Kloster Reutberg Kloster der regulierten Franziskaner-Terziarinnen

Klosterapotheke Reutberg
Seit mehr als 400 Jahren prägt klösterliches Leben den Reutberg, der so zu einem geistlichen Ort weit über die unmittelbare Region hinaus wurde. Er soll auch in Zukunft als geistlicher Ort erhalten bleiben.

Aktuell wird der Konvent der Franziskanerinnen vom Reutberg durch die Apostolische Kommissarin Sr. M. Benedicta Tschugg OSCCap geleitet. Sie wurde im Jahr 2018 durch die vatikanische Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens ernannt; gleichzeitig wurde der Konvent der erzbischöflichen Aufsicht entzogen und allein dem apostolischen Stuhl unterstellt.

Mit der Ernennung strebt die Kongregation den Erhalt des Konvents und des klösterlichen Lebens auf dem Reutberg an, angesichts der Tatsache, dass die Zahl der auf dem Reutberg lebenden Schwestern in den vergangenen Jahrzehnten stetig abnahm. In drei Jahren will die Kongregation die zwischenzeitliche Entwicklung betrachten und über das weitere Vorgehen entscheiden.

Die Erzdiözese München und Freising unterstützt die geistliche Entwicklung des Konvents in dieser Zeit durch die Ernennung eines Spirituals, der mit den Schwestern, mit Wallfahrern und Gläubigen Gottesdienste feiert und für die seelsorgliche Begleitung zur Verfügung steht. Die Erzdiözese beteiligt sich außerdem durch einen Zuschuss an der anstehenden Innensanierung der Klosterkirche.

Aktuelle Gottesdienste im Kloster Reutberg finden Sie auf der Seite der Pfarrei St. Andreas Sachsenkam: Kloster Reutberg (erzbistum-muenchen.de)

Geschichte des Klosters Reutberg

Klosteransicht von Südosten, kolorierte Federzeichnung, um 1750<br/>Papier, 40 x 32 cm; München, Archiv des Erzbistums München und Freising, Plansammlung 20 092
Klosteransicht von Südosten, kolorierte
Federzeichnung, um 1750, Papier, 40 x 32 cm;
Vor genau 400 Jahren stiftete Gräfin Anna Papafava, Gemahlin des Hofmarksherren von Reichersbeuern, bei der einige Jahre zuvor von ihr errichteten „Casa Santa“ – der Loretto-Kapelle auf dem Reutberg - ein Kloster und übergab es Schweizer Kapuziner-Terziarinnen. Diese Gründung war das erste Kapuzinerinnenkloster Bayerns. Von hier aus erfolgten weitere Tochtergründungen, unter anderem das heute noch bestehende Loreto-Kloster in Salzburg.
 
Mitte des 17. Jahrhunderts übernahmen die Ordensfrauen die Regel der Franziskaner-Terziarinnen und damit die Verpflichtung der strengen Klausur. Im 18. Jahrhundert wurden Kloster und Kirche erweitert und teilweise neu errichtet. Das Innere der Klosterkirche ist vom heiteren Spätbarock der Region geprägt und verweist in den Emblem-Darstellungen der Lauretanischen Litanei auf die dort verehrte Muttergottes. Den nicht zugänglichen Schwesternchor schmücken Fresken mit der Darstellung der klugen Jungfrauen im Ordenskleid der Franziskanerinnen.
 
