Nr. 07 | 25. Januar 2018
Amoris laetitia


Text Amoris laetitia 
 
// Die Jungfräulichkeit und die Ehe sind verschiedene Formen, zu lieben…// (AL 161).
// Der Zölibat läuft Gefahr, eine bequeme Einsamkeit zu sein, welche die Freiheit gewährt, sich selbstbestimmt zu bewegen, Orte, Aufgaben und Entscheidungen zu ändern, über das eigene Geld zu verfügen, je nach der Attraktion des Momentes Kontakte mit verschiedenen Menschen zu pflegen. Hier glänzt das Zeugnis der Verheirateten. Wer zur Jungfräulichkeit berufen ist, kann in manchen Ehen ein deutliches Zeichen der großherzigen und unerschütterlichen Treue Gottes zu seinem Bund finden, …// (AL 162).
// Wer also ein tiefes Verlangen nach Spiritualität hat, soll nicht meinen, die Familie halte ihn von einem Wachstum im Leben des Geistes fern…//
(AL 316).


Reflexion Amoris laetitia 
 
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wieso Pfarrer „Geistliche“ sind? Im Mittelalter lebte man und frau „geistlich“ im Kloster – und „weltlich“ in der Familie. Ersteres galt als vollkommen, letzteres als zweitklassig. Später wurden „die Geistlichen“ zum Synonym für die Kleriker. Theoretisch ist diese Stände-Hierarchie längst überholt. Praktisch prägt sie uns nach wie vor: in mancher Redewendung oder in Elementen des Brauchtums. Ist eine Primiz „mehr wert“ als eine Hochzeit?
Papst Franziskus ist die Gleichwertigkeit beider Berufungen wichtig (AL 160). Nicht nur das: Lange galten alle, die in Ehe und Familie leben, als Objekte der Pastoral, deren Träger die „Geistlichen“ waren. Franziskus will keine Einbahnstraße. Er benennt die Gefahren zölibatären Lebens. Seine Formulierung von der „bequemen Einsamkeit“ (AL 162) offenbart den tiefen Menschenkenner und realistischen Priesterseelsorger. Familie und Zölibat sollen sich gegenseitig bereichern. Das fängt schon bei der Priesterausbildung an. Hier sieht Franziskus Lücken in Sachen psychoaffektive Reife der Kandidaten. Er hält daher den Kontakt mit realen Familien in der Ausbildung für unverzichtbar (AL 203). Die Treue mancher Eheleute kann zum Vorbild für die Treue der Zölibatären werden.
Umgekehrt können auch Familien Wertvolles lernen durch jene, die jungfräulich leben. Franziskus sieht in der Jungfräulichkeit zeichenhaft die Liebe verwirklicht, die es nicht nötig hat, einen anderen zu besitzen (AL 161). Grundsätzlich brauchen auch alle in Ehe und Familie diese „jungfräuliche“ Haltung: Denn unser/e Ehepartner/in und unsere Kinder gehören uns nicht. Letztlich bleibt jede/r unverfügbares Geheimnis. Letztlich gehört auch die Einsamkeit zur Spiritualität der Familie.


Impuls Amoris laetitia 
 
Bibelstelle 1 Petr 2,9a: "Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde (…)."
 
Gebet:  Unbegreiflicher und menschenfreundlicher Gott.
Wir danken Dir, dass Du uns berufen hast zu lieben.
In der Taufe hast Du uns allen die Würde Deiner königlichen Priesterschaft geschenkt.
Mitten in Deiner wunderbaren Welt leben wir auf verschiedenen Wegen aus Deinem Geist.
Wir danken Dir dafür, wie bunt Dein Volk ist.
Schenk uns Wertschätzung füreinander und den Mut zur Begegnung.
Segne uns da, wo Du uns haben willst: am Küchentisch und in der Sakristei, am Wickeltisch und am Krankenbett, wenn wir einander küssen und wenn wir beten. Amen.

Autorin

Dr. Hildegard Gosebrink, Arbeitsgemeinschaft Frauenseelsorge in Bayern


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Herausgeber:
Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising
Schrammerstr. 3/VI., 80333 München, www.dioezesanrat-muenchen.de
Sachbereichgremium Familie und Lebensgestaltung

Redaktion:
Dr. Margret Langenmayr

Kontakt: 
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