„Ich bin das Licht der Welt“– diese Aussage Jesu haben sich über die Jahrhunderte viele Baumeister von Kirchen und Kapellen zum Leitspruch genommen. In zahlreichen Sakralbauten der Erzdiözese können Sie nachspüren, wie sie das Licht eingefangen haben, wie sie es sinnlich erfahrbar machen oder es sogar zu einem wichtigen Bestandteil des Raumes selbst erheben.
Nicht nur mitten in Dörfern und Ansiedlungen, sondern auch einsam auf der Spitze einer Anhöhe gelegen, mit weitem Blick über das Land, können Sie solche Kirchenbauten finden. Bei jedem Besuch treten Sie selbst ein ins Licht:
- wenn die farbigen Flächen einer modernen Fenstergestaltung auf Sie fallen
- wenn der Ornamentteppich einer Glasgestaltung Sie berührt
- wenn Sie in eine helle, strahlende Raumschale eintreten und beobachten, wie der Sonnenstand die Wände über den Tag hinweg modelliert
- wenn Sie wahrnehmen, wie das Licht eine Alabasterscheibe zum Leuchten bringt
Dabei geht es nicht um raffinierte Effekte – stets soll das Strahlen auch ihr Herz berühren und Sie zu dem führen, der selbst das Licht der Welt ist.
807 Erwähnung einer „Michaelszelle“ / 1038 Gründung des Benediktinerklosters / 1713-15 Neubau der Klosterkirche / um 1765 ergänzende Ausstattung / 1803 Säkularisation / 1873 Übernahme durch die Barmherzigen Brüder (Stiftung Attl) / 2010-13 Gesamtrestaurierung
Das ehemalige Benediktinerkloster Attel erhebt sich in stolzer Lage weithin sichtbar auf einer Anhöhe über dem Inn. Berge sind seit jeher bevorzugte Gnadenstätten des Erzengels Michael. Ihm geweihte Kirchen traten dabei häufig an die Stelle vormals heidnischer Kult- und Opferplätze, zum Beispiel für Wotan. Die hochbarocke Klosterkirche entstand 1713 bis 1715 nicht nur im Auftrag, sondern auch nach Plänen des Abtes Cajetan Scheyerl als weiträumiger Wandpfeilersaal mit umlaufenden Emporen und Tonnenwölbung. Den lichtreich inszenierten Hochaltar von 1731 schmückt eine spätbarocke Kopie nach dem Hochaltargemälde des Freisinger Doms von Peter P. Rubens mit der seltenen Darstellung der „Apokalyptischen Frau“, die vom hl. Michael verteidigt wird. Linkerhand im Chorraum befindet sich seit 1786 das frühbarocke Retabel der nach einem Hochwasser abgebrochenen Wallfahrtskirche „Unser Herr im Elend“ mit einem als wundertätig verehrten, spätromanischen Kruzifix des frühen 13. Jahrhunderts.
Stuckierung
Die schlichte Raumhülle ist vollflächig von einer reichen, bauzeitlichen Stuckierung des Wessobrunner Meisters Gabriel Zöpf überzogen. Vegetabiles Rankenwerk, Girlanden, Rosen, Festons und Blumenbouquets beschreiben einen paradiesischen Garten als Abbild des Himmels auf Erden. Das feine Relief und die lockere Verteilung der Ornamente lassen bereits den Übergang vom Barock zum frühen Rokoko erkennen. Der noble Farbklang von Weiß, Grün und Gelb und der bewusste Verzicht auf Deckenbilder unterstreichen diesen Eindruck.
Zelebrationsaltar
In der Mitte des Chors steht seit 2013 der neue Zelebrationsaltar der Münchner Künstlerin Sina Wagner, hervorgegangen aus einem Studienprojekt mit der Akademie der Bildenden Künste München. Das goldglänzende Gerüst aus Messing umschließt ein vom Motiv des Wassers inspirierter, gläserner Mantel. So wird das von Osten einfallende Licht an dunkler Stelle des Raumes wie in einem „gläsernen Meer“ eingefangen. In der kristallartigen Anmutung wird der Altar als Symbol Christi auf Erden sinnbildlich erfahrbar.
