Schule:
Volksschule Lochham, 5. Klasse (auch für andere Schulformen geeignet, z.B. bereits an Gymnasien und in Teilen ander Grundschule erprobt)
Dauer: Seit dem Schuljahr 2008/09
Übersicht:
Stichworte dieses Projektes sind: Übergang von der Grund- zur Hauptschule gestalten - Kooperation und Kommunikation üben, um eine starke Gemeinschaft zu werden - Probleme des Klassenverbandes zu lösen.
Das Projekt wird in Kooperation mit der Jugendsozialarbeit und einem externen Trainer für interkulturelle Kommunikation durchgeführt. Die Klassenleitungen sind einbezogen, können aber eine rein beobachtende Haltung einnehmen.
Grundüberlegungen:
Anstöße zu diesem Projekt gab es mehrere.
Generell ist es unser Wunsch, die Schülerinnen und Schüler in ihrem neuen Umfeld zu begrüßen und in das hinein zu begleiten, was für die kommenden Jahre ihr Alltag werden soll. Zugleich sollen sie erleben, dass sie mitgestalten dürfen und sollen.
Dann sind da die Äußerungen der Schülerinnen und Schüler, die ihr Hauptschuldasein oft negativ erlebten und erleben: Aussortiert, dumm, schlecht, wenig Perspektive, ... In dieses Denken hinein sollen die Bausteine unseres Projektes eine andere Sichtweise eröffnen.
Weiterhin zeigte es sich, dass anfänglich kleine Probleme in der Klassengemeinschaft oder zwischen Einzelnen, sich in den weiterführenden Klassen verfestigen und kaum noch lösbar sind. Aus dieser Erfahrung heraus ist es unser Wunsch, durch verschiedene Übungen und Einheiten eine Gemeinschaft wachsen zu lassen, die mit den alltäglichen Problemen des Miteinanders gut umgehen kann und dabei jeden einzelnen ernst mitnimmt.
In diesem Sinne und aus diesen Vorüberlegungen entstand nach einer längeren Vorbereitungszeit unser Projekt, das die jeweiligen 5. Klassen über ihr ganzes erstes Jahr an der Hauptschule begleitet.
Hauptbausteine des Projektes
Ich-Baustein (Am Anfang des Schuljahres, 2 Vormittage)
Grundidee des Projektes ist es, den Blick der einzelnen Schülerinnen und Schüler vom Ich über das Du auf das Wir hin zu weiten. So bietet der erste Baustein Platz, sein Ich vorzustellen. Dazu arbeiten wir mit einem hohen Personalschlüssel /5-6 Betreuerinnen und Betreuer) viel in Kleingruppen. Hier können die Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Einheiten mehr von ihren Klassenkameradinnen und -kameraden erfahren.
Alle erarbeiten z. B. einen "Lebensfluss" oder ihre "Stärkehand", die am Ende der beiden Tage in den Klassenbaum als Symbol einer starken, vitalen und tragenden Gemeinschaft eingearbeitet werden. Ziel ist es, den Reichtum und die Vielfalt der Klasse erfahrbar werden zu lassen. Der entstandene "Klassenbaum" (siehe Bild) begleitet die Schülerinnen und Schüler dann in ihren Klassen durch das Schuljahr. Die Geschichte vom Adler greift die Besonderheit jedes Einzelnen noch einmal auf und vertieft so die bereits erarbeiteten Gedanken zum Ich. Je nach Zeit entstehen gebastelte Adler, die die Stärken der einzelnen Schülerinnen und Schüler repräsentieren. Aufgelockert wird diese Einheit durch verschiedene Spiele und passende Übungen.
Du-Baustein (in der Mitte des Schuljahres, 2 Vormittage)
Im Du-Baustein geht es dann weiter um das Erfahren und Erleben der Mitschülerinnen und -schüler. Im zentrum steht die Beschäftigung mit Gefühlen. Unter anderem entsteht ein "Gefühlsbarometer" (siehe Bild), auf dem die Schüler sich ihre Gefühlslage mitteilen. Dann arbeiten die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen eine Gefühlslandschaft, auf der sie farbcodiert ihre Gefühle darstellen können (siehe Bild). Diese Landschaften fließen wieder in ein Gesamtkunstwerk ein, einer "Gefühlsweltkarte", die anschließend als sichtbares Ergebnis der Vielfältigkeit im Klassenraum einen Platz findet. Verschiedene Bausteine (z. B. Gefühlstheater, Mim-Würfel, Herzrunde...) und ausgesuchte Übungen (Vertrauenskreis, Wettermassage, Förderband, Gassenlauf...) erweitern sinnvoll den Blick auf das Du des Gegenübers.
Wir-Baustein (gegen Ende des Schuljahres, 1 Vormittag)
Am Ende des Schuljahres folgt dann der Wir-Baustein. Er steht ganz im Zeichen der erlebten und erlebbaren Gemeinschaft. Gemeinsam starten wir mit einem Frühstück, zu dem jeder etwas beisteuert, den Tag. So gestärkt erleben wir an verschiedenen Spielen aus dem erlebnispädagogischen Bereich, wie Gemeinschaft funktioniert, dass Gemeinschaftsbildung auch schwierig sein kann und ein offenes Ohr und Herz für den anderen voraussetzt. Mit knappen Aufgabenstellungen müssen hier die Schülerinnen und Schüler gemeinsam verschiedene Aufgaben lösen (Sumpfscholle, Balltransporter, Popeline,...) Em Ende des Tages entsteht als Resümee des Tages und letztlich des Projektes ein letztes "Kunstwerk", das anschließend wieder im Klassenzimmer seinen Platz findet: Aus verschiedenen Puzzleteilen entsteht ein Puzzle zum Motto "Gemeinsam geht's besser" oder "Gemeinsam sind wir stark" (siehe Bild)
Als Abschluss einer jeden Projekteinheit bewerten die Schülerinnen und Schüler das angebotene Projekt. Die bisherigen Ergebnisse haben ein großes Interesse und hohe Zufriedenheit ergeben. Auch die persönlichen Rückmeldungen spiegeln eine hohe Akzeptanz des Projektes wieder. Aus unserer Erfahrung heraus können wir bereits jetzt einen achtsameren Umgang unter den Schülerinnen und Schülern feststellen. Bei Konflikten lässt sich aufgrund des intensiven Übens und der Vertrauens- und Vorarbeit oft eine gute und tragfähige Lösung finden.
Den Abschluss bildet dann eine letzte gemeinsame Stunde am Ende des Schuljahres. Die Schülerinnen und Schüler dürfen hier ihren Mitschülerinnen und Mitschülern in einen Rückenrunde auf einem Zettel, den jeder an seinem Rücken befestigt hat, aufschreiben, was sie am anderen am meisten schätzen. Mit der Verabschiedung der Schülerinnen und Schüler, die die Schule verlassen, endet dann unser Projekt.
Andreas Büchl
Kontakt: Tel. 089/8542616