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| Schätze aus dem PfarrhofEin Drittel der Pfarrarchive des Erzbistums zentralisiert | München, 3. Juni 2024. Seit der Einholung der Pfarrarchive Prien und Rimsting am 29. Mai 2024 sind nun 250 Pfarrarchive im Archiv des Erzbistums München und Freising deponiert. Damit wird rund ein Drittel der Archive, die das kirchliche Leben vor Ort dokumentieren, zentral im Diözesanarchiv aufbewahrt. Pfarrarchive beinhalten Unterlagen, die im Zuge kirchlicher Verwaltungstätigkeit in den einzelnen Pfarreien entstanden. Nicht selten reichen sie bis ins späte Mittelalter zurück und bieten wertvolle Informationen nicht nur zur Pfarr-, sondern auch zur jeweiligen Ortsgeschichte. Darüber hinaus dienen sie nach wie vor der kirchlichen Verwaltung, z.B. durch die dauerhafte Vorhaltung von Verträgen, Notariatsurkunden, Bauplänen und Inventaren. Das Pfarrarchiv liegt in der Verantwortung der jeweiligen Pfarrei und zählt zum Eigentum der Kirchenstiftung, die vom Pfarrer und der gewählten Kirchenverwaltung verwaltet wird. Die im kirchlichen Recht festgelegte Pflicht zur Archivierung erfüllt die Pfarrei entweder durch die Unterhaltung eines eigenen Archivs vor Ort oder durch die Übergabe an das Diözesanarchiv. In beiden Fällen unterstützt die Fachstelle für „Archivpflege“ des Diözesanarchivs die Pfarreien bei der Erhaltung und Nutzbarmachung ihrer historisch wertvollen Unterlagen. Pfarreien und Erzbistum leisten somit gemeinsam einen großen Beitrag zur Bewahrung schriftlichen Kulturgutes von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Dies schließt gerade auch ländliche Regionen ein. Sind vor Ort die Möglichkeiten einer fachgerechten Aufbewahrung und Betreuung nicht gegeben, wird zwischen der jeweiligen Kirchenstiftung und der Erzdiözese ein Depositalvertrag geschlossen; dadurch geht die Verantwortung für die fachgerechte Archivierung an das Diözesanarchiv über, während das Eigentumsrecht bei der Kirchenstiftung verbleibt. Im Zuge der Zentralisierung der Verwaltungen in den Pfarrverbänden und angesichts der für eine sachgerechte Lagerung von Archivgut erforderlichen räumlichen Voraussetzungen machen immer mehr Pfarreien von dieser Möglichkeit Gebrauch. Eine regelmäßig aktualisierte Liste der deponierten Pfarrarchive ist auf der Homepage von Archiv und Bibliothek des Erzbistums zu finden. Derzeit beträgt ihr Umfang – würde man alle belegten Regalbretter aneinanderreihen – rund 3,5 Regalkilometer im diözesanen Archiv- und Bibliotheksdepot in Neufahrn bei Freising. Ihre Nutzung erfolgt über das Archiv des Erzbistums. Findbücher werden sukzessive über das Digitale Archiv des Erzbistums online bereitgestellt. Die übrigen derzeit rund 500 Pfarrarchive werden in den Pfarreien des Erzbistums meist von Verwaltungskräften oder Ehrenamtlichen betreut. Diese Aufgabe umfasst u.a. die Ordnung und Verzeichnung, die sichere Lagerung und die rechtskonforme Nutzung der Dokumente. Die Nutzung erfolgt auf Grundlage der Kirchlichen Archivordnung (KAO) und der Archivordnung für die Seelsorgsstellen. Das Diözesanarchiv berät und unterstützt die örtlichen Verantwortlichen in allen archivischen Fragen sowie bei organisatorischen und rechtlichen Problemen. Neben Besuchen vor Ort bietet der zuständige Fachreferent regelmäßig auch bei einer Online-Sprechstunde Rat und Hilfe an. Sie findet jeweils am letzten Freitag im Monat von 14.00 bis 15.00 Uhr (und in Ausnahmefällen auch nach Vereinbarung) statt. Anmeldung ist bis zwei Tage vor dem Termin erbeten unter archivberatung@eomuc.de Die Sprechstunde steht sowohl Personen offen, die bereits mit einem Pfarrarchiv arbeiten, als auch solchen, die sich für diese Tätigkeit interessieren. Kontakt: Dr. Christopher Sterzenbach, Archiv des Erzbistums München und Freising, Karmeliterstr. 1, 80333 München; 089 / 2137-1346; archivberatung@eomuc.de Informationen und Materialien zur Pfarrarchivpflege: Archivberatung (erzbistum-muenchen.de) | [nach oben zum Inhaltsverzeichnis] |
