Am 1. September 2024 starten im Erzbistum München und Freising die ersten Auszubildenden im dualen Studiengang Religionspädagogik und kirchliche Bildungsarbeit. Es handelt sich um eine Kooperation des Erzbistums mit der Katholischen Stiftungshochschule in Benediktbeuern. Zukünftigen Gemeindereferent:innen und Religionslehrkräften wird ermöglicht, ihre Ausbildung praxisnah und flexibel zu gestalten – eine Neuheit im Bereich der pastoralen Berufe.
Campus Benediktbeuern der Katholischen Stiftungshochschule München
Duale Studiengänge werden immer beliebter. Studieren und bereits im späteren Beruf arbeiten, kommt nicht nur bei der jungen Generation gut an. Bisher gab es diese Möglichkeit für pastorale Berufe nicht. Das ändert sich ab dem Wintersemester 2024/25. Als erste Hochschule deutschlandweit bietet die Katholische Stiftungshochschule in Benediktbeuern den neuen Studiengang Religionspädagogik und kirchliche Bildungsarbeit dual (B.A.) an. Mitkonzipiert hat ihn Prof. Dr. Ralf Gaus. Er sagt: „Es war an der Zeit, dass auch pastorale Berufe im dualen Studium möglich sind.“
"Konkret Vorlesungen und Lehrveranstaltungen anwenden zu können, um zu sehen, ob das funktioniert, das ist das Tolle“
„Es ist die Dreigliedrigkeit, die begeistert. Man verknüpft Theorie und Praxis, verdient Geld und ist örtlich unabhängig.“ Denn das Studium findet größtenteils online statt. Eine Anwesenheit in Benediktbeuern ist nur zwei Wochen pro Semester notwendig. „Wirklich ab der ersten Minute dort zu sein, wo ich später arbeiten möchte und konkret Vorlesungen und Lehrveranstaltungen anwenden zu können, um zu sehen, ob das funktioniert, das ist das Tolle“, findet Ralf Gaus.
Sein Konzept des dualen Studiengangs hat auch das Erzbistum München und Freising überzeugt. „Dieses Studium enthält alle Inhalte des Präsenzstudiengangs und erfüllt den Standard, den wir brauchen“, sagt Julia Mokry aus der Ausbildungsabteilung des Ordinariats. Aus diesem Grund hat sich das Erzbistum auch als „Ausbildungsbetrieb“ für den Praxisteil des neuen Studiengangs zur Verfügung gestellt und Stellen ausgeschrieben.
Als Leiterin der Ausbildung für Gemeindereferenten und Religionslehrer im Kirchendienst hat Agnes Arnold an dem Konzept für die Praxisausbildung der Studierenden mitgearbeitet. Im ersten Jahr dürfen die Studierenden selbst entscheiden, wo sie den pastoralen Schwerpunkt setzen wollen. „Möchten sie in die Notfall- und Krankenseelsorge hineinschnuppern oder ist es eher die Jugendseelsorge, die interessant ist?“, erklärt Arnold. Im zweiten Jahr ist der Studierende dann im Einsatz in einer Pfarrei und im letzten Jahr als Religionslehrer an der Schule. „Das siebte Semester bietet dann nochmal Raum, um Schwerpunkte zu setzen, die Abschlussarbeit zu schreiben oder vielleicht nochmal ins Ausland zu gehen“, ergänzt sie.
Nicht nur die Verknüpfung von Theorie und Praxis macht diesen dualen Studiengang attraktiv. Durch das Online-Studium zuhause wohnen zu können, macht die Ausbildung auch für Quereinsteiger interessant, auch für solche, die bereits Familie haben. „Auch dadurch, dass man bereits im Studium Geld verdient und somit versichert und abgesichert ist“, sagt Arnold. „Es war ein bunter Mix, der sich für diese Stellen beworben hat. Zum Beispiel junge Frauen, die sich nach der Elternzeit umorientieren wollen, aber auch Bewerber, die direkt von der Schule oder Uni kommen.“
Einer der Bewerber war Abiturient Karl Bär. Der 19-Jährige wird am 1. September 2024 mit einem weiteren Auszubildenden als erster im Erzbistum in die duale Ausbildung zum Gemeindereferenten starten, und zwar mit einem Einsatz in der Jugendseelsorge. Ausgleich und Abwechslung von Theorie und Praxis sieht er als große Pluspunkte des neuen Studiengangs. „Manchmal gibt einem vielleicht der Praxiseinsatz Lerneffekte mit, die man im reinen Studium nicht so erfahren hätte“, freut er sich auf den Start. „Mein Ziel ist es, meinen eigenen Glauben in der Zeit des Studiums zu intensivieren und mir Qualitäten anzueignen, um Menschen auf ihrem Glaubens- und Lebensweg zu begleiten.“
Für Ausbildungsleiterin Agnes Arnold ist diese neue Möglichkeit der dualen Ausbildung ein Erfolg. „Ich glaube, es gibt wenig Berufe, in denen man so umfangreich arbeiten kann“, schwärmt sie. „Deswegen möchte ich dafür werben, dass wir Wege finden, die attraktiv sind und bleiben.“ Denn die Zeiten hätten sich geändert, so Arnold, und damit auch die Lebensumstände der Menschen. So ein duales Studium, das online stattfindet und nur mit zwei Wochen Präsenz pro Semester an der Uni auskommt, kommt jedem entgegen.
Text: Maria Ertl, Radioredakteurin beim Sankt Michaelsbund, August 2024