| | Liebe Verantwortliche in Räten und Verbänden, liebe Schwestern und Brüder,
ein historisches Jahr neigt sich seinem Ende entgegen und die allermeisten sind wahrlich froh drum. Die Hoffnung, dass das nächste besser sein wird, ist riesengroß. Diese Hoffnung wird genährt durch ein Wort – Impfstoff. Bringt er, der langersehnte, uns unser normales Leben zurück? Wann kommt er endlich, wer darf wann geimpft werden und wie schaut es mit den Nebenwirkungen aus? Wir alle sitzen im Wartezimmer der Pandemie. Die Gesunden fragen sich, schaffen wir diese Wartezeit noch, ohne angesteckt zu werden, ohne andere anzustecken, ohne dass noch mehr Existenzen gefährdet werden und ohne dass die Wirtschaft hops geht. Die Ärgerlichen, die Betroffenen und die vermeintlich Starken wollen wissen, wann die erzwungenen Freiheitsbeschränkungen endlich enden und wer das letztlich alles bezahlen soll. Die bereits Infizierten hoffen auf baldige Genesung und darauf, keine Schäden davon getragen zu haben. Unsere Gedanken sind bei den Trauernden, den Schwerstkranken, den Besorgten und Ängstlichen, den Einsamen und den Alleinlebenden. Wann endlich finden jene Frauen und Männer die verdiente Erholung, die für uns alle in unterschiedlichen Berufen und Funktionen diese Ausnahmesituation bis an den Rand ihrer Kräfte und darüber hinaus meistern? Respekt verdienen die, die auf verschiedenen Ebenen Verantwortung tragen und für jede Entscheidung den Kopf hinhalten müssen.
Es stimmt, die Menschen in diesem Warteraum erleben die Situation unterschiedlich. Was uns wohl alle eint, ist die Tatsache, dass unsere Ungeduld kaum noch auszuhalten ist. Eigentlich könnte ich jetzt sagen, dass wir Christinnen und Christen große Erfahrung haben mit dem Warten. Dass wir seit über 2000 Jahren im Advent leben und dass unser eigentlicher Hoffnungsträger bereits geboren wurde. Grundsätzlich wäre dieser theologische Hinweis zwar richtig, aber gegenwärtig erschiene es mir doch so, als würde ich die Situation, unter der die meisten Menschen weltweit so sehr leiden, nicht wirklich ernst nehmen. Das ist nicht meine Absicht, denn wie selten zuvor steht der Wahrheitsgehalt des Einleitungssatzes der Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanums auf dem Prüfstand: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.“
Wo also ist die Kirche in der Zeit der Pandemie? Wie nahe war und ist sie den Menschen gerade jetzt? Diese Frage wird gegenwärtig auf allen kirchlichen Ebenen diskutiert und entsprechend persönlicher Erfahrungen unterschiedlich beantwortet. Nach anfänglicher Schockstarre haben sich die Institution und die sie prägende Glaubensgemeinschaft als durchaus lernfähig, innovativ und kreativ erwiesen. In einer Zeit, die uns mehr denn je mit der Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz konfrontiert hat und in der nicht nur kranke und ältere Menschen die Einsamkeit und Verlassenheit als schmerzliche Not erfahren haben, gab es Haupt- und Ehrenamtliche, Laien und Kleriker, denen es mit viel Phantasie gelungen ist, menschliche Nähe und damit auch die Nähe Gottes trotz aller Widrigkeiten spürbar zu machen. Die verschlossenen Kirchentüren haben sie im übertragenen und im tatsächlichen Sinne wieder aufgesperrt. Sie haben deutlich gemacht, dass Kirche mehr ist als Liturgie, und Liturgie mehr ist als nur gestreamte Gottesdienste aus dem Altarraum. Auch wenn ich zugeben muss, dass letztere mir persönlich als Notlösung durchaus lieb geworden sind. Nein, Kirche ist nicht einfach ausgefallen. Nach wie vor erreichen mich aus Pfarreien, Verbänden und kirchlichen Einrichtungen Berichte von großartigen religiösen und sozialen Gemeinschaftsaktionen. Und nicht vergessen möchte ich die mutigen Christinnen und Christen, die Gesundheit und Leben riskieren, um Kranke zu pflegen und Sterbende würdevoll zu begleiten.
