Endlich Schulkind! Tipps für einen guten Übergang von der Kita in die Grundschule

Die Kita-Zeit geht zu Ende und der erste Schultag rückt immer näher – das ist nicht nur für viele Kinder, sondern auch für die meisten Eltern eine aufregende Phase. Damit es bei der Vorfreude bleibt und nicht die Sorge vor dem Neuen überwiegt, gibt es einige Dinge, die die „werdenden“ Schulkind-Eltern beachten können.
 
Auf dem Foto ist ein Schulkind mit einer Schultüte zu sehen.
Ein ganz besonderes Ereignis für die ganze Familie: Der erste Schultag

Statt Wehmut: Freude am Neuen

Wichtig ist es, dass die Familie den Übergang vom Kindergarten in die Schule aktiv und positiv begleitet. Man weiß heute, wie wichtig solche Übergänge für die Biografie sind. Das beginnt mit der ersten „Abnabelung“ von den Eltern, dem Start in der Krippe oder bei einer Tagesmutter. Dieser Weg der Veränderungen ist fast ein Leben lang nicht abgeschlossen. „Unser Leben ist heute von vielen Wechseln geprägt. Nach dem Übergang von der Kita in die Schule folgen Übergänge innerhalb der Schule, von der Schule ins Berufsleben oder Studium und spätere Jobwechsel. Wer bereits in der Kindheit erlebt hat, dass er solche Übergänge gut meistern kann, geht sie auch später positiv an“, erklärt Lukas Jaeger, Fachreferent für Qualitätssicherung und -entwicklung an Kindertageseinrichtungen in der Abteilung Pädagogik der Frühen Kindheit im Erzbischöflichen Ordinariat München.

„Natürlich sind Übergänge stets mit neuen Herausforderungen verbunden. Darüber muss man sich bewusst sein“, sagt Lukas Jaeger und fügt hinzu: „Aber wir lernen aus jedem Übergang und entwickeln uns weiter.“ Eltern können ihr Kind hier unterstützen, indem sie sich mit ihrer eigenen Schulzeit auseinandersetzen. Kaum einer blickt dabei durch und durch positiv auf diese Zeit seiner Lebensbiografie zurück. Aber es hilft, sich bewusst damit zu beschäftigen und sich beispielsweise mit der Partnerin oder dem Partner über die eigenen Erfahrungen auszutauschen. Auch Gespräche mit dem Kind sind wichtig. Dabei ist es wichtig, offen heranzugehen und es beispielsweise zu fragen, worauf es sich in der Schule freue. Mit Sätzen wie „Jetzt beginnt der Ernst des Lebens“ können Vorschulkinder nichts anfangen. Sie können davon verunsichert und beängstigt werden. Auch das Berichten von eigenen negativen Schulerfahrungen oder strengen Lehrerinnen oder Lehrern sollte vermieden werden.
 
Auf de Foto sind eine Schultüte und Bastelmaterialien zu sehen.
Beim gemeinsamen Schultütebasteln steigt die Vorfreude.

Rituale pflegen: Schulranzen kaufen, Schultüte basteln

Wichtig ist, den Übergang bewusst zu gestalten. In Kitas sind Rituale wie das „Rauskehren“ und „Verabschieden“ der Kinder, eine Feier, bei der jedes Kind seine Schultasche mitbringen darf, oder eine letzte Übernachtung in der Kindergarten-Turnhalle mittlerweile fest verankert. Auch als Familie kann man diesen Schritt ermöglichen, der klar macht, jetzt wird etwas abgeschlossen und etwas Neues beginnt. Er schafft Raum für das Neue. „Es ist möglich, noch mal zum Kindergarten zu gehen und bewusst auf die schöne Zeit dort zurückzuschauen, dann zur Schule zu laufen und das Schulhaus anzusehen – möglicherweise sogar von innen“, meint Franziska Gintner, ebenfalls Fachreferentin für Qualitätssicherung und -entwicklung. Auch das Kaufen des Schulranzens und das – möglicherweise gemeinsame – Basteln der Schultüte bringen Vorfreude auf die Schule.
 
