Archiv - Bibliothek

Aus der Arbeit von Archiv und Bibliothek

Neuigkeiten Dezember 2024

Herzlich willkommen zur neuen Ausgabe des Newsletters von Archiv und Bibliothek des Erzbistums!

Wir informieren Sie in unregelmäßigen Abständen über Aktuelles aus der Arbeit von Archiv und Bibliothek, z.B. die Bereitstellung von neuen Findbüchern und Digitalisaten im Digitalen Archiv des Erzbistums, bemerkenswerte Neuzugänge oder Medienberichte.
Wir wünschen allen unseren Abonnenten frohe Weihnachten
und ein gutes neues Jahr!

Inhaltsverzeichnis

  1. Dienst am Geist
  2. Zwischen Luftalarm und Notkirche

Dienst am Geist

Konservierung von Hegel-Handschriften

Vorlesungsmitschrift „Geschichte der Philosophie“, beschädigter oberer Rand durch (reversible) Verklebung mit Japan-Papier gesichert, keine Ergänzung der Fehlstellen
 
München, 31. Oktober 2024. Beim Pressegespräch in einer Münchner Restaurierungswerkstatt wurde die Öffentlichkeit am 29. Oktober 2024 über Konservierungsmaßnahmen an kostbaren Manuskripten aus der Diözesanbibliothek des Erzbistums München und Freising informiert. Die Mitschriften von Vorlesungen des berühmten Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) wurden erst 2022 in ihrer vollen Bedeutung erkannt (vgl. Pressemitteilung vom 24. November 2022) und werden derzeit für die Nutzung ertüchtigt.
 
Über Stand und Methodik der Arbeiten informierten der stellvertretende Direktor von Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising, Dr. Roland Götz; der Entdecker der fast 200 Jahre von der Forschung nicht näher beachteten Papiere und Hegel-Biograph Prof. Dr. Klaus Vieweg von der Friedrich-Schiller-Universität Jena; die Leiterin der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK), Dr. Ursula Hartwieg; und die beauftragte Restauratorin und Inhaberin der Buchwerkstatt Schiedeck, Andrea Fellinger.
 
Die Manuskripte gelangten in die Diözesanbibliothek als Teil des privaten Nachlasses des Theologen Friedrich Windischmann (1811-1861), Professor für katholische Theologie in München, Domkapitular und von 1846 bis 1856 Generalvikar der Erzdiözese München und Freising. Dieser war Sohn des Bonner Philosophieprofessors und Mediziners Karl Joseph Hieronymus Windischmann (1775-1839), der in Kontakt mit Hegel stand und die Mitschriften als Geschenk vom Hegel-Schüler Friedrich Wilhelm Carové erhielt. Ihre Existenz in der Bibliothek war der Forschung zwar seit Längerem bekannt; ihre volle Bedeutung als einmalige Zeugnisse der Geistesgeschichte wurde jedoch erst 2022 von Prof. Vieweg erkannt.
Vorführung der Blattrandsicherung
 
Ein Teil der rund 4.000 Seiten war wegen früherer ungünstiger Lagerbedingungen durch Schimmelbefall geschädigt; Blattränder drohten deshalb abzubröckeln. Aufgrund ihrer anerkannt hohen Bedeutung orientiert sich die nun durchgeführte Konservierung der Papiere an höchsten Maßstäben. Nach vorausgehender Trockenreinigung werden Blattkanten, die geschädigt sind, durch Hinterklebung mit feinem Japan-Papier stabilisiert, um möglichem Buchstabenverlust vorzubeugen. Auf Ergänzungen fehlender Teile wird dabei verzichtet, so dass frühere Schädigungen sichtbar bleiben. Erst derart gefestigt können die Manuskriptseiten digitalisiert werden. Die Digitalisate werden dann Arbeitsgrundlage einer Forschergruppe an den Universitäten Jena und Bamberg sein, die eine vollständige wissenschaftliche Edition der Vorlesungstexte vorbereitet. Die Originale stehen für spezielle Fragestellungen weiterhin zur Verfügung.
 
Die arbeitsaufwändigen, große Sorgfalt erfordernden Konservierungsmaßnahmen werden von der Erzdiözese München und Freising mit maßgeblicher Unterstützung der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts finanziert. Deren Leiterin betonte beim Pressegespräch die Bedeutung der Erhaltung originalen schriftlichen Kulturguts als unverzichtbare Grundlage für künftige Forschungen.
 