„Atteler Madonna“
Das berühmteste Bildwerk der Kirche ist die „Atteler Madonna“ von Ignaz Günther, ein Hauptwerk des Rokoko, um 1760 bis 1770 für den Rosenkranzaltar geschaffen. Die einstmals in dem kostbaren Schrein stehende Statuette der „Immaculata“ (Maria als rein Empfangene) befindet sich heute aus Sicherheitsgründen im Diözesanmuseum Freising. Für den historischen Rahmen schuf die Münchner Künstlerin Elke Härtel 2012 eine zeitgenössische Neuinterpretation dieses Themas mit vielfältigen Bezügen zum Güntherschen Original.
Kontakt: Kath. Pfarramt St. Michael Attel, Attel 36, 83512 Wasserburg, Tel. 08071-920980, E-Mail:
St-Michael.Attel@ebmuc.de
Anfahrt im Auto, nächster Bahnhof Wasserburg, barrierefreundlicher Zugang
Um 1100 Errichtung von Burg und Kapelle / um 1150/60 Ausmalung der Kirche / 2. Hälfte 15. Jh. Neubau Chorraum / 1869-99 historistische Umgestaltung / 1949-52 Purifizierung / 1972-73 Sanierung der baufälligen Kirche / 2014-20 Gesamtrestaurierung und Neugestaltung
Die Grafen von Dachau errichteten im 12. Jahrhundert eine Burg auf einer steilen Hangkante über dem Ampertal mit eindrucksvollem Blick über die Münchner Schotterebene bis zu den Alpen. Zur Anlage gehörte eine romanische Kapelle, einstmals prachtvoll ausgemalt. Diese Kirche wurde über die Jahrhunderte im Inneren mehrfach tiefgreifend verändert und blieb doch als schlichter, mittelalterlicher Bau erhalten. Die imposante Höhenlage, aber auch die Geschichte des Ortes gefährdeten wiederholt den Bestand der Kirche. Zahlreiche, teils gravierende statische Maßnahmen waren bis in die Gegenwart notwendig.
Seit 1937 fiel der Blick des Besuchers unvermeidlich auf den nahegelegenen Schießplatz des Konzentrationslagers Dachau, auf dem brutale Massenerschießungen stattfanden. Das Bevölkerungswachstum führte in den 1960er Jahren zu einem Kirchenneubau im Ort, so dass die Georgskirche langsam verfiel. Der umliegende Friedhof bewahrte die Kirche letztlich vor dem Niedergang, so dass sie nun wieder sinnstiftende Mitte als Ort der Erinnerung ist.
Glasfenster
Das Innere der Kirche prägt seit 2020 eine leuchtende Farbkomposition des deutsch-amerikanischen Künstlers Jerry Zeniuk. Jedes Fenster des Langhauses besitzt eine Hauptfarbe, die durch Kontrastierung mit wenigen Fremd- und Komplementärfarben in ihrer Intensität gesteigert wird. Durch die Technik des Wegätzens der Farbe entstehen für Glasfenster ungewöhnlich malerische Strukturen. In der Zusammenschau entsteht ein lichter Farbraum als Ausdruck von Hoffnung, Trost und Transzendenz.
Wandmalerei
An der Südwand des Langhauses befinden sich beachtliche, wenn auch stark fragmentarische Reste der hochromanischen Ausmalung. Dargestellt ist das biblische Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus als Sinnbild des Jenseits und des Paradieses. Die ungewöhnliche Wiedergabe Abrahams mit Isaak und Jakob lässt auf byzantinische Einflüsse schließen. Am linken Rand erscheint ein König, vermutlich Kaiser Friedrich Barbarossa, der die Grafen von Dachau zu Herzögen erhoben hatte.
Ort der Erinnerung
Unter dem roten Fenster und in Nähe zur romanischen Wandmalerei steht die Osterkerze, Sinnbild der Auferstehung und zugleich „Seelenlicht“ für alle Verstorbenen (Entwurf Heim Kuntscher Architekten). Sie wird begleitet von einem Schwarm von Opferlichtern als Zeichen des persönlichen Erinnerns. Indem sich die vielen Kerzen und Lichter mit der einen universalen Kerze verbinden, geben sie dem individuellen Gedenken in all seinen historischen und menschlichen Facetten eine allgemeingültige, überzeitliche Dimension.