Auf dem Foto sind zwei Schulkinder zu sehen, die nebeneinander an einer Schulbank sitzen.
Oft schließen neue Schulkinder bereits am ersten Schultag Freundschaften.

Neuer Lebensweg, neue Freunde

Viele Eltern wünschen sich, dass ihr Kind weiterhin mit seinen Freunden aus der Kita-Zeit in die Klasse geht. Auch, wenn es in vielen Schulen möglich ist, zumindest einen „Wunschfreund“ anzugeben, mit dem man eine Klasse besuchen möchte, ist es für das Schulpersonal jedoch nicht immer realisierbar, allen Wünschen nachzukommen. Hier ist es wichtig, dass sich vor allem die Eltern bewusst machen, dass ein Lebensabschnitt endet und vermutlich nicht alle bisherigen Freunde den weiteren Lebensweg begleiten. „Es gibt vielleicht einzelne Freunde, zu denen es so eine enge Beziehung gibt, dass die Eltern das Kind unterstützen sollten, wenn es diesen Kontakt weiter halten will. Im Allgemeinen ist aber meine Erfahrung, dass Kinder sehr offen auf andere Kinder zugehen und so sehr schnell Freundschaften knüpfen“, erklärt Lukas Jaeger. Hier ist es gut, sich bewusst zu machen, welche Kompetenzen das Kind schon erworben hat.
 

Vertrauen in die eigene Erziehung haben

„Wir haben unser Kind bisher gut unterstützt!“ Das können und sollten gerade in dieser Übergangsphase Eltern bewusst sagen. „Eltern dürfen Vertrauen in ihre Erziehung bis dahin haben. Sie haben ihr Kind gestärkt, es zu einer dem Alter angemessenen Selbstständigkeit erzogen und dürfen darauf vertrauen, dass es problemlösefähig ist und auch mit schwierigen Situationen umgehen kann. Das Kind hat bereits eine Resilienz erworben, die es nun weiter ausbauen kann und wird“, meint Alexandra Schreiner-Hirsch, pädagogische Leitung beim Kinderschutzbund Bayern. Eine Hilfestellung kann es sein, dem Kind ein kleines Symbol, das in die Hosentasche passt, mit in die Schule zu geben. „Das kann ein kleiner Talisman, aber auch ein Schutzengel sein, der das Kind begleitet“, rät Franziska Gintner.
 

Andere Rolle annehmen

Unumgänglich ist für Eltern, sich ihrer neuen Rolle bewusst zu werden. Eltern eines Schulkindes zu sein bedeutet möglicherweise, den Alltag völlig neu zu organisieren. Meist steht die Familie deutlich früher auf, der Weg zur Schule ist manchmal weiter als zur Kita und sollte, so es die Verkehrssituation zulässt, irgendwann vom Kind allein bewältigt werden. Und oft muss, wenn Tochter oder Sohn keine Ganztagsschule besuchen, ein Hortplatz, eine Betreuung oder private Beaufsichtigung organisiert werden. All diese Schritte sollten mit viel Vorlauf geplant werden, damit der Schuleinstieg funktioniert.
„Wichtig ist es, den Leistungsdruck von Anfang an herauszunehmen und das Kind, so schwer es fällt, nicht mit anderen Kindern zu vergleichen. Manche Eltern denken in vorauseilendem Gehorsam, dass sie bereits vor der Schule mit dem Kind üben müssen. Aber ein Kind geht in die Schule, um zu lernen, und muss nicht alles bereits davor können“, betont Franziska Gintner.
 

Ersten Schultag als schönes Erlebnis für die Familie gestalten

Damit der erste Schultag ein schönes Erlebnis für die ganze Familie wird, ist es auch hier wichtig, die Wünsche aller, aber vor allem die des Kindes, in Erfahrung zu bringen. Was wünscht sich das Kind? Vielleicht möchte es ein Fest mit Paten und Großeltern feiern, vielleicht aber möchte es auch lieber exklusiv mit den Eltern am Nachmittag einen besonderen Ausflug machen. Auch Sechsjährige haben hier oft bereits eine genaue Vorstellung, und die gilt es im Gespräch herauszufinden.
 
