Erstellung eines Gedichtbandes mit Schülern mit Flucht- und Migrationshintergrund

PDF Download einiger Gedichtbeispiele. (Große Dateien mit längerer Ladezeit):
Der Gedichtband entstand in der Mittelschule Lenggries mit einer Gruppe geflüchteter Kinder und Migrationskinder unterschiedlicher Herkunft.
 
Die Jugendlichen kommen aus Syrien, Afghanistan, Italien und Kroatien und sind zwischen 13 und 15 Jahren alt und sind Teil einer Übergangsklasse. Die Jugendlichen sind bereits bis zu zwei Jahre in Deutschland und aus unterschiedlichen Gründen hierhergekommen.
 
Aufgrund ihrer individuellen Ausgangssituationen und den Beobachtungen während des Schuljahres wollte ich den Jugendlichen einen Raum bieten, in dem sie frei von Bewertungen und Noten und mit Berücksichtigung ihrer Einzigartigkeit auch in Bezug auf ihre Herkunft sich selbst ausdrücken können. Im Schulalltag wird von diesen Kindern und Jugendlichen viel erwartet. Das Erlernen der Sprache, eine schnelle und unkomplizierte Integration, Anpassung an hier geltende Normen und Vorstellungen, von den Erwartungen der Eltern und Familien ganz zu schweigen. Deshalb sollen die Schülerinnen und Schüler in diesem Rahmen die Möglichkeit erhalten, fernab von Zwang sich ihrer Einzigartigkeit bewusst zu sein und diese auch ausdrücken zu dürfen.
 
 Das Ankommen hier und gleichzeitig das Vermissen der Heimat ist sicherlich ein zentrales Thema der Jugendlichen, für das im Schulalltag aus verschiedenen Gründen nicht oft Zeit ist.
 
Zu Beginn wird den Schülern eine PPP gezeigt,  die bezugnehmend auf die Lerngruppe Gedichte und deren Autoren aus den Herkunftsländern (Italien, Afghanistan, Syrien, Kroatien) zeigt. Mithilfe eines Arbeitsblattes informieren sich die Schüler über ausgewählte kurze Gedichtformen: das Elfchen, das Rondell und das Akrostichon und bearbeiten danach jeweils zu zweit ein Arbeitsblatt. Nach einem Gespräch über Heimat / Zuhause wurden die Schüler eingeladen ein Gedicht zu dieser Thematik zu schreiben.
 
Sie waren in höchstem Maße motiviert, nahmen ihre Übersetzungshilfen zur Hand und fingen an. Einige Schüler verfassten das Gedicht in ihrer Muttersprache und übersetzten es dann selbstständig ins Deutsch. Es machte den Anschein als würde sie schon so lange darauf warten, etwas zu schreiben. Mir ist klar geworden, dass diese Jugendlichen wirklich etwas zu sagen haben und dass wir ihnen viel zu selten die Möglichkeit dazu geben. Nach diesem kreativen Prozess unterstützen meine Kollegin und ich die einzelnen Schüler bei der Auswahl der passenden Gedichtform. Des Weiteren achteten wir auf Rechtschreibung und Grammatik und halfen, wenn sich die deutsche Übersetzung etwas holprig anhörte.
 
Bei der Gestaltung ihres fertigen Produkts hatten die Schüler alle Möglichkeiten. Diese kreativen Werken wurden dann von mir eingesammelt und gebunden. Jeder Schüler erhielt einen Gedichtband und durfte als Abschluss sein Gedicht vortragen. Vier Gedichte sind als Leseprobe in dieser Dokumentation dabei.
 
Katharina Liedl, RL i. K., Schulpastoral an der GS/MS Lengries
 
KLiedl@rl.ebmuc.de