Lernkabinen, Luftfilter, LED-Beleuchtung – in die Modernisierung der St.-Irmengard-Schulen hat das Erzbistum viel investiert. Das Ergebnis begeistert Schüler wie Lehrer zugleich. Ihre Lern- und Lehrräume sind moderner, freundlicher und nachhaltiger geworden. Das Großprojekt zeigt, welche Bedeutung einer zeitgemäßen, ganzheitlichen Bildung und eine nachhaltige Bauweise für das Erzbistum haben.
Hell, digital und analog - die Bibliothek der Irmengard-Schulen
Nein, Tafel und Kreide kennen sie nicht mehr, die sind in keinem Klassenzimmer mehr zu finden. Die Kinder und Jugendlichen an den St.-Irmengard-Schulen in Garmisch-Partenkirchen staunen oder lächeln nachsichtig, wenn die Frage nach solchen Unterrichtsmitteln gestellt wird. Schon seit einigen Jahren sind sie digitalen Unterricht gewohnt. Aber seit das altehrwürdige Schulhaus von 1930 grundlegend saniert worden ist und auch noch einen Neubau an die Seite gestellt bekommen hat, sind weiße Kreiden auf grünen Tafeln endgültig Geschichte.
Anfang 2021 sind Schüler und Lehrer hier eingezogen, auch wenn die offizielle Einweihung mit kommunalpolitischer und kirchlicher Prominenz coronabedingt erst 16 Monate später nachgeholt werden konnte. Laura Schrimpf und Alexandru Zeghru, beide um die 20 Jahre alt, besuchen die Fachoberschule (FOS) im Haus. Sie kennen die „Kreidezeit“ noch und haben keine Sehnsucht danach. „Es ist alles viel flexibler, sogar im Präsenzunterricht nutzen jetzt die meisten Schüler Laptops und die Lehrer sowieso“, erklärt Laura. Und Alexandru ergänzt, „dass das in der schlimmen Coronazeit ein Riesenvorteil war, wenn man daheimbleiben musste“.
Digitale Schule heißt Pythagoras ohne
Tafel und Kreide erklären, im und
sogar außerhalb des Klassenzimmers
Mit zwei, drei Mausklicks können die Lehrer an den Irmengard-Schulen den Unterricht in die Kinder- und Jugendzimmer übertragen. Sie können daheim arbeitende Schülerinnen und Schüler per Kamera in den Unterricht holen, in deren Hefte schauen und sogar auf den großen Bildschirm im Klassenzimmer holen, um Hausaufgaben gemeinsam durchzusprechen.
„Wir hatten auch in der Pandemie stundenplanmäßigen Unterricht“, sagt Bernhard Eiser. Er ist Schulleiter an der FOS, unterrichtet aber auch am Gymnasium: „Dort ist in meiner Klasse keine einzige Deutschstunde ausgefallen.“ Schüler in Corona-Isolation können sich digital am Unterricht beteiligen, haben nicht das Gefühl außen vor zu sein, versäumen keinen Lernstoff und die Klassengemeinschaft bleibt erhalten, bestätigt Wolfgang Mühldorfer. Der Realschulrektor im Haus hat auch seinen Instrumentalunterricht am Nachmittag per Video gegeben. „Da spielen Aerosole, die Infektionen weitertragen keine Rolle.“ Und das ist in seinem Falle entscheidend, denn er bringt Kindern und Jugendlichen das Spielen auf Blasinstrumenten bei.
