Nr. 10 | 1. September 2016

Würzburger Synode

Die Macht zum Dienen

„Der Weg in die Nachfolge Jesu führt immer in jenen Gehorsam gegenüber dem Vater, der das Leben Jesu ganz durchprägt und ohne den es schlechthin unzugänglich bliebe. In diesem Gehorsam wurzelt auch die Jesus eigentümliche Menschenfreundlichkeit, seine Nähe zu den Ausgestoßenen und Gedemütigten, zu den Sündern und Verlorenen. Denn das Gottesbild, das in der Armut des Gehorsams Jesu, in der völligen Ausgeliefertheit seines Lebens an den Vater aufscheint, ist nicht das Bild eines demütigenden Tyrannengottes; es ist auch nicht das Gottesbild als Überhöhung von irdischer Herrschaft und Autorität. Es ist das leuchtende Bild des Gottes, der erhebt und befreit (…).“ (Würzburger Synode, Beschluss „Unsere Hoffnung“, Teil III., 1)

„Das leuchtende Bild des Gottes, der erhebt und befreit“ steckt in dem Bekenntnis zum allmächtigen Gott. Wer sich auf den Weg der Nachfolge Jesu begeben will, muss sich mit dem Gott in Verbindung setzen, der den Namen „JHWH – Ich bin da“ trägt - immer und überall, in mir, auf allen Wegen der Geschichte und im ganzen Kosmos. Aber seine Macht drückt sich in der Liebe, in den Freiräumen und in der Menschenfreundlichkeit aus. Niemand anderer als Jesus lässt uns in menschlicher Weise die Macht der Liebe erleben. Aus dem Hören auf den Vater erwuchs die Kraft seiner Berufung für die Armen, Gedemütigten, Ausgestoßenen und Verlorenen. Die Macht zu dienen, aufzurichten und selbst den Geist der Hingabe bis zum Kreuz durchzuhalten, hat hier ihre Quelle.

Synodentexte für heute 
 
Ausgerechnet beim letzten Abendmahl streiten die Jünger, wer der Größte sei. Jesus zeigt den Seinen: Wer der Erste, der Führende sein will, muss ein Dienender werden. Wer nicht gelernt hat, selbst gehorsam zu sein, mit jedem Menschen auf Augenhöhe zu reden, anzupacken, auch wenn es nicht verordnet war, kann nicht ein Führender im Sinne Jesu sein; denn seine Maxime war: „Ich bin der, der bedient“ (Lk 22, 24-30). Wer Verantwortung übernehmen und der Erste sein will, braucht die Macht und die Kompetenz eines Dienenden; dann ist er oder sie befähigt, hilfreich für die Mitmenschen zu sein.

Synodentexte für heute 
 
Alle Menschen haben Macht, schon durch ihr Dasein; selbst der große Stein am Wegrand ist mächtig. Die Frage ist nur: Sind wir uns dessen bewusst und beobachten wir selbstkritisch genug, wie wir auf andere Menschen wirken als Vater und Mutter, als Kinder und Erwachsene, als Kolleginnen und Kollegen oder gar als Verantwortliche in Institutionen wie in Kirche und Gesellschaft? Macht und Dienst sind ein untrennbares Paar.

Synodentexte für heute 
 
Als junger Kaplan machte ich im Priesterrat eine Bemerkung, die Kardinal Döpfner aufbrachte und er mir deshalb Vorwürfe machte. Am Ende der Sitzung entschuldigte er sich bei mir vor der ganzen Versammlung. Das ließ seine Autorität bei mir wachsen; denn seine Macht zeigte sich hilfreich.

Besondere Macht über Patienten und Bewohnerinnen und Bewohner haben Schwestern und Pfleger in Krankenhäusern und Altenheimen. Ich erlebte oft, wie sie einfühlsam und zärtlich mit den Menschen umgehen, so dass sie sich wohlfühlen und als Menschen respektiert wissen. Das ist wahre Machtausübung im Dienst.

Autor dieses Synodennewsletters

Peter Neuhauser 
 
Prälat Peter Neuhauser,
geb. 1940, studierte in den Konzilsjahren katholische Theologie und empfing 1966 die Priesterweihe. Neuhauser war Mitglied der Würzburger Synode (1971 – 1975), Diözesancaritasdirektor und Fachbereichsleiter Seelsorge für Pastorale Dienste und Priesterseelsorge sowie 25 Jahre Schriftleiter der Predigtzeitschrift „Praedica Verbum“.

Hinweise

Unter dem Titel „Kirche geht auch anders: Synodentexte für heute“ erinnert der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese von Oktober 2015 bis Juli 2016 an Texte der Würzburger Synode (1971-75).

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