Da sein für die Vergessenen Der Besuchsdienst-Kurs für Ehrenamtliche

Um alte Menschen kompetent zu begleiten, hat die Abteilung Seniorenpastoral einen Besuchsdienst-Kurs für Ehrenamtliche erarbeitet. Seniorenseelsorgerin Margret Atzinger bietet ihn im Dekanat Ebersberg an.
 
Lächelnde Seniorin und lächelnder Senior
Frau Atzinger, wozu braucht es die Befähigung durch einen Kurs, um andere Menschen besuchen zu können?

Margret Atzinger: Jede Lebensphase hat ihren eigenen Charakter, aber die Lebensphase Alter bringt besondere Herausforderungen mit sich: Menschen fühlen sich eher einsam, Krankheiten und dementielle Veränderungen nehmen zu. Für viele wird im Alter der Rückblick aufs eigene Leben bedeutsamer, und häufig spielt Spiritualität eine größere Rolle als in jüngeren Jahren. Wer als Ehrenamtlicher um diese Besonderheiten weiß und über entsprechendes Rüstzeug verfügt, fühlt sich sicherer, ist gestärkt für diese Aufgabe und kann mit den Bedürfnissen seines Gegenübers besser umgehen.
 
Welches Wissen und Rüstzeug vermitteln Sie denn?

Margret Atzinger: Der Besuchsdienst-Grundkurs besteht aus drei Modulen zu je drei Stunden. Themen sind unter anderem Kommunikation und Gesprächsmethoden, Basiswissen über Demenz und Biographiearbeit. Die inhaltlichen Impulse kommen von meiner Kollegin Jasmin Lang und mir sowie von Dr. Maria Kotulek, der Fachreferentin für Demenz der Erzdiözese München und Freising. Ehrenamtliche zu befähigen, alte Menschen kompetent zu begleiten – das ist unser Anspruch und Ziel.
 
Wen sprechen Sie mit dem Kurs an?

Margret Atzinger: Er ist offen für alle, die Lust haben, jemanden im Heim oder zuhause zu besuchen. Wir haben den Kurs seit 2022 bereits viermal angeboten, 29 Frauen und zwei Männer haben insgesamt daran teilgenommen. Die meisten von ihnen waren zwischen 60 und 70 Jahre alt. Mittlerweile sind von diesen 31 Menschen noch 16 im Besuchsdienst aktiv.
 
Wie kommt es, dass fast die Hälfte wieder abgesprungen ist?

Margret Atzinger: Das hat unterschiedliche Gründe: Für manche hat sich herausgestellt, dass es doch nicht das passende Ehrenamt ist. Andere haben mit eigenen Belastungen zu tun oder kümmern sich verstärkt um ihre Familie, um Enkelkinder. Eine Teilnehmerin hat so viel Freude an der Arbeit mit Senioren gefunden, dass sie sich nach dem Kurs direkt im Seniorenheim in der Sozialen Begleitung engagiert hat. Manche besuchen auch den Kurs, weil sie sich mit mehr Kompetenz in einem bereits langjährigen anderen ehrenamtlichen Dienst für Senioren engagieren wollen. Und auch, wenn jemand nach unserem Kurs nicht im Besuchsdienst mitarbeiten möchte, hat er doch Wissen für seinen Alltag erworben und einen aufmerksameren und wertschätzenden Blick auf die Senioren gelernt.
 
Und die aktiven Ehrenamtlichen – haben Sie über den Kurs hinaus weiterhin Kontakt zu ihnen?

Margret Atzinger: Ja, wir führen zweimal im Jahr Fortbildungen durch, beispielsweise zur Kunst des Zuhörens oder zu Themen der Spiritualität und des christlichen Glaubens. Und immer bieten wir dabei auch den Raum, um die eigene Rolle als Ehrenamtliche im Besuchsdienst zu reflektieren. Diese Impulse und den Austausch untereinander schätzen die Ehrenamtlichen sehr.
 
Vier Kurse seit 2022: Braucht es diese Form der Qualifizierung weiterhin?

Margret Atzinger: Es gibt so viele Menschen, die alleine und einsam sind, und es werden eher mehr als weniger. Zugleich nimmt die Zahl der hauptamtlichen Seelsorgenden ab. Wir benötigen nach wie vor kompetente Ehrenamtliche, die für die Vergessenen unserer Gesellschaft da sind. Dieser wertvolle Dienst am Nächsten gehört gestärkt und ausgebaut.
 
Ist es realistisch, auch in Zukunft Menschen für diese Aufgabe zu begeistern?

Margret Atzinger: Immer wieder höre ich von den Ehrenamtlichen, dass ihnen der Besuchsdienst viel Freude bereitet und dass sie sich dadurch bereichert und gestärkt fühlen. Er ist keine Einbahnstraße des Helfens, sondern es kommt dabei ganz viel zurück. Ja, mehr noch: Die Begegnung mit alten Menschen, ihren Lebensgeschichten und dem Schatz ihrer Erfahrungen birgt die Chance, sich auch selbst weiter zu entwickeln. Wenn wir potentiell Interessierten diesen Mehrwert vermitteln, können wir auch in Zukunft für diese Aufgabe begeistern.
 
 
Text: Stephanie Steidl
 
Kontakt
Margret Atzinger
Telefon: 0171/ 124 0313
E-Mail: MAtzinger@ebmuc.de
 
Der nächste Grundkurs im Landkreis Ebersberg findet im Sommer 2025 statt. Wenn Sie sich für den Kurs interessieren oder wissen wollen, ob auch bei Ihnen vor Ort ein Kurs angeboten wird, schreiben Sie uns bitte eine E-Mail an seniorenpastoral@eomuc.de
 

Ehrenamt in Zahlen

Insgesamt engagieren sich 2.423 Menschen ehrenamtlich. Diese Ehrenamtlichen sind diözesanweit im Bereich der Seniorenseelsorge aktiv. Sie werden von den Seniorenseelsorger:innen bzw. der Abteilung Seniorenpastoral vor Ort qualifiziert und begleitet.

Die Ehrenamtlichen engagieren sich zum Beispiel in diesen Bereichen:

  • Besuchsdienste für Alte und Einsame in Heimen und zuhause
  • Hol- und Bringdienste
  • als Mesner:innen, Lektor:innen und Wortgottesfeier-Leitungen für Gottesdienste in Heimen
  • als Multiplikator:innen im Rahmen der Kampagne „In Verbindung bleiben“ tätig