Unterricht per Video
Dass sie an ihrer Schule ein Instrument lernen können, dass Zehntklässler jeden Herbst zusammen mit dem Forstamt Bäume in der Region pflanzen, Kunst nicht nur als Pflichtfach im Stundenplan vermittelt wird, Gottesdienste und Schulgebet keine ächzend ertragenen Nebensächlichkeiten sind, gehört zum Konzept. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir eine kirchliche Schule sind“, erläutert Otmar Würl. Er meint damit nicht nur das Gymnasium, das er leitet, sondern auch FOS und Realschule, die hier unter einem Dach versammelt sind und selbstverständlich zusammenarbeiten: „Bei uns allen geht es nicht in erster Linie darum, dass wir den Lehrplan vermitteln. Wir wollen hier eine ganzheitliche Persönlichkeitsbildung anbieten.“ Dazu gehöre, dass man als Gemeinschaft gut zusammenleben kann, einen Blick für den Nächsten hat– und für die Schöpfung. Die Schülermitverwaltung hat gemeinsam mit der Lehrerschaft schon vor längerem beschlossen, dass für Klassen- oder Abschlussfahrten nicht mit dem Flugzeug gereist wird. Beim Schüleraustausch mit den USA ist das schlecht möglich, aber dann gibt es eine Selbstverpflichtung zum CO2-Ausgleich.
Schalldichte Lernkabinen
In den Lernkabinen lässt es sich konzentriert arbeiten.
Amelie Stumpp, Elisabeth Eiser und Zoe Brütting stehen voll hinter diesem Beschluss. Sie sind zwölf, elf und sechzehn Jahre alt und besuchen die Irmengard-Realschule beziehungsweise das Irmengard-Gymnasium, die nur Mädchen unterrichten, während die Fachoberschule auch für junge Männer offensteht. Sichtbar stolz zeigen sie, was ihre von Grund auf erneuerte Schule zu bieten hat. In der Bibliothek sind sie alle drei besonders gern, zu der eine Sofa-Landschaft mit riesigen Kissen ebenso gehört wie Computer-Arbeitsplätze. Genauso schätzen sie die kleinen Lernkabinen. Sie sind, durch Glasscheiben getrennt, neben dem großen Gemeinschaftsraum der Ganztagsbetreuung unter dem Dach des Altbaus zu finden: schalldicht und mit Blick auf die umgebenden Alpengipfel. „Das fördert die Konzentration ganz stark“, betont Elisabeth. Die jüngeren Mädchen können sich beim Lernen aber auch von Tutorinnen unterstützen lassen. Diese Schülerinnen aus den zehnten Klassen haben von der Katholischen Jugendstelle am Ort eigens eine Gruppenleiterinnen-Ausbildung erhalten. Sie können sich mit den jüngeren Mädchen in einen eigenen Raum zurückziehen, in dem sogar eine kleine Kletterwand aufgebaut ist und ein Boxsack zum Austoben von der Decke hängt. Daneben schätzen Amelie, Elisabeth und Zoe an ihrer runderneuerten Schule die hellen Klassenräume mit den großen Fenstern. Im Neubau haben die Klassenzimmer Holzwände mit einer besonders ruhigen Akustik. Das gesamte Haus ist mit energiesparenden LED-Lampen und einer hochmodernen Luftfilteranlage ausgestattet, die unter anderem für eine geringe Virenlast in der Atemluft sorgt.
Besonders mögen die Mädchen die sechs sogenannten Lehrerstützpunkte. Das sind kleine verglaste Räume, in denen sich die Lehrerinnen und Lehrer in Freistunden oder am Nachmittag für Vorbereitungen aufhalten können und dort auch für die Kinder und Jugendlichen ansprechbar sind. „Sie winken einem freundlich zu“, erzählt Zoe, „und ich kann hineingehen und mir etwas erklären lassen, was ich im Unterricht nicht ganz verstanden habe, oder etwas loswerden, das mich beschäftigt“. Manchmal geht es vielleicht nur darum, ein richtiges Wort für eines der Schulgebete am Morgen zu finden, die Schülerinnen und Schüler oft selbst schreiben und vortragen. Auf die will keines der drei Mädchen verzichten, weil sie alle finden, dass sie sich dadurch innerlich stärker, geborgener und einfach wohler fühlen.
