05.-16.März 2025
Dom St. Maria und St. Korbinian in Freising230 bemalte Keramikmodule,
354 x 354 x 5 cm
2017/ 2025
Für den Dom St. Maria und St. Korbinian in Freising entwickelte Susanne Wagner auf Grundlage ihrer 2017 geschaffenen Keramikarbeit „Schwarzbild“ eine neue Installation – aus Anlass des Aschermittwochs der Künstlerinnen und Künstler und als Impuls für die Fastenzeit.
Die Bildhauerin und Videokünstlerin Susanne Wagner wurde 1977 in München geboren und besuchte das Gymnasium in Freising. 1998-2004 studierte sie an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Asta Gröting und Hermann Pitz und in Wien bei Heimo Zobernig. Nach dem Diplom 2005 in München war sie 2006-2011 Assistentin bei Hermann Pitz. Die Künstlerin lebt und arbeitet in München. Für die Erzdiözese München und Freising realisierte Susanne Wagner verschiedene liturgische Neuausstattungen, so in Eching bei Landshut, im Erzbischöflichen Ordinariat in München und in der Wallfahrtskirche Maria Ramersdorf in München; für die Pfarrkirche St. Augustinus in München-Trudering gestaltete sie die Videoinstallation „Raum für Augustinus“.
In ihren innovativen ortsbezogenen und freien bildhauerischen Arbeiten, aber auch in Videoarbeiten und Performances setzt sich die Künstlerin immer wieder auf vielschichtige Weise auch mit politischen und gesellschaftlichen Fragen auseinander.
Die Bodenskulptur „Schwarzbild“ wurde für einen Raum im Königstrakt der Münchner Residenz entwickelt. Heute dient die repräsentative Architektur als Ausstellungsraum der Akademie der Schönen Künste. Das Konzept von „Schwarzbild“ beruht darauf, den von Leo von Klenze 1830 für die Räume dort vorgesehenen Teppich durch ein bildhauerisches Gewebe zu ersetzen.
Das raumgreifende Kunstwerk besteht aus mehr als 200 gleichen Keramikmodulen, die zu einem Geflecht gelegt sind und die Webtechnik von "Kette und Schuss“ imitieren, diese einfachste Form eines stabilen Gewebes. In die Oberfläche der einzelnen Platten wurde wiederum ein Gewebe eingedruckt, das der keramischen Oberfläche die Anmutung einer weichen Stofflichkeit verleiht.
Die Bodenskulptur verbindet das Weben und die Töpferei, die beide zu den ältesten handwerklichen Ausdrucksformen der Menschheit gehören. Gleichzeitig greift das Farbkonzept den rot-grün-blauen Farbraum von Videobildern auf als einer Technik der heutigen Zeit. ‚Schwarzbild‘ bezeichnet in der Filmkunst ein schwarzes Einzelbild, bei dem der Filmstreifen kein Licht mehr durchlässt und die Leinwand dunkel bleibt.
Die Installation auf der Treppenanlage des Freisinger Doms verbindet Altarraum und Gemeinderaum und ist aus verschiedenen Positionen und während der Feier des Gottesdienstes gut einsehbar.
In der durch die Brüder Asam barockisierten Raumschale des Doms finden sich zahlreiche textile Strukturen und Muster, denen durch die Umsetzung in Malerei und Stuck Festigkeit und Dauerhaftigkeit verliehen ist.
Die Transformation von Weichem in Festes, von Beweglichem in Dauerhaftes thematisiert auch Susanne Wagner. Die Frage nach Sein und Schein schwingt dabei mit.
Im Kontext des Aschermittwochs macht die Installation durch seine Gewebestruktur die sehr aktuelle Frage nach ‚Unterhaken‘ und Zusammenhalt in polarisierten Zeiten präsent. Das Thema ‚Verbundenheit‘ – theologisch gesprochen Gottes- und Nächstenliebe als zentrale Botschaft des Evangeliums – bringt auch die alternative Spendeformel zur Austeilung des Aschekreuzes am Aschermittwoch zum Ausdruck: „Kehr um und glaube an das Evangelium“.
Durch die Installation des Teppichmusters in der in sich ruhenden Form des Quadrats ergibt sich zudem eine Assoziation zu der Arbeit „Das schwarze Quadrat“ von Kasimir Malewitsch, jener Ikone der Moderne, in der sich die spirituelle Kraft der gegenstandlosen Malerei verdichtet.
Das keramische Gewebe von „Schwarzbild“ eröffnet in dieser Vielschichtigkeit als ruhendes Quadrat Raum zur Meditation.
Weitere Informationen finden Sie im Flyer.