Nr. 04 | 23. November 2017 |
// [Wir haben] häufig die Ehe so präsentiert, dass ihr Vereinigungszweck – nämlich die Berufung, in der Liebe zu wachsen, und das Ideal der gegenseitigen Hilfe überlagert wurde durch eine fast ausschließliche Betonung der Aufgabe der Fortpflanzung. […] Andere Male haben wir ein allzu abstraktes theologisches Ideal der Ehe vorgestellt, das fast künstlich konstruiert und weit von der konkreten Situation und den tatsächlichen Möglichkeiten der realen Familien entfernt ist. Diese übertriebene Idealisierung, vor allem, wenn wir nicht das Vertrauen auf die Gnade wachgerufen haben, hat die Ehe nicht erstrebenswerter und attraktiver gemacht, sondern das völlige Gegenteil bewirkt.// (Amoris Laetitia 36) |
Papst Franziskus spricht hier mit entblößender Ehrlichkeit über die Schwierigkeiten des kirchlichen Lehramtes, ein angemessenes, wirklichkeitsgerechtes Eheideal zu entwickeln. Wurde über Jahrhunderte hinweg in Kirche und Gesellschaft die Ehe vornehmlich als Institution zur Zeugung und Erziehung von Nachkommenschaft gewertet, so rückte seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts zwar verstärkt ihre personale Dimension als Lebens- und Liebesgemeinschaft ins Zentrum der theologischen Reflexion. Die sakramentale Deutung dieses Liebesgeschehens als Metapher des Gottesbundes, ja mehr noch, als Realsymbol des Bundes Christi mit der Kirche, führte dabei aber nicht selten zu einem theologisch überhöhten Liebesverständnis. Ein solches steht nicht weniger in der Gefahr, die Menschen in ihrem konkreten Ehealltag mit einem wirklichkeitsfremden Ideal zu überfordern als jene Vergöttlichung der Liebe „von unten“, wie sie auch in säkularen, neoromantischen Liebeskonzeptionen anzutreffen ist. Papst Franziskus weist daher zu Recht darauf hin, dass die Ehe als umfassende und dauerhafte Gemeinschaft des Lebens und der Liebe ein Wachstumsprozess ist. Zu einem solchen Prozess gehören Konflikte und Krisen, Abschied und Neuanfang, Gelingen und Scheitern. |
Gedicht: Was ich will Ich will dich nicht auf Händen tragen weil mir das zu schwer ist und weil ich vertraue dass du alleine gehen kannst Ich will dir aber gerne meine Hand geben in Zeiten wo du Halt und Stütze brauchst Ich will die Welt nicht mit deinen Augen sehen weil mich das blind macht und weil ich daran glaube dass zweierlei Sicht berechtigt ist Ich will dir aber gerne in die Augen schauen um DICH zu sehen Ich will dir nicht mein Herz verschenken weil ich daran herzlos würde und weil ich tief empfinde wie groß und reich dein eigenes ist Ich will mein Herz aber gerne öffnen damit du MICH erkennst Ich will dir nicht das Paradies versprechen weil mir dieses Wort zu groß scheint und weil mich die Erfahrung lehrte wie wesentlich das Kleine ist Ich will dir aber gerne sagen ich werde mich um uns bemühen Aus: „Das Herz wieder öffnen. Krisen als Entscheidung zur Wende“ von Ulrike Parnreiter-Fingerl
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Autor
Prof. Dr. Hans-Günter Gruber, Kath. Stiftungshochschule München |
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