Archiv - Bibliothek

Aus der Arbeit von Archiv und Bibliothek

Neuigkeiten April 2025

Herzlich willkommen zur neuen Ausgabe des Newsletters von Archiv und Bibliothek des Erzbistums!

Wir informieren Sie in unregelmäßigen Abständen über Aktuelles aus der Arbeit von Archiv und Bibliothek, z.B. die Bereitstellung von neuen Findbüchern und Digitalisaten im Digitalen Archiv des Erzbistums, bemerkenswerte Neuzugänge oder Medienberichte.

Inhaltsverzeichnis

  1. Innenstadt in Trümmern
  2. Geschichte(n) des Erzbistums entdecken
  3. Mit vereinten Kräften
  4. Gottesfurcht und Liebschaften in Reit im Winkl
  5. Frühmesse und „zügelloses Alpenleben“

Innenstadt in Trümmern

Ausstellung zum Kriegsende 1945 im Münchner Dom

Blick über den zerstörten Chor des Doms nach Osten zum heutigen Marienhof
 
München, 31. Januar 2025. Die Metropolitan- und Pfarrkirchenstiftung Zu Unserer Lieben Frau zeigt in Zusammenarbeit mit Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising im Münchner Dom die Ausstellung „Innenstadt in Trümmern“.
 
Bilder und Texte aus dem Archiv des Erzbistums München und Freising dokumentieren das Kriegsende aus kirchlicher Sicht. Sie machen das Ausmaß der Zerstörung in der Münchner Innenstadt und insbesondere die Herausforderungen für das kirchliche Leben erkennbar. Grundlage sind mehrere Archivbestände:
  • Fotos kriegszerstörter Kirchen, die 1946 vom Erzbischöflichen Ordinariat bei den Pfarreien angefordert wurden
  • Fotos aus dem Nachlass des Bauführers Josef Ebner, der von den 1930er Jahren bis in die Nachkriegszeit am Münchner Dom tätig war
  • Kriegs- und Einmarschberichte der Pfarrer, die neben detaillierten Schilderungen der Ereignisse auch zeitgenössische Einschätzungen bieten; vgl. die mittlerweile online zugängliche Gesamtedition (2005)
Eine eindrucksvolle Ergänzung der Bilder und Texte bilden ein Gemälde von Albert Feßler, das den schwer beschädigten Dom im Jahr 1944 zeigt, und Fragmente des monumentalen neugotischen Chorbogen-Kruzifixes, das durch Kriegseinwirkung zu Boden stürzte und zerbrach.
 
Die Ausstellung ist bis 9. Mai täglich zwischen 8 und 20 Uhr außerhalb der Gottesdienstzeiten im südlichen Seitenschiff des Doms zu sehen. Sie ist Teil des umfangreichen Kulturprogramms der Landeshauptstadt München „1945–2025 Stunde Null? Wie wir wurden, was wir sind“.
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Geschichte(n) des Erzbistums entdecken

Jubiläumsprogramm des Vereins für Diözesangeschichte

Veranstaltungsprogramm 2025 (Ausschnitt)
 
München, 7. Februar 2025. Vom Barock bis 1980 reichen die Themen der Veranstaltungen, mit denen der Verein für Diözesangeschichte von München und Freising heuer sein 100-jähriges Bestehen begeht. Die Forschungen, die ihnen zugrunde liegen, beruhen größtenteils auf Quellen im Archiv des Erzbistums München und Freising, mit dem der Verein seit jeher eng zusammenarbeitet.
 
Der Verein wurde Ende 1924 im Gefolge der 1200-Jahr-Feier der Ankunft des hl. Korbinian gegründet und 1925 offiziell ins Vereinsregister eingetragen. Seither widmet er sich der Erforschung der Geschichte der Erzdiözese München und Freising und ihrer Vorgängerdiözesen (Freising und Salzburg) sowie der Verbreitung bistumsgeschichtlichen Wissens – unter anderem durch Vorträge und Publikationen. Die von ihm herausgegebene Zeitschrift „Beiträge zur altbayerischen Kirchengeschichte“ ist mittlerweile fast vollständig online verfügbar.
 
Das soeben erschienene Veranstaltungsprogramm für das Jubiläumsjahr 2025 umfasst fünf Vorträge sowie einen kirchengeschichtlichen Stadtrundgang „Auf weiblichen Spuren durch die Münchener Innenstadt“. Die Vorträge schildern u.a. die Lebenswelt eines oberbayerischen Landpfarrers um 1750, wofür das umfangreiche „Salbuch“ des Pfarrers Johann Jakob Pämer von Fürholzen ausgewertet wurde. Mit der Beschreibung von kirchlichen Wandlungsprozessen in der „Vertriebenenstadt“ Waldkraiburg zwischen 1960 und 1980 sowie einem Überblick über kirchliche Kinder- und Jugendheime im Erzbistum nach 1945 reichen die Themen bis nahe an die Gegenwart heran.
 
