Pfarrei Herz Jesu München

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Familie sitzt auf einer Bank und blickt in das Tal der Sieg (NRW).
© imago/Manngold

An einem Rastplatz (Bänke, am See...)


„Herr wie sind deine Werke so groß und viel.
Du hast sie alle weise geordnet,
und die Erde ist voll deiner Güter.“

Psalm 104 in Auswahl, in: Lutherbibel, revidiert 1984



Das Wunderspiel
Eine Geschichte von Renate Schupp


Großmutter sagt immer, die ganze Welt ist voller Dinge, die man mit seinem Kopf nicht begreift. Einmal, als sie hier bei uns war, haben wir auf einem Sparziergang mit ihr das „Es-ist-ein-Wunder“-Spiel gemacht. Großmutter sagte: „Es ist ein Wunder, dass meine Beine so ganz von selber laufen können. Oben mit meinem Kopf rede ich und schaue mir die Gegend an, und unten laufen die Beine immer weiter!“

Da rief Dirk: „Es ist auch ein Wunder, dass sie stehen bleiben, wenn ich es will. Ich denke: Halt! Und schon halten sie an.“

Eine Weile spielten wir „anhalten“ und „weiterlaufen“ und „links oder recht abbiegen“. Es ist wirklich ein Wunder, dass die Arme und die Beine tun, was der Kopf will. Wie können sie das nur? „Es ist ein Wunder, dass die Sonne nicht vom Himmel herunterfällt und auf die Erde draufknallt“, sagte Annegret schließlich. „Sie ist doch nirgends festgemacht.“

„Und – und – und … es ist ein Wunder, dass der Mond nicht herunterfällt und auf die Erde draufknallt“, rief Sofie. Sie sagt immer das Gleiche wie wir Großen.

Wir wussten noch viele Wunder: dass das Meer nicht überläuft, obgleich in jedem Augenblick unzählig viele Flüsse ihr Wasser dorthin bringen. Dass jedes Jahr Frühling, Sommer, Herbst und Winter hintereinander kommen und nie die Reihenfolge verwechseln. Dass wir Kinder ganz von allein wachsen, bis wir groß sind, und dann damit aufhören. Auf einmal kam uns ein Mann entgegen, der einen Rollstuhl vor sich her schob. Eine Frau saß darin. Wir wurden still und warteten, bis sie vorüber waren.

Der Mann schob den Rollstuhl mit einer Hand. Die andere Hand hatte er der Frau auf die Schulter gelegt. Sie lehnte ihren Kopf daran und lächelte. Ja, obwohl sie im Rollstuhl sitzen musste, lächelte sie.

Großmutter sah den beiden nach und sagte leise: „Es ist ein Wunder, dass es die Liebe gibt!“

Ja. Großmutter hat recht: Überall geschehen wunderbare Dinge. Und hört nur, was Mama sagte, als wir zu Hause alle vier mit unseren Dreckstiefeln über ihre frisch geputzte Treppe trampelten und lauter Schmutzhäufchen auf die Stufe machten! Sie sagte: Es ist ein Wunder, dass ich nicht auf der Stelle vor Ärger zerplatze!“


Das Wunderspiel , in: R. Schupp und G. Vicktor: „Gemeinsam feiern“. Spiel- und Arbeitsblätter für Gottesdienst und Gemeindearbeit mit Kindern. Verlag Ernst Kaufmann, Lahr.


Wanderer im Großen Walsertal, Vorarlberg, Oberösterreich
© imago/CHROMORANGE

Und was ist für mich ein Wunder?

Meditative Gedanken an schönen Orten in der Natur für die ganze Familie