Kontakt: PV Röhrmoos-Hebertshausen, Purtlhofer Str. 7, 85241 Ampermoching, Tel. 08139-935212, E-Mail:
PV-Roehrmoos-Hebertshausen@ebmuc.deAnfahrt mit Auto oder mit S 2 Haltestelle Hebertshausen, barrierefreier Zugang
1466 Stiftung der Kirche / um 1660/70 neue Altarausstattung von Konstantin Pader / 1711-13 Neuwölbung und Barockisierung der Raumschale / um 1860 historistische Umgestaltung / 1949-50 nach Kriegsschäden Rebarockisierung / 2001-07 Gesamtrenovierung
Auf einem malerischen Hügelrücken, unmittelbar an der Autobahn gelegen, weist ein Spitzturm markant den Weg zum kleinen Weiler Johanneck. Eine ursprünglich Johannes dem Täufer geweihte, vermutlich zweischiffige Kirche wurde im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts mehrfach durch qualitätvolle barocke Ausstattungstücke verändert. Nach wiederholten Bränden baufällig, entstand 1711 bis 1713 das bestehende, weite Tonnengewölbe mit seiner aufwendigen Stuckierung und einem nun vielteiligen, marianischen Freskenzyklus eines unbekannten Malers.
Trotz manch stilfremder Eingriffe des 19. Jahrhunderts hat sich das charakteristische Gepräge eines barock überformten, spätgotischen Raumes erhalten. Die im mittelalterlichen Bau bereits zugrunde gelegte Großzügigkeit ist durch die barocke Umgestaltung in ihrer Wirkung noch gesteigert. Die exponierte Lage, das große Bauvolumen, die hohen Fensterbahnen und die helle Raumschale binden Licht in Fülle. Ohnehin durch die Lage dem Himmel näher, ist die Kirche selbst Abbild des Himmels auf Erden.
Stuckierung
Anstelle spätgotischer Rippen entstand um 1713 vermutlich durch den Dachauer Stukkateur Benedikt Heiß eine reiche, das gesamte Gewölbe bedeckende Stuckierung. Wie in der zeitgleichen Ausgestaltung von Attel finden sich feine Akanthusranken, in die Englein, Frucht- und Blütengehänge eingewoben sind. Im Chor treten als besonderer Schmuck plastische Medaillons mit den vier Kirchenvätern hinzu. Die reduzierte Farbigkeit verleiht der Stuckierung Eleganz und unterstreicht die Weite des Raumes.
Kruzifixus
Bildnerisches Hauptwerk ist der ausdrucksstarke, frühbarocke Kruzifixus an der Nordseite des Langhauses. Schon Format und Anbringung lassen erahnen, dass dieses Werk ursprünglich aus einer bedeutenden Großkirche und von einem hervorragenden Meister stammen dürfte. Der Überlieferung nach gelangte das Kreuz im 19. Jahrhundert aus dem Umfeld des Freisinger Doms nach Johanneck. Als Schöpfer wird der Bildhauer Philipp Dirr vermutet, der 1626 den Hochaltar des Freisinger Doms geschaffen hat.
Kreuzweg
Die Darstellung des Leidensweges Jesu in mehreren Stationen reicht bis in das späte Mittelalter zurück. Sie ist eng mit dem Abgehen der „Via Dolorosa“ in Jerusalem verbunden. Franziskaner verbreiteten diese Gebetsform bald in ganz Europa. Nachdem 1731 Papst Clemens XII. die Kreuzwegandacht als besonders heilbringend empfohlen hatte, entstanden nun auch in Kirchenräumen vermehrt Kreuzwege. In diese frühe Zeit datiert der Kreuzweg von Johanneck mit seiner kraftvollen Bildsprache in eleganten Rahmen des frühen Rokoko.
Kontakt: PV Schweitenkirchen, Kirchenweg 4, 85301 Schweitenkirchen, Tel. 08444-7279, E-Mail:
PV-Schweitenkirchen@erzbistum-muenchen.deAnfahrt mit Auto, kein barrierefreier Zugang
1514 Kapellenbau / 1604 Wallfahrt an Stift Rottenbuch / 1616-19 Neubau der Wallfahrtskirche / 1717-19 neue Altarausstattung / 1747-48 Neugestaltung Gnadenkapelle durch Schmuzer und Matthäus Günther / 2006-12 Gesamtrestaurierung der Gnadenkapelle
Auf einem den Alpen weit vorgelagerten, knapp 1.000 Meter hohen Bergrücken erhebt sich das malerische Ensemble von Wallfahrtskirche, Gnadenkapelle und Chorherrenhaus. Seit dem frühen 17. Jahrhundert bis zur Säkularisation 1803 waren Ort und Wallfahrt untrennbar mit dem Augustiner-Chorherren-Stift Rottenbuch verbunden. Der rege Zulauf machte bald eine größere Wallfahrtskirche notwendig, die am Vorabend des Dreißigjährigen Kriegs in modernsten, frühbarocken Formen errichtet und ausgestattet wurde.
Stuckierung und Altarausstattung sind das Werk Weilheimer Künstler, die in enger Beziehung mit der Münchener Hofkunst Herzog Maximilians I. standen (Krumpper, Steinle, Greither). Mitte des 18. Jahrhunderts erfuhr die Gnadenkapelle eine neuerliche Aktualisierung im Stil des frühen Rokoko. Die exponierte Lage des Hohen Peißenbergs richtete den Blick nicht nur geistlich, sondern auch wissenschaftlich in den Himmel. 1781 entstand die älteste und bis heute bestehende Bergwetterstation der Welt und einer der ersten Blitzableiter Bayerns.
Gnadenkapelle
Die spätgotische Marienfigur am Hauptaltar stammt aus dem Schloß zu Schongau und wurde 1514 der neu errichteten Kapelle gestiftet. Das Langhausfresko von Matthäus Günther widmet sich der vielfältigen Verehrung dieses Gnadenbilds. An prominenter Stelle über dem Chorbogen steht Kurfürst Maximilian I., der hoheitsvoll den Rottenbucher Kanonikern die Inkorporierungsurkunde überreicht. Berührend zeigt sich die gegenüber liegende Seite mit den Kranken und Hilfesuchenden, die sich um die Signatur des Künstlers scharen.
Votivtafeln
Die gnadenreiche Muttergottes vom Hohen Peißenberg erfreut sich seit über 500 Jahren großer Beliebtheit und Verehrung. Gerade in den wiederholten Kriegs- und Pestnöten der Barockzeit wurde sie von Stadt wie Land um Hilfe und Schutz angerufen. In der Gnadenkapelle haben sich neben diversen Votivgaben auch zwei großformatige Tafelbilder von 1703 und 1737 erhalten, die von der segensreichen Mittlerschaft Marias, unterstützt von den Rottenbucher Chorherrn, künden.
Kanzel und Emporen
Aus der Erbauungszeit der Kirche haben sich neben den Seitenaltarbildern von Elias Greither nur die Kanzel und die Emporen erhalten. Ein zugehöriger Verbindungsgang ist später entfernt worden. Sie sind ein seltenes Zeugnis der meisterhaften Kunstschreinerei am Münchner Hof Herzog Maximilian I. In spätmanieristischer Weise verbinden sich Architekturmotive wie Giebel, Voluten, Pilaster und Säulen mit vielfältigen Intarsien (Text, Arabesken, Schachbrettmustern), gefertigt aus unterschiedlichen Hölzern.
Kontakt: PV Peiting-Hohenpeißenberg, Pfarrweg 1, 86971 Peiting, Tel. 08861-930910, E-Mail:
St-Michael.Peiting@erzbistum-muenchen.de Anfahrt mit Auto.
1158 Schwaige des Klosters Schäftlarn / 1173 Weihe der Kirche / um 1220 neue Ausmalung / nach 1600 barocker Umbau und Ausstattung / 1804 Verkauf / 1884-86 Freilegung der Apsismalereien / 1964-69 Renovierung und Reromanisierung / 2002-13 Gesamtrestaurierung
Am östlichen Stadtrand Münchens befindet sich einer der ältesten Kirchenbauten, dessen Entstehung unmittelbar mit der Stadtgründung 1158 in Verbindung steht. Als Entschädigung für Güter in der heutigen Altstadt erhielt das Kloster Schäftlarn die Schwaige Keferloh und errichtete die bestehende hochromanische Kirche. Wiederholt ausgemalt und in der Barockzeit tiefgreifend umgestaltet, versank der ehrwürdige Bau nach der Säkularisation in der Bedeutungslosigkeit.
Im 20. Jahrhundert nahm man sich dieses Kirchenbaus wieder an und stellte den mittelalterlichen Charakter wieder her: Vieles war belegbar, doch vieles war auch Vermutung. In der Rekonstruktion blieben aber Atmosphäre und liturgische Qualität auf der Strecke.
Erst mit der jüngsten Renovierung gelang es, den Raum zu ordnen, zu gewichten und durch neue Ausstattungsstücke von Michael Schönholtz, Berlin, und Annette Zey, Nürnberg, im Sinne des Mittelalters zeitgenössisch zu interpretieren und zu vervollständigen. Tradition und Innovation reichen sich sensibel und bereichernd die Hand.
Wandmalerei
Der schlichte Raum trägt an allen Wänden bedeutende Reste mittelalterlicher Malereien, die zu den seltenen Zeugnissen in Altbayern zählen. Die in zwei Phasen entstandenen Bilder zeigen den thronenden Christus, begleitet von Aposteln und Heiligen, und Szenen aus dem Leben Jesu und des Kirchenpatrons Aegidius. Die stark fragmentierten Malereien, von denen meist nur die Vorzeichnungen erhalten sind, erlauben heute nur einen bescheidenen Eindruck von der einstigen Farbpracht als Abbild des himmlischen Jerusalems.
Alabasterfenster
Für die Frühzeit des Christentums bis weit in das Mittelalter hinein war die Ausrichtung nach Osten, der aufgehenden Sonne entgegen, als Symbol Jesu Christi zentral. Entsprechend kostbar wurde das Ostlicht behandelt, häufig in Gestalt fein geschnittener Alabasterscheiben, die das Tageslicht bündeln und mystisch zum Leuchten bringen. In dieser Tradition wurde das Ostfenster der Kirche bei der letzten Renovierung erneuert und mit der neuen Ausstattung in Dialog gesetzt.
Scheibenkreuz
Zentraler Blickfang der Kirche ist das Scheibenkreuz der Nürnberger Silberschmiedin Annette Zey. In der Erbauungszeit der Kirche erfreuten sich Scheibenkreuze als Sinnbild der Verbindung von Kreuz, Kosmos und Licht großer Beliebtheit. Einige seltene Zeugnisse haben sich in kirchlichen Schatzkammern erhalten. In Bezugnahme auf die Quadergliederung der Wände und der liturgischen Ausstattung ist die Scheibe aus zahllosen vergoldeten Rechtecken geformt, die um das Kreuz aus Bergkristall einen lichten Schein legen.
Kontakt: PV Vier Brunnen – Ottobrunn, Ottostr. 102, 85521 Ottobrunn, Tel. 089-6060930, E-Mail:
st-magdalena.ottobrunn@ebmuc.deAnfahrt mit Auto, barrierefreier Zugang
816 Urpfarrei der Stadt Landshut / 1595 Inkorporierung an Stift St. Martin / 1708-11 Neubau der Kirche durch den Landshuter Stiftsbaumeister Wolfgang Ehehamb / aufwendige barocke Ausstattung als Stiftung der Grafen von Preysing / 2010-13 Gesamtrestaurierung
In malerischer Lage an der seeartig aufgestauten Isar und am Rande eines wertvollen Vogelschutzgebiets steht weithin sichtbar die stattliche Pfarrkirche von Eching. Als Stiftung der im nahen Kronwinkl ansässigen Grafen von Preysing entstand Anfang des 18. Jahrhunderts ein hochbarocker Kirchenbau von seltener Geschlossenheit und hohem künstlerischen Anspruch. Der schlichte, aber wohl proportionierte, tonnengewölbte Saalbau mit seinen zahlreichen Fenstern bildet den vornehmen, lichten Rahmen für die majestätisch anmutende, aufwendige Altarausstattung aus Stuckmarmor. Der Farbakkord aus hellem Grau, Schwarz und Rot vor dem strahlenden Weiß der Wände unterstreicht die feierliche Note des Raums. Ergänzt durch eine Vielzahl qualitätvoller Gemälde, entsteht ein eindrucksvolles Zeugnis adliger Repräsentationsfreude des Barock. Der ausgeprägt italienische Charakter des Innenraums spiegelt den höfischen Anspruch und Geschmack der Zeit wider. Selbst das Hochaltarbild wiederholt ein berühmtes Gemälde des Florentiner Malers Andrea del Sarto.
Raumschale
Zu den unscheinbaren Kostbarkeiten des Raumes zählen die seidig-glänzenden Wand- und Gewölbeoberflächen. Nach Abnahme späterer Anstriche kamen bei der letzten Renovierung in seltener Weise nahezu vollständig erhaltene, originale Wandflächen des frühen 18. Jahrhunderts zum Vorschein. Die seinerzeit aufwendige Kalkglätte war ein wesentliches Mittel, um der Architektur malerischen Glanz zu verleihen. Das in den Wänden reflektierte Licht wirkt aktiv in die Raumgestalt hinein.