Die Vorträge finden im Jugendheim der Dompfarrei (München, Frauenplatz 13/I) statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Für den Stadtrundgang am 17. Mai 2025 ist wegen beschränkter Teilnehmerzahl eine schriftliche Anmeldung (über info@vdg-muenchen.de) erforderlich.
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Mit vereinten Kräften

Praktikantinnen und Praktikanten der Bayerischen Archivschule im Archiv des Erzbistums

Die Archiv-Anwärter:innen mit ihrem Praktikumsbetreuer, Archivleiter Michael Volpert, und einem Teil der bearbeiteten Akten
 
München, 28. Februar 2025. Im Rahmen ihrer Ausbildung an der Bayerischen Archivschule absolvierten neun angehende staatliche Archivarinnen und Archivare im Februar 2025 ein vierwöchiges Praktikum im Archiv des Erzbistums München und Freising. Praktika in einem Kirchenarchiv und in einem Kommunalarchiv sind von der Ausbildungsordnung in der zweiten Qualifikationsebene der Fachlaufbahn Bildung und Wissenschaft, fachlicher Schwerpunkt Archivwesen (ehem. Mittlerer Archivdienst) vorgesehen. Das Archiv des Erzbistums fungiert dabei seit vielen Jahren als Praktikumsarchiv; Voraussetzung dafür ist ein den staatlichen Anforderungen entsprechendes Niveau der archivarischen Arbeit.
 
Die Archiv-Anwärter:innen lernten die Aufgaben eines katholischen Diözesanarchivs sowie die Tätigkeitsbereiche an den beiden Archivstandorten München und Neufahrn bei Freising kennen. Ein Schwerpunkt lag bei der praktischen Anwendung der sowohl von den Staatlichen Archiven Bayerns als auch vom Archiv des Erzbistums verwendeten Archiv-Software ACTApro. Entsprechend dem Ausbildungsschwerpunkt auf Unterlagen des 19. und 20. Jahrhunderts wurde diese an zwei neueren Archivbeständen geübt:
 
Die Amtsakten von Erzbischof Joseph Kardinal Wendel (1952–1960) im Umfang von 922 Verzeichnungseinheiten wurden von Fremdmaterialien (Büroklammern, Plastikhüllen) befreit, in säurefreie Mappen verpackt, mit Signatur- und Barcode-Etiketten versehen und im Archivsystem verbucht. Sie stehen – nach Ablauf der archivrechtlichen Schutzfristen und der jüngst erfolgten detaillierten Neuverzeichnung – somit für die Nutzung zur Verfügung. Nicht weniger als 1.554 Personalakten von ausgeschiedenen Laien-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern des Erzbistums wurden durch die Anwärter:innen digital verzeichnet und technisch für die Archivierung aufbereitet.
 
Archivleiter Michael Volpert M.A. M.A., der das Praktikum fachlich betreute, war erfreut über diese tatkräftige Unterstützung: „Mit vereinten Kräften haben wir ein großes Stück Arbeit bewältigt – zum Nutzen für die künftigen Kolleginnen und Kollegen, aber auch für die Archiv-Nutzer:innen.“ Die Praktikantinnen und Praktikanten zeigten sich ihrerseits beeindruckt von der konsequenten Anwendung der Archiv-Software und den umfangreichen und nutzerfreundlichen Online-Angeboten des Archivs und Erzbistums.
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Gottesfurcht und Liebschaften in Reit im Winkl

Weitere „Pfarrakten“ online nutzbar

Skizze eines „Marterls“ in der Pfarrei Reit im Winkl, 1851
 
München, 11. April 2025. Mit rund 3.000 weiteren digitalisierten Akten zu den einzelnen Pfarreien des Erzbistums München und Freising setzt das Archiv des Erzbistums die Online-Bereitstellung dieser wichtigen Aktengruppe fort. Umfasst sind die Pfarreien von Piding bis Schwabhausen. Insgesamt sind nun rund 20.000 „Pfarrakten“ online verfügbar.
 
Darüber hinaus können auch die Akten zum Rest des Ortsalphabets (Schweinersdorf bis Zweikirchen) jetzt online recherchiert und zur Einsicht in den Lesesaal bestellt werden. Deren Digitalisierung und Online-Stellung sind im Lauf des Jahres 2025 vorgesehen. Kurz vor dem Abschluss steht die detaillierte digitale Neuverzeichnung der umfangreichen Pfarrakten zu den Münchner Pfarreien.
 
Die „Pfarrakten“ stellen wesentliche Quellen zur Geschichte der einzelnen Pfarreien sowie zum kirchlichen und weltlichen Leben im Bistumsgebiet dar. Denn in ihnen sind alle pfarrlichen Angelegenheiten dokumentiert, mit denen sich die jeweiligen kirchlichen Oberbehörden (v.a. Geistlicher Rat Freising, Konsistorium Salzburg und Salzburger Archidiakonate in Bayern, Bistum Chiemsee, Erzbischöfliches Ordinariat München) zwischen dem späten 16. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts befasst haben – seien es Personal-, Bau- und Seelsorgethemen oder die Regelung des Nachlasses verstorbener Geistlicher.
 
