"Dass der Heilige Vater mich in das Kardinalskollegium berufen hat, ist für mich, aber auch für das Erzbistum München und Freising und die katholische Kirche in Bayern eine große Ehre. Damit unterstreicht der Papst seine Verbundenheit mit seinem Heimatbistum, dem er selber fast fünf Jahre vorgestanden hat.
Für mich ist die Ernennung ein Ansporn und eine Herausforderung. Ein Kardinal steht in Treue fest zum Heiligen Vater und hat ihn in seinem Dienst mit ganzem Einsatz zu unterstützen. Das will ich gerne und mit Freude tun. Gerade in dieser Zeit Kardinal zu sein, ist aber auch eine große Herausforderung. Die Erschütterungen der letzten Monate müssen Ausgangspunkt einer geistlichen Vertiefung unseres Glaubens und eines neuen Mutes zur Evangelisierung nach innen und nach außen werden. Es gilt, die „Zeichen der Zeit“ im Licht des Evangeliums zu deuten, gemeinsam mit dem ganzen Volk Gottes, so wie es das II. Vatikanische Konzil sagt, an dessen Beginn vor fünfzig Jahren wir im Jahre 2012 erinnern werden. Auf ihrem Weg durch die Geschichte ist die Kirche immer beides: lehrende und lernende Kirche, verkündigende und hörende Kirche!
Für einen solchen Weg ist es wichtig, offen zu sein für das vielfältige Zeugnis des Glaubens im Volk Gottes, und zugleich den Geist der Communio, der Einmütigkeit lebendig zu halten. Das ist die wichtigste Aufgabe des Papstes und der Bischöfe. Dabei gilt: die Einheit mit dem Heiligen Vater gehört zur Substanz des katholischen Glaubens. Ein Kardinal hat das in besonderer Weise zu leben und zu bezeugen.
Wie schon bei meinem Amtsantritt als Bischof von München und Freising vertraue ich mich auch in meiner neuen Aufgabe der Fürsprache der Gottesmutter Maria, der Patrona Bavariae, des Hl. Korbinian und des Dieners Gottes Johannes Paul II. an, dessen Worte bei seiner ersten Predigt als Papst mich seit zweiunddreißig Jahren begleiten: Habt keine Angst!“
München, 20. Oktober 2010
Prächtige Erinnerung an feierliche Tage
Dokumentationsband "Mut zum Glauben" über die Kardinalserhebung