Nr. 02 | 26. Oktober 2017
Amoris laetitia


Text Amoris laetitia 
 
// Das Evangelium erinnert uns auch daran, dass die Kinder kein Eigentum der Familie sind, sondern dass sie ihren eigenen Lebensweg vor sich haben. Wenn es stimmt, dass Jesus sich als Vorbild des Gehorsams gegenüber seinen irdischen Eltern zeigt und ihnen untertan ist (vgl. Lk 2,51), ist es auch sicher, dass Jesus zeigt, dass die Lebensentscheidung des Kindes und seine persönliche christliche Berufung eine Trennung verlangen können, um die eigene Hingabe an das Reich Gottes zu erfüllen (vgl. Mt 10,34-37; Lk 9,59-62). Mehr noch, er selbst antwortet im Alter von zwölf Jahren Maria und Josef, dass er eine andere, höhere Aufgabe erfüllen muss, jenseits seiner geschichtlichen Familie (vgl. Lk 2,48-50). Deshalb hebt er die Notwendigkeit anderer, sehr tiefer Bindungen auch innerhalb der familiären Beziehungen hervor: »Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln« (Lk 8,21).// (Amoris Laetitia 18)


Reflexion Amoris laetitia 
 
Dieser Jesus hat keine einfachen Familienbeziehungen. Radikal löst er sich aus den hergebrachten sozialen Formen und fordert das auch von denen, die ihm nachfolgen. Das wirkt auf seine eigene Familie wiederum so verstörend, dass sie ihn mit Gewalt vom Predigen ab- und zurückbringen wollen (Mk 3,11). Diese radikale Trennung ist zu verstehen im Zeichen des anbrechenden Reiches Gottes: Alles, was der alten Welt angehört, verliert seine Geltung, und das geht bis in die engsten Sozialbeziehungen hinein. Zugehörigkeit zur neuen Familie als der familia dei entscheidet sich nun nicht mehr über biologische Abstammung, sondern an ethischer Praxis, wie es auch der Text der Enzyklika Amoris Laetitia herausstellt. In dieser neuen Familie Gottes bleibt die familiäre Pole-position, die unbestrittene Führungsrolle des pater familias in der Lebenswelt des Neuen Testaments, aber leer. Wir sind allein Töchter und Söhne Gottes, des Vaters. Weil sich alles auf Gott Vater hin fokussiert, fällt in der neuen Gemeinschaft im Glauben die patriarchale Hierarchie weg, Geschwisterlichkeit und egalitäre Strukturen ersetzen sie.


Impuls Amoris laetitia 
 
Was mir als Theologin und als Christin nicht nur einsichtig, sondern vielmehr fundamental erscheint, das kann ich als Mutter schwerer nachvollziehen. Dieser Sohn bricht mit allem, mit der Mutter, wie ich auch eine bin, die alles für ihn gegeben, riskiert hat; mit seinem sozialen Vater, der ihn trotz einer ziemlich kruden Vorgeschichte verantwortungsvoll als Sohn groß zieht. Abgeklärt fragt der halbwüchsige Teenager die von der Sorge aufgezehrten Eltern: Warum sucht ihr mich? – Welche Angst, welche Sorge, welche Vorwürfe, nicht aufgepasst zu haben, macht man sich als Eltern in dieser Situation?! Welche Wut kocht da hoch? Gerade an Maria können wir die Doppelsinnigkeit von Verantwortungsübernahme und Loslassen, von Freude und Leid mit Kindern miterleben – von der Empfängnis bis zum Tod ihres Kindes. Vielleicht kann diese Ambiguität uns anregen, in der gegenwärtigen Kontrollsucht und Perfektionierung unserer Kinder von pränataler Diagnostik bis zum Übertrittstraining am Ende der Grundschule neu zu sehen, dass Kinder ein Geschenk sind, und zwar eines, dass unverfügbar ist – geschenkt eben – und sich selbst bestimmt oder bestimmen lernen muss.

Autorin

Anna Noweck ist Professorin für Theologie in der Sozialen Arbeit an der Katholischen Stiftungshochschule München. Sie hat drei Kinder im Alter von vier, fünf und acht Jahren.


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