Nr. 06 | 7. April 2016
Christliche Ehe ist kein Auslaufmodell
„Der Mensch ist darauf angewiesen, von anderen anerkannt zu werden. Er lebt davon, dass andere ihm bezeugen: Es ist gut, dass es dich gibt. Eine Anerkennung, die den Menschen um seiner selbst willen meint, darf nicht nur auf seine positiven Eigenschaften und Leistungen bauen. Wirklich angenommen ist der Mensch nur dort, wo jemand ihn auch in seiner Hinfälligkeit und Schwäche und mit all den Belastungen annimmt, die ihm im Laufe seines Lebens, mit oder ohne eigene Schuld, zugewachsen sind […]. Der Ehe kommt es zu, diese unbedingte Annahme darzustellen. […] In der sexuellen Begegnung erlangt die partnerschaftliche Liebe ihren leiblich-sinnlichen Ausdruck. Die Freude am Ehepartner, der Wille, füreinander da und in Treue verbunden zu sein, können in der sexuellen Begegnung so erfahren werden, dass diese zum Vollzug der Liebe selbst wird und die Ehe dadurch immer wieder zu ihrem Sinn findet." (Würzburger Synode, Beschluss Ehe und Familie, Kap. 1.2.1.1 und 1.2.1.2)
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Das Zweite Vatikanische Konzil hat den in der Verkündigung vorher fast allein hervorgehobenen Ehezweck der Erzeugung und Erziehung von Nachkommenschaft bewusst ergänzt um das Leitbild der partnerschaftlichen Ehe, welche auf der gegenseitigen Zuwendung beruht (Gaudium et spes, Nr. 47ff.). So bekam in der kirchlichen Ehe-Lehre endlich die Liebe den richtigen Platz. Die Würzburger Synode wollte diese neue Sicht der Ehe vertiefen: Zwar bleiben die Offenheit für Kinder und die besondere Verantwortung der Eltern für die Fürsorge und Erziehung zu Recht wichtig. Das wird aber getragen durch die partnerschaftliche Liebe der Eltern. Damit verbunden ist eine positive Sicht auf die sexuelle Gemeinschaft der Eltern, frei von jeder Leibfeindlichkeit. Sie wird zur Kraftquelle der Ehe.
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In kirchlichen Verlautbarungen wird meist von „Ehe und Familie" gesprochen, dann aber oft fast nur noch von der Familie geschrieben. Redet man von der Ehe, wird rasch über die hohen Scheidungszahlen geklagt. Dabei wird oft übersehen, dass eine glückliche dauerhafte Partnerschaft nach allen Umfragen bei jungen Menschen ganz oben auf der Lebenswunsch-Liste steht. Die Würzburger Synode hat die vielfältigen Probleme nicht verdrängt, aber vor allem die Chancen einer gelingenden Ehe als Grundlage einer glücklichen Familie und als Wurzelgrund kindlichen Urvertrauens betont. Die Eheleute möchten ihre Partnerschaft in einem Raum der Treue und des Vertrauens liebevoll erleben dürfen. Deshalb sollte es nicht nur um „Ehe und Familie" gehen, sondern auch um „Ehe in der Familie", um die liebevolle Partnerschaft, die ihren eigenen Wert auch innerhalb der Familie behält und entsprechend gelebt werden soll.
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Die christliche Ehe holt Jesus in ihre Mitte, sozusagen als „Dritten im Bunde". Christus „im Boot zu haben" stärkt in stürmischen Zeiten und hilft, gemeinsam Krisen zu meistern. Diese christliche Mitte der Ehe sollte man sich immer wieder vergegenwärtigen - auch im Dankgebet, dass es den Partner gibt, dass man ihn gefunden hat und mit ihm leben darf.
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Es gibt Brautpaare, die in ihren Ehering neben dem Namen des Partners und dem Hochzeitsdatum auch ein Christusmonogramm eingravieren lassen, z.B. IHS, oder wie zur frühchristlichen Zeit die Umrisse eines kleinen Fischs. Für sie ist der Ring nicht nur ein Zeichen ihrer eigenen Treue, sondern auch der Treue Gottes zu ihrer Ehe.
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Autor dieses Synodennewsletters
Walter Bayerlein geboren 1935, Dr. jur., war Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht München, 35 Jahre Mitglied im Diözesanratsvorstand, Mitglied der Würzburger Synode und Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).
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Hinweise
Unter dem Titel „Kirche geht auch anders: Synodentexte für heute“ erinnert der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese von Oktober 2015 bis Juli 2016 an Texte der Würzburger Synode (1971-75).
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Herausgeber: Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising Schrammerstr. 3/VI., 80333 München www.dioezesanrat-muenchen.de
Redaktion: Dr. Walter Bayerlein, Hans Fellner, Dr. Martin Schneider, Rita Spangler, Veronika Weidner
Kontakt: MSchneider@eomuc.de
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