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| „Notfallverbund Bayern“Beteiligung des Erzbistums an bayernweiter Aktion zum Schutz von Kulturgut | München, 3. Juli 2024. Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising beteiligen sich an einer bayernweiten Aktion zum gemeinschaftlichen Schutz von Kulturgut. Sie gehören zu den Erstunterzeichnern einer Vereinbarung, durch die am 27. Juni 2024 der „Notfallverbund Bayern“ ins Leben gerufen wurde. Die Kultureinrichtungen reagieren damit auf die zunehmende Bedrohung ihrer Bestände durch Großschadensereignisse, die allein auf lokaler Ebene nicht mehr zu bewältigen sind. Die im Notfallverbund Bayern zusammengeschlossenen Institutionen bündeln im Falle eines solchen Großschadensereignisses ihre personellen, fachlichen und technischen Ressourcen, um unersetzliches Kulturgut zu bergen und erstzuversorgen und es so vor Verlust und Zerstörung zu bewahren. Dafür sollen die erforderlichen Großgeräte beschafft und bereitgehalten sowie ein regelmäßiger Übungsbetrieb durchgeführt werden. Derzeit läuft die Fertigung eines Spezialcontainers nach dem Vorbild des bereits im Einsatz bewährten Abrollbehälters des Notfallverbundes Köln. Er wird voraussichtlich Mitte 2025 an einem logistisch gut erreichbaren Standort im Raum München für den überregionalen Abruf bereitstehen. Weitere Information und Links sind zu finden in der Pressemitteilung der Staatlichen Archive Bayerns. | [nach oben zum Inhaltsverzeichnis] |
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| Landshuter SchätzeNeuerwerbungen von Archiv und Bibliothek des Erzbistums | München, 9. Juli 2024. Zwei bedeutende Neuwerbungen mit Bezug zur niederbayerischen Hauptstadt Landshut gelangen Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising kürzlich bei einer Versteigerung des Berliner Auktionshauses Bassenge: Ein Inventar der Pfarrkirche Landshut-St. Martin aus der Mitte des 15. Jahrhunderts und ein früher Landshuter Druck der Lebensbeschreibung des hl. Wolfgang mit zahlreichen Holzschnitt-Illustrationen. Im ersten Fall konnte dadurch ein Verlust nach langer Zeit wieder gut gemacht, im zweiten ein Sammlungsschwerpunkt mit diözesanem Bezug ausgebaut werden. Dies waren für Archiv und Bibliothek des Erzbistums Gründe, trotz beschränkter Haushaltsmittel den Erwerb zu versuchen. Das Landshuter Sakristei-Inventar, auch als „Schatzverzeichnis“ bezeichnet, umfasst ein beidseitig beschriebenes Pergamentblatt im Format von 34 x 20 cm. Es gehörte ursprünglich zum Archiv der Pfarrkirche St. Martin. Zu einem unbekannten Zeitpunkt (jedenfalls nach 1854) kam es dort aber abhanden und wurde 1913 erstmals als im Antiquariatshandel befindlich erwähnt. Seit 1968 befand es sich in der Privatsammlung des Heidelberger Germanisten Prof. Dr. Gerhard Eis (1908–1982), die nun im Rahmen der genannten Auktion aufgelöst wurde. Prof. Eis ließ das Dokument durch einen seiner Schüler wissenschaftlich bearbeiten und im Volltext publizieren: Peter Assion, Ein Landshuter Schatzverzeichnis aus dem 15. Jahrhundert, in: Ostbairische Grenzmarken 11 (1969) 303–312. Anlass zur Abfassung des Inventars gaben wohl Neubau und -einrichtung der Sakristei im Jahr 1446; nach 1458 wurde die Auflistung durch Zusätze ergänzt. Als Verfasser darf einer der Mesner oder der „Kirchpröpste“ (Vorgänger der heutigen Kirchenpfleger) von St. Martin angenommen werden. In deutscher Sprache sind rund 130 Objekte aufgelistet: liturgische Geräte und Reliquiare, Mess- und Gesangbücher, wertvolle und einfachere Messgewänder sowie weitere Textilien. Von besonderem Interesse für die Landshuter Stadtgeschichte ist, dass dabei verschiedentlich die Stifter der einzelnen Gegenstände genannt werden. Das umfangreiche Pfarrarchiv Landshut-St. Martin wird seit 1991 im Diözesanarchiv verwahrt. |