Liturgische Ausstattung
Inspiriert von der noblen, weißen Raumschale und der reichen, hochbarocken Stofflichkeit in den Gemälden schuf Susanne Wagner, München, die zentralen liturgischen Orte Altar, Ambo und Taufe. Sie sind aus heller Keramik gefertigt, die in Faltungen, Schichtungen und weichen Schwüngen ein dynamisches Element in die strenge Architektur bringen. Der weiße Ton antwortet in seinem feinen Glanz auf die Wandflächen und erinnert subtil an die Blütezeit des Porzellans und die lange Tradition der Herstellung von Keramik im Landshuter Raum.
Bilderzyklus
Prunkstück und künstlerischer Höhepunkt der malerischen Ausstattung ist der fünfteilige Gemäldezyklus an den Wänden mit den Darstellungen „Anbetung der Könige“, „Ruhe auf der Flucht“, „Kreuztragung“, „Kreuzabnahme“ und „Emmaus-Mahl“. Die vermutlich von einem italienischen Meister (Antonio Triva?) geschaffenen Bilder dürften in Zweitverwendung in die Kirche gelangt sein. Die Grafen von Preysing besaßen einst die größte Gemäldesammlung nach der des Kurfürsten und stifteten diese wohl aus ihrem reichen Bestand.
Kontakt: PV Steinzell, Pfarrstr. 8, 84174 Eching, Tel. 08709-943830, E-Mail:
pfarrverband.steinzell@ebmuc.deAnfahrt mit Auto, barrierefreier Zugang
1827 Pfarreierhebung / 1854 Eingemeindung nach München / 1866-86 Neubau nach Plänen von Georg Dollmann / 1944 schwere Zerstörungen / 1945-48 bauliche Wiederherstellung / 1962-67 Außenrenovierung / 2011-19 Innenrenovierung und Neugestaltung der Chorfenster
Die Heilig-Kreuz-Kirche ist die letzte der von König Ludwig I. initiierten Kirchenbauten in München. In beherrschender Lage auf dem Hochufer der Isar erhebt sich der monumentale Turm mit seinen 95 Metern Höhe wie ein Leuchtturm über der Stadt. Auf symbolisch kreuzförmigem Grundriss wächst eine gewaltige, neugotische Hallenkirche empor. Die Ausgestaltung des Inneren mit ehemals farbigen Glasfenstern und zahlreichen Altären und Bildwerken ist großem bürgerschaftlichen Engagement und Mäzenatentum zu danken, und ist nahezu in Gänze das Werk Münchner Künstler und Werkstätten.
Während die Verglasung im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, hat sich die umfangreiche bildnerische Ausstattung in seltener Weise vollständig erhalten. Mit der evangelischen Lukaskirche gehört Heilig-Kreuz zu den besterhaltenden Zeugnissen des Historismus in München. Ursprünglich dunkler und geheimnisvoller präsentiert sich das Innere heute als lichtdurchfluteter Raum, dessen großes Volumen sich in Weite öffnet und den Himmel einzufangen scheint.
Marienaltar
1884-90 entstand im Auftrag des Münchner Domkapitulars Rudolph von Oberkamp der Marienaltar. Der Flügelaltar ist das Werk der belgischen Künstler Jean-Baptiste Bethune, Jules Helbig und Leopold Blanchaert. Die Gestalt des Retabels ist für München ungewöhnlich und weist deutlich nach Flandern. Das einzigartig komplexe, ikonographische Programm ist ein Denkmal der Verbindung mit Rom und Papst in Zeiten des Kulturkampfs. Es preist die „Unbefleckte Empfängnis Mariens“ und huldigt Papst Pius IX., der dieses Dogma erlassen hatte.
Relief Abendmahl
Mit Ausnahme der Seitenaltäre sind alle Bildwerke Stiftungen des Giesinger Privatiers Sebastian Hiendlmayr und stammen von Josef Beyrer. Geboren in Tirol, steht er beispielhaft für die Münchner Bildhauerei in ihrer Mischung aus Klassizismus, nazarenischer Innigkeit und barockem Pathos. Das 1894 entstandene „Abendmahl“ ist formal unverkennbar beeinflusst von Tilman Riemenschneiders Abendmahl in Rothenburg; virtuos geschnitzt, jedoch glatter, routinierter und frommer.