Über das Pressegespräch berichtete u.a. der Deutschlandfunk.
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Zwischen Luftalarm und Notkirche

Weihnachten im Zweiten Weltkrieg

Die am 7. Januar 1945 zerstörte Notkirche der Pfarrei München-St. Sebastian in einem Turnsaal der Hohenzollernschule. Fotografie von Stadtpfarrer Otto Breiter
 
München, 12. Dezember 2024. Die Texte aller rund 560 im Archiv des Erzbistums München und Freising überlieferten Kriegs- und Einmarschberichte der Seelsorger stehen seit einiger Zeit online zur Verfügung. Die Suchfunktion erlaubt es, innerhalb des pdf-Dokuments der gesamten Edition gezielt nach Begriffen, Namen oder Daten zu recherchieren, und ermöglicht damit deren Auswertung für unterschiedlichste Fragestellungen. So können u.a. eindrucksvolle Informationen zu Weihnachten in Kriegszeiten aufgefunden werden:
Wie der Pfarrer von Gmund (Dekanat Tegernsee) meldet, konnte die Christmette 1939 noch in herkömmlicher Weise nachts gehalten werden, in den übrigen Kriegsjahren nur als Abendgottesdienst am 24. Dezember. Allerdings führten Probleme bei der Verdunklung der Pfarrkirche in Hechenberg (Dekanat Tölz) 1940 dazu, dass die Christmette schon nachmittags um 16.30 Uhr gefeiert werden musste.
Stadtpfarrer Otto Breiter von München-St. Sebastian berichtet, dass der Turnsaal der Hohenzollernschule (heute Hermann-Frieb-Realschule, Hohenzollernstr. 140), der der Pfarrei seit der Zerstörung ihrer Pfarrkirche als Notkirche diente, am 17. Dezember 1944 schwere Schäden an Türen und Fenstern erlitt. Doch konnte er bis zum 24. Dezember wieder hergestellt werden und bei den Weihnachtsgottesdiensten bis zu 700 Personen Platz bieten. Am 7. Januar 1945 wurde er völlig zerstört.
Die Pfarrkirche Mariä Heimsuchung im Münchner Westend hatte bei einem Fliegerangriff Mitte November 1944 ihr Dach verloren; die Gottesdienste wurden in die Unterkirche verlegt. Doch weil „es am Hl. Abend trocken Wetter war, konnte der Weihnachtsgottesdienst oben in der Kirche sein, die freilich dem armen Stall von Bethlehem ähnlich war. Mit den noch brauchbaren Ziegeln wurden mühsam zuerst Presbyterium, Sakristei und Westseite der Kirche eingedeckt. Zu Weihnachten konnten die ersten 5000 Falzplatten beigebracht werden …“
In der Pfarrei St. Wolfgang in München-Haidhausen hatten aufgrund eines Bombardements am 17. Dezember „viele Wohnungen … über Weihnachten kein Licht“. Der zur Schutträumung eingesetzte Bagger „kreischte 10 Tage lang, Tag und Nacht, auch am Weihnachtsfest.“
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Bildnachweise

Archiv - BibliothekName: Archiv - Bibliothek
Bildnachweis: SMB für Archiv und Bibliothek des Erzbistums
Vorlesungsmitschrift „Geschichte der Philosophie“, beschädigter oberer Rand durch (reversible) Verklebung mit Japan-Papier gesichert, keine Ergänzung der FehlstellenName: Vorlesungsmitschrift „Geschichte der Philosophie“, beschädigter oberer Rand durch (reversible) Verklebung mit Japan-Papier gesichert, keine Ergänzung der Fehlstellen
Bildnachweis: Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising
Vorführung der BlattrandsicherungName: Vorführung der Blattrandsicherung
Bildnachweis: Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising
Die am 7. Januar 1945 zerstörte Notkirche der Pfarrei München-St. Sebastian in einem Turnsaal der Hohenzollernschule. Fotografie von Stadtpfarrer Otto BreiterName: Die am 7. Januar 1945 zerstörte Notkirche der Pfarrei München-St. Sebastian in einem Turnsaal der Hohenzollernschule. Fotografie von Stadtpfarrer Otto Breiter
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