Beispielsweise enthält der Akt „Pfarrbeschreibungen“ zur Pfarrei Reit Winkl (PfarrA18347) mehrere ausführliche Darstellungen des kirchlichen Lebens in der Pfarrei, die dem Erzbischöflichen Ordinariat München übersandt wurden. In der Beantwortung von Visitationsfragen (Bild [66]-[80]) attestierte Pfarrer Joseph Aaron Kurz 1823 seiner Gemeinde zwar generell, „gut gesittet und gottesfürchtig zu sein“, kritisierte aber die sommerlichen Zusammenkünfte junger Leute auf den Almen, die Gelegenheit zu „Liebschaften und nicht selten zum wirklichen Laster der Unzucht u. den daraus folgenden unehelichen Geburten“ gäben. Pfarrer Anton Dötzkirchner dokumentierte 1851 in seiner Pfarrbeschreibung (Bild [1]-[20]) u.a. vier mittelalterliche „Gedenksäulen von rothem Marmor“ im Pfarrgebiet.
 
Die „Pfarrakten“ sind zu unterscheiden von den Unterlagen aus Pfarrarchiven, die bei der örtlichen kirchlichen Verwaltung entstanden sind. Seit Sommer 2024 ist rund ein Drittel der Pfarrarchive im Archiv des Erzbistums zentralisiert (Liste) und über dessen Lesesaal nutzbar. Knapp zwei Drittel befinden sich weiterhin vor Ort. Zur fundierten Erforschung von Orts- und Pfarrgeschichte ist es erforderlich, beide Überlieferungsstränge heranzuziehen.
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Frühmesse und „zügelloses Alpenleben“

Quellen zur Regionalgeschichte aus 200 Jahren

Karte des Erzbistums München und Freising, 1832 (Ausschnitt Tegernseer Tal)
 
München, 15. April 2025. Immer wieder in den letzten zwei Jahrhunderten mussten die Pfarrer für das Münchner Ordinariat den aktuellen Stand ihrer Pfarreien beschreiben. Die Pfarrer wird das weniger gefreut haben. Doch für heutige Geschichtsinteressierte schufen sie damit höchst aufschlussreiche Quellen, die Einblicke in die Ortsgeschichte und in das weltliche wie kirchliche Leben erlauben – von der Gottesdienstordnung über die Siedlungs- und Bevölkerungsstruktur bis zum Almleben.
 
Diese Quellen existieren für nahezu alle Pfarreien des Bistumsgebiets und sind zum großen teil auch bereits über das Digitale Archiv des Erzbistums zugänglich. Bei einer Veranstaltung, die das Katholische Bildungswerk im Landkreis Miesbach anbietet, werden sie exemplarisch für das Tegernseer Tal vorgestellt. Textbeispiele aus allen Pfarreien des Tals (Egern, Gmund, Kreuth, Tegernsee, Waakirchen, Bad Wiessee) werden gemeinsam gelesen und besprochen.
 
Die Veranstaltung findet am Samstag, den 24. Mai 2025 von 9.30 bis 12.30 Uhr im Pfarrheim St. Laurentius, Seestr. 55, 83700 Rottach-Egern, statt. Referent ist der Kirchenhistoriker und stellvertretende Direktor von Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising, Dr. Roland Götz. Zielgruppen sind Kirchen- und Heimatführer:innen, die Mitglieder von Geschichtsvereinen und historischen Arbeitskreisen und alle Geschichtsinteressierten. Vorkenntnis im Lesen der deutschen Schreibschrift sind nicht erforderlich.
 
Anmeldung bis zum 22. Mai 2025 beim Bildungswerk Miesbach: 08025/99290, https://www.kbw-miesbach.de/veranstaltungen/details/24220_fruehmesse-und-zuegelloses-alpenleben-200-jahre-kirchliches oder info@kbw-miesbach.de
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Bildnachweise

Archiv - BibliothekName: Archiv - Bibliothek
Bildnachweis: SMB für Archiv und Bibliothek des Erzbistums
Blick über den zerstörten Chor des Doms nach Osten zum heutigen MarienhofName: Blick über den zerstörten Chor des Doms nach Osten zum heutigen Marienhof
Bildnachweis: Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising
Veranstaltungsprogramm 2025 (Ausschnitt)Name: Veranstaltungsprogramm 2025 (Ausschnitt)
Bildnachweis: Verein für Diözesangeschichte von München und Freising e.V.
Die Archiv-Anwärter:innen mit ihrem Praktikumsbetreuer, Archivleiter Michael Volpert, und einem Teil der bearbeiteten AktenName: Die Archiv-Anwärter:innen mit ihrem Praktikumsbetreuer, Archivleiter Michael Volpert, und einem Teil der bearbeiteten Akten
Bildnachweis: Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising
Skizze eines „Marterls“ in der Pfarrei Reit im Winkl, 1851Name: Skizze eines „Marterls“ in der Pfarrei Reit im Winkl, 1851
Bildnachweis: Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising
Karte des Erzbistums München und Freising, 1832 (Ausschnitt Tegernseer Tal)Name: Karte des Erzbistums München und Freising, 1832 (Ausschnitt Tegernseer Tal)
Bildnachweis: Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising