Nr. 07 | 4. Mai 2016

Würzburger Synode

Habt keine Angst! Fürchtet euch nicht!

„Die Hoffnung auf die Auferweckung der Toten, der Glaube an die Durchbrechung der Schranke des Todes macht uns frei zu einem Leben gegen die reine Selbstbehauptung, deren Wahrheit der Tod ist. Diese Hoffnung stiftet uns dazu an, für andere da zu sein, das Leben anderer durch solidarisches und stellvertretendes Leiden zu verwandeln. (…) ‘Die Welt‘ braucht keine Verdoppelung ihrer Hoffnungslosigkeit durch Religion; sie braucht und sucht das Gegengewicht, die Sprengkraft gelebter Hoffnung. Als Christen schulden wir der Welt dies: anschaulich gelebte Hoffnung.“ (Würzburger Synode, Beschluss Unsere Hoffnung, Kap. I.3; II.2)

Wir leben in einer Zeit radikalen Wandels. Umbrüche rufen starke Gefühle hervor. Viele haben Angst – Angst vor sozialem Abstieg, Angst vor dem Fremden, Angst vor Krieg. Ängste sind durchaus verständlich, geben aber keine Antwort auf Herausforderungen. Wer Ängste hat, schließt sich ein. Wer verängstigt ist, baut Mauern. Ängste können entsolidarisieren.  Die Würzburger Synode fordert zu einer anderen Perspektive auf:  „Die Welt braucht ein Gegengewicht gelebter Hoffnung!“ Gerade in Zeiten, in denen sich Menschen aus Angst zurückziehen und abgrenzen, braucht es Zeugen einer großen Hoffnung, einer Dynamik, die den größeren Horizont Gottes ins Spiel springt und uns frei macht.

Synodentexte für heute 
 
Soziologen sprechen von einer Milieuverengung in christlichen Gemeinden. Man kann auch fragen: Sind wir zu bürgerlich geworden, vielleicht auch zu spießig? „Haben wir nicht unter allzu viel Ängstlichkeit und Routine den Enthusiasmus der Herzen eingeschläfert?“ (Würzburger Synode, Beschluss Unsere Hoffnung. II.3)  Wie ernst nehmen wir biblische Traditionen, die das „Anfangen“, den Aufbruch in neues, unbekanntes Land (Abraham), den befreienden Exodus, die Auferweckung und die Umkehr betonen? Dazu gehört eine gewisse „Verrücktheit“, ja der Mut, geltende Maßstäbe zu hinterfragen und zu „verrücken“ und Grenzen zu überschreiten.

Synodentexte für heute 
 
„Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott! (…) er selbst wird kommen und euch erretten“ (Jes 35,4). „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ (2 Tim 1,7).

Synodentexte für heute 
 
Gegen Ängste helfen keine moralischen Appelle, sondern nur Heilung. Die Würzburger Synode spricht hier von der Befreiung aus der Angst um sich selbst. So wie die Begegnung mit Gott, dem ganz Anderen, heilen kann, so auch die Begegnung mit konkreten anderen Menschen. Vielleicht ja auf diese Weise: Jemand wird gewonnen, zu einem Fest mit Flüchtlingen zu gehen. Er schaut dort Flüchtlingskindern in die Augen. Ihr Blick berührt sein Herz, wärmt, heilt und öffnet es. Er beginnt zu ahnen, dass die Begegnung mit Flüchtlingen eine Begegnung mit dem auferstandenen Christus ist. Und er verliert seine Angst. (Siehe auch Paul M. Zulehner, Entängstigt euch. Die Flüchtlinge und das christliche Abendland).

Autor dieses Synodennewsletters

Fußwaschung 
 
Martin Schneider
geb. 1971, Dr. theol., theologischer Grundsatzreferent des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising; wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für christliche Sozialethik, LMU München; Dozent an der Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern.

Hinweise

Unter dem Titel „Kirche geht auch anders: Synodentexte für heute“ erinnert der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese von Oktober 2015 bis Juli 2016 an Texte der Würzburger Synode (1971-75).

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