Spermium plus Eizelle ist Baby. Eine einfache Gleichung, symbolisiert durch einen Luftballon, eine goldene Kugel und eine Puppe. Aber so einfach ist das nicht. Im Gegenteil. Bis ein neues Leben entsteht, muss ganz schön viel passieren. Was genau und wie das alles abläuft, erfahren an einem Donnerstagvormittag im Februar die Schülerinnen einer fünften Klasse der
Erzbischöflichen Maria-Ward-Realschule in München-Nymphenburg.
Workshopleiterin Pauline Pleil hat auf dem Fußboden aus Tüchern, Schildern, Perlenketten und allerhand anderen Materialien eine etwa zwei Mal zwei Meter große Gebärmutter gestaltet. Die 15 Mädchen im Alter von neun bis zwölf Jahren sitzen auf Stühlen im Kreis um das gelegte Bild herum. Und schon geht’s los. Von der monatlichen Blutung ist die Rede, von der Spermienproduktion in den Hoden, von Eizellen und Eierstöcken. Wie in einem Theaterstück lässt Pleil die körperlichen Akteure und Vorgänge für die Kinder lebendig werden.
Klar, offen und unverkrampft beschreibt die 25-Jährige, was genau im Körper passiert. Sie verwendet eine bildreiche Sprache und bezieht die Mädchen immer wieder mit Fragen und kleinen Aufgaben in ihre Präsentation ein. „Wo wohnen die Eizellen?“, „Wie viele Eizellen braucht man für ein Baby?“ oder „Wer hat ‚entschieden‘, dass ihr Mädchen geworden seid?“, will Pleil von den Kindern wissen. Einige von ihnen kichern, andere halten sich verschämt die Hand vor den Mund. Aber alle verfolgen interessiert, viele auch fasziniert, was da vor ihren Augen und Ohren abläuft.