Chorfenster
Die bauzeitliche Kunstverglasung des Chores stiftete einst König Ludwig II. (1884-86). 1944 zerstört, schuf Wilhelm Geyer 1960 drei neue Glasfenster, die in Farbigkeit und Gestaltung jedoch keine Rücksicht auf den Hochaltar nahmen und fremdartig blieben. An ihrer Stelle befinden sich seit 2019 Arbeiten des Münchners Christoph Brech. Zahllose Thorax-Aufnahmen mit Lungenflügelpaaren fügen sich zu einem lebendigen, gleichsam atmenden Ornamentteppich als assoziativer Ausdruck von göttlichem Geist und Himmel.
Kontakt: PV Obergiesing, Gietlstr. 2, 81541 München, Tel. 089-69365880, E-Mail:
Hl.kreuz.giesing@erzbistum-muenchen.deAnfahrt mit ÖPNV (U 2, Haltestelle Silberhornstraße), barrierefreier Zugang
1890 Errichtung einer Notkirche (1944 durch Bombenangriff zerstört) / 1948-51 Neubau durch Friedrich Haindl (1994 durch Brand zerstört) / 1998-2002 Neubau der Kirche nach Plänen der Münchner Architektengemeinschaft Allmann, Sattler, Wappner
Inmitten des gutbürgerlichen Stadtteils Neuhausen steht der gläserne Bau der Pfarrkirche Herz Jesu. Architektur, Raumstruktur und Ausgestaltung sind völlig neuartig und doch reich an traditionellen Bezügen. Leitidee ist der Dialog von Offenheit nach außen und Geborgenheit im Inneren, getragen und geführt durch das Licht als Inbegriff des Transzendenten.
In die schlichte, kubische Glashülle sind dreiseitig Holzlamellenwände aus hellem Ahorn eingestellt, die das allseitig einfallende Tageslicht subtil modellieren und zielgerichtet zum Altarbereich mit seiner Rückwand aus Metallgewebe lenken. Aus dem niedrigen, dunklen Eingangsbereich unter der Orgel führt der Weg in eine sich stetig steigernde Lichtfülle und Weite. Diese geht mit einer unmerklichen Neigung des Bodens einher, so dass der Raum wie selbstverständlich zum hellen Altarstein strebt.
Lichtschächte im Boden beschreiben die fünf Wunden Jesu, wobei die namengebende Herzwunde sich im Mittelgang zwischen Taufe und Altar befindet. In seltener Konsequenz ist das Licht in all seinen Facetten und Qualitäten gegenwärtig.
Portal
Der spektakulärste Teil der Kirche offenbart sich zu besonderen Anlässen: Zwei fassadenhohe Portalflügel öffnen sich in einladender Geste zum Kirchplatz und deuten diesen zum Atrium der Kirche um. Die tiefblau leuchtende Glasgestaltung des Briten Alexander Beleschenko zeigt eine eigens erdachte „Nagel-Schrift“, die an uralte Keilschriften erinnert. Die so „übersetzten“ Textpassagen sind dem Passionsbericht nach Johannes entnommen, der zentralen Grundlage für die Herz-Jesu-Verehrung und somit für das Patrozinium der Kirche.
Kreuzweg
Der Kreuzweg des Münchner Fotokünstlers Matthias Wähner zeigt zeitgenössische Fotoaufnahmen der seit dem Mittelalter als authentisch verehrten Stationen der Via Dolorosa in Jerusalem. Im radikalen Verzicht auf das Bild Jesu tritt der narrative Charakter zugunsten des Ursprungsgedankens eines Kreuzwegs zurück: Das individuelle Abgehen des Leidenswegs Jesu und die damit verbundene persönliche Meditation und Compassio. Transparent und vor den gläsernen Außenwänden stehend, wirken die Bilder durchlichtet nach innen wie außen.
Kruzifixus
Im Eingangsbereich der Kirche befindet sich als einziges Bildwerk des Vorgängerbaus ein expressiver Kruzifixus des Münchner Bildhauers Karl Knappe von 1960. Aus einem massiven Stamm schält sich die Figur des Gekreuzigten, eine bildnerische Konzeption, in der Knappe einen unmittelbaren Schöpfungsbezug sah. Die deutlich sichtbaren Brandspuren setzen einen Kontrapunkt zu den feinen Oberflächen der Architektur und erinnern an das Schicksal der alten Kirche. Zugleich werden Assoziationen zum Leiden Jesu am Kreuz geweckt.
