zeichen der Zeit: so übernahm er schon zum 1.9.1981 die Pfarradministratorenfunktion in Hohenbrunn. Den Pfarrverband Ottobrunn – Hohenbrunn hat er gewollt, sich entsprechenden Anliegen gegenüber aufgeschlossen erwiesen.
1982 verlieh ihm der heutige Papst, damals Kardinal Ratzinger, den Titel „Geistlicher Rat“, 1985 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande, 1994 wurde er Ehrenbürger von Hohenbrunn. Diese Ehrungen freuten ihn genauso wie seine zahlreichen, festlich begangenen Jubiläen.
Pflichtbewusstsein, unermüdliches Arbeiten und die Identifikation mit seiner Heimat, unserer Pfarrei, unserem Pfarrverband, machten ihm das Loslassen schwer. Mit 75 Jahren wusste er, dass er für die Pensionierung anstand, am 31.8.1995 war es soweit. Auch im Ruhestand blieb er in seiner Pfarrei, siedelte nur einen Steinwurf weiter, in die Rosenstraße, um und hielt weiter regelmäßig Gottesdienste. Altersbedingt wurden es immer weniger, aber bis Ostern 2006 feierte er noch jeden Sonntag um 11.30 Uhr die heilige Messe. Die Hilfe, auf die er zunehmend angewiesen war, lernte er anzunehmen, schließlich sogar zu schätzen. Der Dienst am Altar, dem Zentrum seines Lebens, war ihm das Wichtigste. Sehr dankbar war er daher für das Angebot des Konzelebrierens. Er konzelebrierte fortan in den Samstagabendmessen sowohl Franz-Josef Hungs wie auch Christoph Nobs und allen Aushilfspfarrern aus allen Ländern. Altersmilde, mit seinen Nachfolgern und dem Gang der Kirche heute ausgesöhnt, hat er am Samstag, dem 31. Mai 2008, ohne es zu wissen, das letzte Mal am Altar gestanden. Nach der Operation, die dem Sturz und Oberschenkelhalsbruch folgte, kam er nicht mehr zu Bewusstsein und verstarb im Krankenhaus Altperlach in den frühen Morgenstunden des 12. Juni im 88. Lebensjahr, davon 63 Priesterjahren.
Wir, die wir ihn oft über Jahrzehnte gekannt haben, für die er unser Pfarrer in unzähligen, Taufen, Kommunionen, Hochzeiten, Beerdigungen, Messen und pfarrgemeindlichen Veranstaltungen gewesen ist, dürfen aus den letzten Tagen seines Lebens zwei Bilder im Herzen behalten:
- Seine Aufbahrung in St. Magdalena, der Kirche, der er sein Leben geweiht hat. Zwar hat sich sein Wunsch, am Altar zu sterben, nicht erfüllt, doch durfte er von dort seinen letzten irdischen Weg antreten.
- Sein Konzelebrieren mit unserem heutigen Pfarrer, Christoph Nobs. Ihm konnte er schließlich die Sorge um unseren Pfarrverband in seelsorgerischer Verbundenheit, brüderlicher Liebe und Gottvertrauen überlassen.
In Frieden und in der brüderlichen Gemeinschaft der Kirche, der er immer diente, im festen Glauben an seinen Gott, dem er noch bis zuletzt sein berühmtes, bei uns allen beliebtes, klangstark überzeugtes Halleluja gesungen hat, ist er heimgegangen, um diesen Gott zu schauen wie er ist, ihm ähnlich zu sein für immer.
Text von Claudia Fabian