„Eingedenk des Gelübdes und getreu dem Verspruch unserer Vorfahren, führt Oberammergau im Jahre … das Passionsspiel auf.“ Mit diesen Worten erneuern die Bürgerinnen und Bürger Oberammergaus jeweils rund ein- bis eineinhalb Jahre vor dem Spiel das Versprechen zur Aufführung der Passion. Ein Versprechen, das zurückgeht auf ein Gelübde aus dem Jahr 1633.
Damals, mitten in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, wütete die Pest in weiten Teilen Bayerns, so auch in Oberammergau. Die um 1730 entstandene, aber leider verschollene Dorfchronik berichtet darüber: „In diesen Leydweßen sind die Gemeinds-Leuthe Sechs und Zwölf zusammen gekommen, und haben die Pasions-Tragedie alle 10 Jahre zu halten Verlobet, und von dieser Zeit an ist kein einziger Mensch mehr gestorben.“ Der genaue Wortlaut dieses Gelübdes, das wohl auf Oktober 1633 zu datieren ist, ist nicht erhalten.
Das einzige historische Dokument, das damit in Beziehung steht und die Angaben der Chronik untermauert, ist das Sterbebuch der Pfarrei, in dem von September 1632 bis Oktober 1633 über 80 Seuchentote namentlich aufgeführt sind. Diese sogenannte
Pestmatrikel kann daher als „Gründungsurkunde“ des Oberammergauer Passionsspiels gelten, weil sie als einzige erhaltene Quelle indirekt über den Ursprung der Passionsspiele Auskunft gibt.