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| | Von 1513 an wirkte an der Pfarrkirche St. Martin der Priester Johann Weißenburger (1465–1536) als „Altarist“. Bereits zuvor in seiner Heimatstadt Nürnberg auch als Drucker tätig, eröffnete er die erste Buchdruckerei Landshuts, die er bis 1533 betrieb. 1516 erschien bei ihm eine Lebensbeschreibung des heiligen Bischofs Wolfgang von Regensburg (924–994). Das lateinische Einleitungs- und das Abschlussgedicht verfasste Wolfgang Seidel (1491–1562), der an der Landshuter Lateinschule studiert hatte und in diesem Jahr in die Benediktinerabtei Tegernsee eintrat; er erwarb sich später einen Ruf insbesondere als Prediger. Die rund 50 ganzseitigen Holzschnitte mit Szenen aus dem Leben des Heiligen, die das Werk illustrieren, werden vier verschiedenen Künstlern zugeschrieben. Anhand der Abbildungen werden die wichtigsten Stationen im Leben des Heiligen erläutert. Angefügt sind u.a. einige Wunderberichte (fol. 57r–60r; Scan 113–119) und Gebete. Möglicherweise diente das handliche Buch (im Format von 15 x 10,5 cm) Gläubigen, die zur Kirche St. Wolfgang am Wolfgangsee pilgern wollten. Hier im Salzkammergut wie im Bistum Regensburg wird heuer das 1.100-Jahr-Jubiläum der Geburt des hl. Wolfgang mit einer Vielzahl von Veranstaltungen begangen. Von diesem Werk waren im Bibliotheksverbund Bayern bisher nur in der Bayerischen Staatsbibliothek, den Universitätsbibliotheken München und Eichstätt-Ingolstadt und der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg Exemplare nachgewiesen. Das nun von der Diözesanbibliothek erworbene trägt auf der ersten Seite einen alten Besitzvermerk des Augustiner-Chorherrenstifts Baumburg (Landkreis Traunstein). Mit diesem Kauf sind in der Diözesanbibliothek nunmehr 35 Titel der für die diözesane Buch- und Kirchengeschichte bedeutenden Landshuter Werkstatt vorhanden. Dazu kommt im Archiv des Erzbistums der Einblattdruck eines Mandats, mit dem Fürstbischof Philipp Pfalzgraf bei Rhein 1525, als ein Übergreifen des Bauernkriegs auf sein Herrschaftsgebiet drohte, seine Untertanen zur Ruhe aufforderte (AEM H10, S. 129 [Bild 156 im Digitalen Archiv]). | [nach oben zum Inhaltsverzeichnis] |
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| Mehrwöchige Schließung des LesesaalsRenovierungsarbeiten und Erweiterung des Bibliotheksangebots | München, 30. Juli 2024. Wegen Renovierungsarbeiten ist der Lesesaal von Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising vom 20. August bis voraussichtlich Ende Oktober 2024 geschlossen. Die umfangreichen Arbeiten in dem denkmalgeschützten Raum und seinen Nebenräumen dienen insbesondere dazu, den Freihand-Buchbestand zu erweitern und eine zeitgemäße Ausleihmöglichkeit der Diözesanbibliothek zu schaffen. Zugleich wird die Zahl der Präsenz-Arbeitsplätze im Lesesaal dem stark zurückgegangenen Bedarf angepasst, da die Nutzung von Archivalien mittlerweile großenteils online erfolgt. Forscherinnen und Forscher werden gebeten, die Schließzeit bei ihren Planungen zu berücksichtigen und ggf. die Bestellung von Digitalisaten in Betracht zu ziehen. In unaufschiebbaren Einzelfällen (z.B. bei termingebundener Fertigstellung von Qualifikationsarbeiten) können nach Anmeldung (archiv@eomuc.de) spezielle Nutzungskonditionen vereinbart werden. | [nach oben zum Inhaltsverzeichnis] |
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| Name: Archiv - Bibliothek Bildnachweis: SMB für Archiv und Bibliothek des Erzbistums |
| | Name: Regal im bisherigen Pfarrarchiv Prien Bildnachweis: Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising |
| | Name: Abrollbehälter Kulturgutschutz des Notfallverbundes Köln Bildnachweis: Stadtarchiv Köln |
| | Name: Sakristei-Inventar der Pfarrkirche Landshut-St. Martin, Mitte 15. Jh. (Vorderseite) Bildnachweis: Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising |
| | Name: Wallfahrer vor dem hl. Wolfgang. Holzschnitt, 1516 Bildnachweis: Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising |
| | Name: Der Lesesaal, ehemals barocke Sakristei der Karmeliterkirche, in seiner bisherigen Gestalt Bildnachweis: Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising |
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