Nr. 03 | 3. Dezember 2015
Weg in die Freude
„Gerade heute ist diese Freude ein hervorragendes Zeugnis für die Hoffnung, die in uns ist. In einer Zeit, in der der Glaube und seine Hoffnung immer mehr dem öffentlichen Verdacht der Illusion und der Projektion ausgesetzt ist, wirkt vor allem diese Freude überzeugend: Sie nämlich kann man am wenigsten auf Dauer sich selbst und anderen vortäuschen. So zielt schließlich alle Erneuerung unseres kirchlichen Lebens darauf, dass diese Freude sich in ungezählten Brechungen im Antlitz unserer Kirche spiegele und dass so das Zeugnis der Hoffnung in unserer Gesellschaft zu einer Einladung zur Freude wird.“ (Würzburger Synode, Beschluss „Unsere Hoffnung“, Teil III, 4.) |
Warum nannten die ersten christlichen Gemeinden die Botschaft von Jesus Christus Evangelium? Das griechische Wort stammte aus der Umgangssprache und bedeutete soviel wie: „Der Kaiser hat Geburtstag. Es gibt Brot und Spiele.“ Bis in die tiefsten Gefühle sollte der Glaube an den gekreuzigten Auferstandenen eindringen und das Herz froh stimmen. Wir Christen und damit die Kirche als Gemeinschaft werden oft als „moralischer“ Verein wahrgenommen, der alle Lebenslust vermiest. Dabei gibt gerade unser Glaube Grund zur Freude am Leben in Gott, weil diese Welt seine Schöpfung ist und uns auch im Tod nicht Leere, sondern Fülle erwartet.
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Innere Freude leuchtet auf, wenn Betende Freude empfinden im Lobpreis Gottes mitten in herrlicher Natur. Schon an den sich immer mehr ähnelnden Gesichtern von langjährig Verheirateten ist die Ausstrahlung eines gelungenen Miteinanders zu entdecken. Erst recht hat das unbeschwerte Kinderlachen im Familiengottesdienst etwas zu tun mit Freude im Lob Gottes. Die Lust der Seele will Paulus erwecken, wenn er im Brief an die Philipper schreibt: „Freut euch allzeit im Herrn; nochmals sage ich, freut Euch“ (Phil 4,4).
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Freude entspringt aus innerer Zufriedenheit. Möge Gott uns die Einsicht schenken, dass der Friede mit sich, dem Mitmenschen und mit Gott den wahren Schalom darstellt. Es lohnt sich täglich, die Bitte um Freude zu erneuern.
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Als Kaplan besuchte ich regelmäßig Hans, einen jungen Mann, der mit 25 Jahren nach seinem Uni-Diplom als Ingenieur die MS-Diagnose erhielt. Die Krankheit entwickelte sich sehr aggressiv. Er kämpfte dagegen und haderte mit Gott. Nach einem Lourdes-Besuch kam er völlig umgewandelt zurück. Er war nicht körperlich gesund geworden, aber es wurde ihm die Einsicht geschenkt: Meine Mission in der Welt ist, die Krankheit im Glauben anzunehmen. Wenn ich ihm die hl. Kommunion brachte, strahlte er eine frohe Gelassenheit aus, und bekannte, dass der Blick auf das Kreuz vor seinem Bett ihn hält. Oft erzählte er mir eine frohe, manchmal auch witzige Geschichte. Ich ging jedesmal gestärkt und froh heim.
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Autor dieses Synodennewsletters
Peter Neuhauser, geb. 1940, Prälat, studierte in den Konzilsjahren Katholische Theologie und empfing 1966 die Priesterweihe. Neuhauser war Mitglied der Würzburger Synode (1971-1975), Diözesancaritasdirektor und Fachbereichsleiter Seelsorge für Pastorale Dienste und Priesterseelsorge sowie 25 Jahre Schriftleiter der Predigtzeitschrift Praedica Verbum.
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Hinweise
Unter dem Titel „Kirche geht auch anders: Synodentexte für heute“ erinnert der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese von Oktober 2015 bis Juli 2016 an Texte der Würzburger Synode (1971-75).
Alle erschienenen Synodennewsletter finden Sie online. Die Autorinnen und Autoren sind Mitglieder des SA Zweites Vatikanisches Konzil und Würzburger Synode des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising.
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Herausgeber: Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising Schrammerstr. 3/VI., 80333 München www.dioezesanrat-muenchen.de
Redaktion: Dr. Walter Bayerlein, Hans Fellner, Dr. Martin Schneider, Rita Spangler, Veronika Weidner
Kontakt: MSchneider@eomuc.de
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