Bereits 1802 wurde das Kloster säkularisiert. Als sogenanntes Zentralkloster sollte es eine neue Heimat für andere säkularisierte Franziskanerinnenkonvente werden. 1835 wurde das Kloster mit der Erlaubnis König Ludwigs I. wiedergegründet.
Klosterarbeit mit Reutberger Kindl, 18. Jh.
Klosterarbeit mit Reutberger Kindl, 18. Jh.
Kloster Reutberg war mit seiner Marienwallfahrt vier Jahrhunderte lang ein bedeutendes spirituelles Zentrum, so sind die zahlreichen Objekte, die sich im Kloster erhalten haben, Zeugen dieser langen Tradition und bilden in ihrer Vielfalt den gesamten Bereich marianisch-franziskanischer Barockfrömmigkeit ab. Eine Besonderheit des Klosters war die enge Verbindung zu den Franziskanern in Jerusalem, die dort seit dem 13. Jahrhundert die Hl. Stätten geistlich betreuen. Der Überlieferung nach stammt die heute noch in der Weihnachtszeit hochverehrte Figur des Jesuskindes, das „Reutberger Kindl“, aus der Geburtsgrotte zu Betlehem. Zahlreiche weitere historische Andenken und Devotionalien aus Jerusalem haben sich im Kloster erhalten, so auch das Altarkreuz des Hochaltares. Eine bis heute erhaltene „Hl. Stiege“ im Kloster ist architektonischer Ausdruck franziskanischer Passionsfrömmigkeit. Weit über die Region hinaus bekannt ist die 1688 eingerichtete Klosterapotheke, die sich weitgehend in originalem Zustand erhalten hat.

Neben typisch klösterlicher Kunst, wie zahlreiche Ölgemälden und Grafiken mit religiösen Darstellungen, Mobiliar und historischem Hausrat hat sich in Reutberg ein großer Bestand feiner Klosterarbeiten erhalten. Diese sind Aufgrund der schönen Darstellungen, der kunstfertigen Techniken und des teilweise sehr guten Erhaltungszustandes von besonderem frömmigkeitsgeschichtlichem Wert. Durch die säkularisierten Franziskanerinnen-Konvente des Riedler-, vor allem aber des Bittrichklosters aus München, die 1802 nach Reutberg übersiedelt wurden, ist der Klosterbestand um einige bedeutende Objekte weiter vermehrt worden.
Jesuskindfigur, sog. „Trösterlein“, 16.-18. Jh.
Jesuskindfigur, sog. „Trösterlein“, 16.-18. Jh.
So stammen aus dem Bittrich-Kloster einige qualitätvolle Ölgemälde, das „Bittrich-Kindl“ – ebenfalls eine ehemals hochverehrte Jesuskindfigur, die Leiber der Katakombenheiligen Hyacinth und Dorothea, die heute in den Seitenwänden der Klosterkirche verwahrt werden und der seit der Säkularisation als verschollen geltende Stab der hl. Elisabeth von Thüringen, der im 17. Jahrhundert über den Wiener Kaiserhof nach München gelangte. Daneben haben sich noch zahlreiche geschichtlich interessante Portraits von Oberinnen und Ordensfrauen des Bittrich-Klosters erhalten, sowie das barocke  Zinngeschirr der Nonnen. Das bekannteste Kunstwerk des umfangreichen Erbes des Klosters Reutberg ist die große, wohl ursprünglich aus Tölz stammende Barockkrippe, die über viele Jahre hinweg in der Klosterkirche aufgestellt worden ist.

Diese einzigartigen Zeugnisse der barocken Lebensweise, der Ordensspiritualität und der Lokalgeschichte zu sichern und zu bewahren, sieht sich die Erzdiözese München und Freising verpflichtet. Bereits vor einigen Jahren wurde deshalb der gesamte Kunstbestand und historisch bedeutendes Inventar des Klosters in einem Inventarverzeichnis erfasst und dokumentiert. Leider ist der gegenwärtige Zustand vieler Gemälde und Skulpturen aufgrund des hohen Alters sehr besorgniserregend. Im Bewusstsein der identitätsstiftenden Bedeutung und der historischen Einzigartigkeit werden jedoch alle Maßnahmen ergriffen, die notwendig sind, um dieses klösterliche Erbe für das Bayerische Oberland zu retten und vor Ort zu bewahren.
 
Weitere Bilder aus Kloster Reutberg
Fotos: Diözesanmuseum Freising