Keineswegs zu leugnen ist aber auch die andere Seite. Es wurden und werden Fehler gemacht – aus Unwissenheit, aus Dummheit, aus Überheblichkeit und aus Bequemlichkeit. Gerade die bittere Enttäuschung vieler Laien darf nicht verschwiegen werden, die sich in dieser Krisenzeit häufig als bevormundete Helferlein missbraucht fühlen und mit ihren Anliegen und Ideen wenig Wertschätzung erfahren. Die Ausnahmesituation lässt bereits bestehende Problemfelder nicht verschwinden, sondern an manchen Stellen sogar noch deutlicher hervortreten. Selbst der so vielversprechend begonnene Synodale Weg wurde durch das Virus ausgebremst und läuft Gefahr, gänzlich ins Stocken zu geraten. So manche irritierenden Papiere und Äußerungen tun ihr Übriges. Dabei ist der Grund für diesen gemeinsamen Weg drängender denn je. Angesichts der systematischen Verbrechen und der sexualisierten Gewalt in der Kirche ist noch längeres Zuwarten und Beharren auf dem Status Quo inakzeptabel. Die Corona-Krise ist nicht die einzige Bewährungsprobe für die Kirche.
Außerdem geht es bei all dem nicht allein um die Kirche in Deutschland. In Zeiten der Pandemie sind wir noch stärker herausgefordert, uns als Teil der Weltschicksalsgemeinschaft zu begreifen. Deshalb sind wir in Gedanken und im Gebet speziell auch bei unseren Freunden und Geschwistern in Evry, in Rom und in Ecuador. Die Weihnachtsbotschaft des Engels gilt in diesem Jahr ganz besonders: „Fürchtet euch nicht!“ „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.“ Er kommt uns entgegen und gibt dem Warten Hoffnung und Sinn.
Ich wünsche Ihnen auch im Namen des Vorstands und aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Diözesanrats ein möglichst unbeschwertes Weihnachtsfest und mehr denn je ein gutes, gesundes und gesegnetes neues Jahr.
In geschwisterlicher Verbundenheit Ihr |
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| | Prof. Dr. Hans Tremmel Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese und Freising
Diesen Weihnachtsbrief finden Sie auch online. |
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| Hausgottesdienste: Angebote und Vorlagen zur Feier des vierten Advents und der Weihnachtstage | Gestalten Sie diese Gottesdienste bewusst in ihren Wohnungen und Häusern. Sie haben die Möglichkeit, via Bildschirm an den Gottesdiensten teilzunehmen, die über den Streamingdienst unserer Erzdiözese verbreitet werden und ebenso an den Gottesdiensten, die die Rundfunkanstalten ARD, ZDF und BR ausstrahlen. Darüber hinaus stellen wir ihnen hier Vorlagen für Hausgottesdienste auch speziell für den vierten Advent und zur Feier der Weihnachtstage zur Verfügung, die auf den Texten und Ordnungen der Liturgie beruhen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Fachabteilungen Kinderpastoral, Homiletische und katechetische Bildung und Liturgie haben diese Vorlagen erarbeitet. Seien Sie aber im Rahmen ihrer Möglichkeiten gerne darüber hinaus selbst kreativ. Passen Sie die Vorlage an Ihre Situation zu Hause an. Denken Sie bitte auch daran, diese Hausgottesdienste unter Beachtung der Hygienevorschriften an Nachbarn und Bekannte weiterzugeben, die keinen Zugang zum Internet haben und gerne das Wort Gottes lesen und beten möchten. Es ist ein Zeichen der Solidarität im Gebet.
Text: Michael Wagner, Fachreferent Abt. Liturgie |
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| Wir unterstützen: | 1973 vom Katholikenrat der Region München und dem Diözesanrat gegründet, hilft seitdem Frauen und Familien, die in Erwartung eines Kindes oder nach der Geburt in Not geraten sind. www.aktionfuerdasleben.de |
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