Zuflucht? Zuflucht! Ein interreligiöses Kunstprojekt des SFZ Freising

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Im Rahmen ihrer schulpastoralen Arbeit am SFZ Freising begleitete Sabine Friedrich-Steger eine Schüler/innengruppe durch ein kreatives Projekt mit aktuellen Bezügen und unterschiedlichsten Kooperationspartnern.

Unabhängig von Alter, Nationalität, Religionszugehörigkeit und sozialem Milieu brauchen wir Menschen Orte der Ruhe, der Rückzugsmöglichkeit, der Stille. Mit diesem Gedanken fanden sich vor ca. vier Jahren Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche sowie der islamischen Gemeinde in Freising zu einer Projektgruppe zusammen. Gemeinsam mit Vertreter/inne/n der Stadt und anderen Interessierten entstand die Idee, in den Freisinger Isarauen einen Ort der Ruhe zu gestalten. Ein Weg sollte angelegt werden, der einlädt zum Ausruhen, Verweilen und Innehalten, der gleichzeitig aber auch durch offene Impulse zum Nachdenken über die großen Fragen im Leben anregen kann.
 
Nahezu zeitgleich wurde dem SFZ Freising eine großzügige Spende anvertraut. Damit sollte etwas Besonderes gestaltet werden, etwas, das über den Schulalltag hinausweist ins Leben. Warum nicht einen Beitrag leisten, mit dem wir uns in den Dialog der Kulturen, der Milieus unserer Stadt einreihen? So lag es nahe, dass sich das SFZ Freising der Projektgruppe anschloss.
In Zusammenarbeit mit einem Lehrstuhl der TU München einigten sich die Mitglieder der Projektgruppe schließlich auf einen Rundweg mit zehn Stationen. Jede Station sollte aus einer Sitzbank und einem zugehörigen Rahmen bestehen. In die Rückenlehne der Bank wurden Schlagworte eingebrannt, die Anregungen und Impulse geben sollen, z. B. Kreislauf, Gemeinschaft, Freiheit, Lebendigkeit, Frieden.
 
Meinen Religionsunterricht gestalte ich gerne so, dass viel Raum bleibt, sich gemeinsam den großen Fragen im Leben zu stellen, ihnen nachzugehen und Antworten zu finden, im Sinne von Philosophieren / Theologisieren mit Kindern und Jugendlichen. Im Unterricht sprechen wir von unseren Lebensfragen und entwickeln manchmal ganz unterschiedliche und manchmal sehr ähnliche Antworten, je nachdem in welcher Lebenssituation jede und jeder sich gerade befindet.
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Mit einer (gesamten) 8. Klasse machte ich mich auf den spannenden Weg zum Thema „Zuflucht“ – so der Titel unserer Station für den Rundweg. In einer ersten Einheit näherten sich die Schüler/innen dem Begriff "Zuflucht" und sprachen aus, was sie darunter verstehen. Es  fielen Stichwörter wie: "ein Ort, an dem mich niemand stört, an dem ich meine Ruhe habe", "ein Ort zum Nachdenken, zum Alleinsein", "Ruhe haben vor allen möglichen Aufgaben und Anforderungen", "ein Ort zum Frei sein". Daran schloss sich eine sehr berührende Einheit zum Psalm 91 ("Unter dem Schutz des Höchsten") an, die die muslimischen Schüler/innen dieser Klasse durch ihre Gedanken zum Thema "Geborgensein bei Gott" ergänzten und bereicherten.
 
Den Höhepunkt bildete die praktische Ausführung unseres Kunstobjektes in der Schmiedewerkstatt von Johann Reif in Moosburg. Herr Reif ist Schlosser und Kunstschmied und seit Jahren der Schule freundschaftlich verbunden. Immer wieder lädt er Schulklassen in seine Werkstatt ein, um mit ihnen zu den unterschiedlichsten Themen zu arbeiten. So war er auch sofort bereit, sich der Projektgruppe anzuschließen und ein Kunstwerk mit den Schüler/inne/n zu entwickeln. Im Austausch mit ihm nahmen die Vorüberlegungen konkrete Formen an: Der Gedanke, dass Zuflucht für viele mit einem Rückzugsort in der Natur verbunden ist, fand Eingang in die Gestaltung von Blattwerk, das sich auf eine Mitte in Form einer Glaskugel hin rankt. Die Kugel selbst wird von stilisierten Engelsflügeln gehalten und gestützt. Die Jugendlichen fanden sich hier mit ihren Gedanken und Ideen wieder. Denn im Nachdenken und Meditieren des 91. Psalms kamen die Engel ins Spiel als Mittler zwischen dem unsichtbaren Gott und den Menschen, die Zuflucht und Geborgenheit suchen.
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Es gab auch Aha-Effekte zwischen den Schüler/inne/n der verschiedenen Religionsgemeinschaften: „Ich erkläre dir, wer ein Engel sein kann und was er tut", meinte ein katholisches Mädchen zu einen muslimischen Mitschüler gewandt. „Brauchst du nicht, Engel kennen wir Muslime natürlich auch", lautete die prompte Antwort. Solche Momente zeigten, dass auf Klassenebene der Dialog der Religionen begonnen hat, der im gemeinsamen Tun fortgeführt wurde.
In einem Gussverfahren durften die Jugendlichen die einzelnen Blätter herstellen und ihre Initialen einprägen, bevor sie vom Meister zum Gesamtobjekt zusammengefügt wurden.
Stolz präsentierten und erklärten sie den Vertreter/inne/n der Projektgruppe und der örtlichen Presse fachkundig ihr Kunstprojekt.
 
Momentan ist das Kunstwerk „Zuflucht“ als Leihgabe auf dem Gelände des SFZ Freising zu bewundern.
Die vielen Anregungen, die intensiven Gespräche, kurz der Dialog zwischen den Kulturen und Religionen machte für mich die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern an dem Projekt sehr wertvoll.
 
Kontakt: Sabine Friedrich Steger (Rl iK)
                SFriedrichSteger[at]eomuc.de