Auf dem Foto ist ein Mädchen zu sehen, das Hausaufgaben macht.
Auch das Hausaufgabenmachen ist für die Kinder und Eltern neu und sollte nach individuellen Kriterien in den Alltag integriert werden.

Den Alltag neu organisieren

Ist der Schulbeginn da, sollte man dem Kind Zeit lassen, sich in den neuen Alltag einzufinden. Und so gut der auch geplant wurde – nicht immer läuft er dann so ab, wie die Eltern sich das vorgestellt haben. Die Grundschulzeit ist die Zeit, in der das Kind das schulische Lernen lernt. Das zeigt sich beispielsweise bei den Hausaufgaben. Alexandra Schreiner-Hirsch, pädagogische Leitung beim Kinderschutzbund Bayern, erinnert sich gut an eine Mutter, die zum Schulanfänger noch ein Baby zuhause hatte: „Diese Mama hat genau geplant, dass die beste Zeit für die Hausaufgaben gleich nach dem Essen, wenn das Geschwisterkind schläft, sei. Aber die Rechnung hatte sie nicht mit dem frisch gebackenen Schulkind gemacht, für das eine spätere Zeit viel besser war. Und so fing der Streit schon am ersten Tag an.“ Und das ist vermeidbar. Zeitlich gibt es für die Hausaufgaben genauso wenig eine Regel wie für den Ort der Hausaufgaben. „Der eine kann gut allein am Schreibtisch im Zimmer die Hausaufgaben machen, andere sitzen gern am Küchentisch und haben die ganze Familie um sich und andere arbeiten – auch wenn Eltern das erst mal nicht gern sehen – am konzentriertesten im Liegen am Boden. Alles ist erlaubt“, meint Schreiner-Hirsch.
 

Eltern und Lehrer sind keine Gegner

Auch die Bedingungen in den Schulen haben sich geändert. „Es wird mehr auf die Kinderrechte, die Beteiligung von Kindern und deren unterschiedliche Bedürfnisse geschaut“, erklärt Alexandra Schreiner-Hirsch. Der Frontalunterricht hat sich viel mehr zu Gruppenarbeiten und Lernhaus-Konzept entwickelt – Dinge, die viele Mamas und Papas aus ihrer Kindheit nicht kennen. Eines sollte man aber auch hier klar sagen: Wenn Eltern sich Sorgen um das Kind machen, Fragen haben oder sich austauschen möchten, ist immer ein offenes Gespräch mit der Lehrkraft sinnvoll. Hier kann auch von beiden Seiten konstruktive, in einem vernünftigen Umgangston angebrachte, Kritik geäußert werden. Jede Lehrkraft ist schon allein durch das Gesetz zur Erziehungspartnerschaft und damit zu einem Austausch mit den Eltern zum Wohl des Kindes verpflichtet. Eltern und Lehrerinnen und Lehrer sind keine Gegner, sondern zusammen für das Wohl des Kindes verantwortlich.
 
Es gibt viele Möglichkeiten, mit denen Eltern das Kind beim Schuleinstieg unterstützten können. Und mit Planung, Offenheit und Neugierde auf den neuen Lebensabschnitt gelingt der Übergang von Kita und Schule gut – für Kinder und Eltern.

Text: Steffi Schmid, Radioredakteurin beim Sankt Michaelsbund, Juli 2024
 

 
Pädagogik der Frühen Kindheit
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80333 München
Telefon: 089 2137-1725
Fax: 089 271352
kita(at)eomuc.de
Abteilungsleiterin:
Leonor Rodrigues de Aquino

Gebt den Kindern Zeit

Wie der Verband katholischer Kindertageseinrichtungen Bayern e. V. Träger und Fachpersonal wie auch Eltern und Kinder mit unterschiedlichen Maßnahmen beim Übergang von der Kita in die Schule unterstützt.
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