Dazu tragen die modernisierte Schule und ihre freundlichen Räume bei. Dabei ist den Schülerinnen klar, dass die Erzdiözese München und Freising intensiven organisatorischen und finanziellen Aufwand betrieben hat. In Summe schlägt das Bauvorhaben mit 53 Millionen Euro zu Buche, wovon 15,7 Millionen durch staatliche Fördergelder eingebracht wurden. Rund acht Millionen Euro kostete es, eine räumliche Ausweichlösung während der Bauzeit zu realisieren. Der Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, Christoph Klingan, betont die hohe Relevanz des Engagements von Kirche für zeitgemäße Bildung. Es sei „Teil unseres kirchlichen Auftrags“, der auch bedeute, „jungen Menschen eine ganzheitliche Bildung vor dem Hintergrund des christlichen Menschenbildes zu ermöglichen“. Dabei gehe es „nicht allein um die Vermittlung von Unterrichtsstoff, sondern auch um das Schaffen eines Lebensraums in guter Atmosphäre sowie ein nachhaltiges Gesamtkonzept“. Generalvikar Klingan dankt den Kirchensteuerzahlenden, dass sie mit ihrem finanziellen Beitrag ein Projekt wie dieses ermöglichen.
Christliches Bildungsverständnis
Die Bibliothek in den Irmengard-Schulen ist nicht nur zum Büffeln
da, sondern auch zum Plaudern und Entspannen
Schulleiter Otmar Würl begreift den Bau für die rund 1.000 Schülerinnen und Schüler sowie etwa 120 Lehrkräfte und weiteres Personal als „große Wertschätzung der Erzdiözese für die Kinder, Eltern und Unterrichtenden wie auch als Bekenntnis zu diesem Standort“. Den wollte Dr. Sandra Krump genauso wie alle anderen Schulen der Erzdiözese auf die kommenden Jahre und auf eine sich grundlegend verändernde Pädagogik vorbereiten. Die Leiterin des Ressorts Bildung im Erzbischöflichen Ordinariat München war als Bauherrin federführend bei der Neugestaltung der Irmengard-Schulen: „Christliche Bildung kann auch heißen, dass man sich der digitalen Welt nicht verschließt, sondern gerade öffnet, weil sie die Kinder von heute in ihrem Berufsleben und in ihrem persönlichen Leben prägen wird.“ Dabei gehe es in einer katholischen Schule aber um viel mehr als um die Ausstattung mit leistungsstarken Rechnern und einem funktionierenden W-Lan oder energiesparenden und zeitgemäßen Schulräumen. Die Investitionen der Erzdiözese „haben sehr viel mit unserem christlichen Bildungsverständnis zu tun“, erläutert Sandra Krump. „Jedes einzelne Kind und jeder einzelne Jugendliche ist als Geschöpf Gottes zu betrachten und wir wollen dabei helfen, dass jeder und jede sich am besten entwickeln kann.“
Laura und Alexandru, Amelie, Elisabeth und Zoe, sind sich darin einig, dass das an den Irmengard-Schulen zu spüren ist. Natürlich tragen die neuen Räume und die topaktuelle Ausstattung dazu einen wichtigen Teil bei und das wissen sie sehr zu würdigen. Aber sie wären auch dann noch gerne hier, wenn die neuen Irmengard-Schulen nicht zu den wohl modernsten in Bayern zählten. „Denn die Lehrer sind einfach toll und nehmen jeden so an, wie er ist“, sagt Amelie. „Atemberaubend“ nennt Elisabeth die Männer und Frauen an der Schule. Und Alexandru ist überzeugt, dass die Lehrkräfte „wirklich alles für die Schüler tun“. Das gefällt ihm so gut, dass er die FOS an der Irmengard-Schulen auch dann besuchen würde, wenn´s dort nur Tafel und Kreide statt Laptops und Bildschirme gäbe.
Text: Alois Bierl, Redakteur Sankt Michaelsbund, Mai 2022
Die St. Irmengard-Schulen stellen sich vor
Ressort 5 - Bildung
Kapellenstr. 4
80333 München
Ressort-Bildung(at)eomuc.de
Ressortleiterin, Ordinariatsdirektorin:
Dr. Sandra Krump
Vorsitzende der Diözesankommission für
Katholische Tageseinrichtungen für Kinder