Kontakt: Kath. Pfarramt München-Herz Jesu, Romanstr. 6, 80639 München, Tel. 089-1306750, E-Mail:
Herz-Jesu.Muenchen@erzbistum-muenchen.deAnfahrt mit ÖPNV (U 1, Haltestelle Rotkreuzplatz), barrierefreier Zugang
1194 Erwähnung eines Kirchenbaus / 1974 Pfarreierhebung / ab 1979 Bemühungen um Kirchenneubau / 1984/85 Architektenwettbewerb für ökumenisches Zentrum (nicht realisiert) / 2006-08 Errichtung des Kirchenzentrums nach Plänen von Andreas Meck, München
Am Rande eines modernen Wohngebiets steht das Kirchenzentrum St. Nikolaus. Um einen gemeinsamen Innenhof gruppieren sich in gleichsam klösterlicher Tradition Kirche, Pfarrhaus, Amtsbereich und Pfarrheim. Der kompakte, rechtwinklige Baukörper ist allseitig mit unregelmäßig gebrannten Torfbrandklinkern bekleidet. Je nach Lichteinfall zeigen sie ein vielfältiges Spiel von Licht und Schatten, das von weiß glänzend bis schwarz-braun matt reicht. In die kraftvolle, erdverbundene Bauhülle ist eine unerwartet lichte, weiße Raumschale eingestellt.
Geneigte Wand- und Deckenflächen verbunden mit trichterförmigen Öffnungen zum Licht und zum Klang hin lösen die Raumgrenzen auf und verwandeln den gebauten in einen transzendenten Raum. Licht gestaltet den Raum. Im räumlichen Schwerpunkt dieses „Futterals“ wächst aus dem hölzernen Boden die von Rudolf Bott geschaffene liturgische Mitte aus grauem Kunststein. Form und Proportion des Ensembles sind aus den Abläufen der Liturgie entwickelt, so dass im Gottesdienst das Kunstwerk sich vervollständigt.
Raumschale
Der Kirchenraum beeindruckt im Inneren durch die unvermutete Größe, Geometrie und Lichtfülle. Wesentlich hierfür sind die in barocker Tradition ausgeführten, glatten, seidig glänzenden Wand- und Deckenflächen in mehrschichtiger Kalklasurtechnik. Die kristalline Natur des Kalks bindet das einfallende Licht und spiegelt es in den Raum. Der wechselnde Sonnenstand und die Intensität des Tageslichts werden zum Maler dieses sich unaufhörlich verändernden, abstrakten „Raumgemäldes“, das Unendlichkeit fassbar werden lässt.
Kreuz
Im geometrischen Mittelpunkt des Raumes erhebt sich ein großes T aus Kunststein. Es symbolisiert das Tau, den letzten Buchstaben des hebräischen Alphabets, mit dem der Prophet Ezechiel die zur Erlösung Bestimmten besiegelte. Das Tau ist Sinnbild der Rettung und Erlösung. Durch das Einstellen des feuervergoldeten Vortragekreuzes in der Feier der Eucharistie wird aus dem alttestamentlichen Tau das christliche Kreuz, in und unter dessen Zeichen die christliche Gemeinde versammelt ist und der Botschaft Christi begegnet.
Tabernakel
Der Tabernakel ist als einziges Ausstattungsstück unmittelbar mit dem Baukörper verbunden als Ausdruck der besonderen Gegenwart Gottes im Allerheiligsten. Der goldene Schrein ist von einem bergenden „Kokon“, bestehend aus einer Vielzahl verzinnter Halbkugeln, umschlossen. Die biomorphe Kugelstruktur als Motiv des Sakramentalen setzt einen bewussten Kontrapunkt zur strengen, rechtwinkligen Altarinsel und korrespondiert mit dem Taufstein. Die ungewöhnliche Form des Tabernakels ist Sinnbild des unbegreiflichen Gottes.
Kontakt: Kath. Pfarramt Neuried-St. Nikolaus, Maxhofweg 7, 82061 Neuried, Tel. 089-7558033, E-Mail:
st-nikolaus.neuried@erzbistum-muenchen.deAnfahrt mit Auto oder ÖPNV (Bus 269, Haltestelle Neuried, Maxhofweg), barrierefreier Zugang
Texte: Dr. Alexander Heisig, Fachreferent für Zeitgenössische Kunst und Kirche Hauptabteilung Kunst