Kirchliche Gymnasien, Grundschulen und Kitas – das Spektrum der Einrichtungen für Kinder und Jugendliche in der Erzdiözese ist groß. Auch drei Fachoberschulen gibt es im Erzbistum, eine davon ist die Erzbischöfliche Fachoberschule Franz von Assisi in Freilassing.
Der heilige Franz von Assisi ist für die kleine Fachoberschule identitätsstiftend
Eine Fachoberschule (FOS) auf katholischem Fundament – für Schulleiter Dr. Jochen Gollhammer ist das eine absolute Stärke der Franz-von-Assisi-Fachoberschule. Das „christliche Miteinander“, wie er es nennt, prägt den Umgang der Lehrer:innen und Schüler:innen und auch die Betreuung, mit der die Lehrkräfte schnell reagieren, wenn Schüler:innen Probleme haben. Und natürlich gehören Schulgottesdienste – auch im Freien – und das Morgengebet zum Profil der Franz-von-Assisi-Schule. Aber „das Katholische“ zeigt sich zugleich in sozialen Aktivitäten, erklärt der Schulleiter: In Pausenverkäufen für den guten Zweck oder in der Unterstützung von Werkstätten für Menschen mit Handicap.
Und natürlich spielt der Schulpatron, Franz von Assisi, eine wichtige Rolle. Schließlich ist er auch der Patron des Umweltschutzes; zusammen mit der kirchlichen Mädchenrealschule auf demselben Gelände bewirbt sich die Franz-von-Assisi-Schule für die Auszeichnung „Fairtrade-School“. Aktionen wie das Recyclen von Stiften, Mülltrennung oder die Einrichtung eines Umwelt-Teams sollen auch nach außen zeigen, wie ernst Lehrer:innen und Schüler:innen Schöpfungsverantwortung und Nachhaltigkeit nehmen.
Immer vor Augen – die Prinzipien der Franz-von-Assisi- Fachoberschule
Von Courage bis Zusammenhalt
Vier Profilfelder hat die Fachoberschule Franz von Assisi in den vergangenen Jahren entwickelt: Neben der Nachhaltigkeit das religiöse Leben, die digitale Didaktik – unter anderem mit Podcasts, Radiobeiträgen, Erklärvideos und der Nutzung digitaler Medien im Englischunterricht – und der Mitgliedschaft im Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Sichtbares Zeichen: Begriffe wie „Respekt“ oder „Zusammenhalt“ sind gut sichtbar an der Frontseite von Treppenstufen zu lesen.
Mit Vorträgen externer Referenten zum Leben farbiger Mitbürger:innen, zur Migration oder den Netzwerken Rechtsextremer sollen den Schüler:innen die Herausforderungen einer diversen Gesellschaft nahegebracht werden – aber auch einer Gesellschaft, die sich als zunehmend fremdenfeindlicher darstellt. Etwa 40 Prozent der Schüler:innen an der FOS in Freilassing haben einen Migrationshintergrund. „Ich sehe das als Herausforderung, aber auch als spannend und interessant“, betont Gollhammer.
Für Rassismus und Hetze ist an dieser Schule kein Platz
Auch Jugendliche, die nicht katholisch sind, gehen in die Franz-von Assisi-Fachoberschule. „Wir nehmen das Vertrauen, das uns da entgegen gebracht wird, sehr ernst und begleiten sie gerne zum Fachabitur oder Abitur“. Und so fühlt sich die 18-jährige Siddika sehr wohl an der Schule. Sie ist bereits in die kirchliche Realschule nebenan gegangen und ist Muslima: „Also, mein Dad sagt immer, dass die Lehrer hier voll gut sind!“ Sie hat keinerlei Berührungsängste mit der katholischen Ausrichtung der Schule, findet es vielmehr positiv, dass gemeinsam mit den Realschüler:innen Gottesdienste stattfinden. Damit sei es ähnlich wie in einer Familie, so die Schülerin der zwölften Klasse.
Zu dieser „familiären Grundstimmung“ trägt auch bei, dass die FOS in Freilassing mit acht Klassen und 160 Schülern durchaus überschaubar ist. Für die 16- bis 19-Jährigen auch ein Grund, warum sie mit Überzeugung hierher an die Schule direkt an der bayerisch-österreichischen Grenze kommen. „Man kennt die Schüler aus den anderen Klassen und auch die Lehrer“, „Es herrscht ein gutes Klima“, „Wenn’s Probleme gibt, kann man mit jedem drüber sprechen“ – das sind die Aussagen, wenn man die Schüler:innen nach den Stärken ihrer Schule fragt.
Ein erheblicher Teil der Schüler:innen kommt nach zehn Schuljahren von der Realschule in die Fachoberschule oder aus dem M-Zug der Mittelschule. Einige wechseln auch vom Gymnasium in die FOS. Hier können sie in der zwölften Klasse das Fachabitur, oder in der dreizehnten – mit Belegung einer zweiten Fremdsprache – das allgemeine Abitur erwerben.
Die Franz-von-Assisi-Schule bietet zwei Ausbildungsrichtungen an: Wirtschaft /Verwaltung oder Sozialwesen. Und auch hier hat die kirchliche Schule eine Besonderheit: Anders als in den staatlichen Einrichtungen gibt es in der 11. Klasse kein fachbezogenes Blockpraktikum in Betrieben oder sozialen Einrichtungen. In Freilassing zieht sich das Praktikum durch das ganze Schuljahr: Von Montag bis Mittwochmittag gehen die Jugendlichen zur Schule, den Rest der Woche verbringen sie im Praktikum.
„Ich bin jemand, der immer so einen kleinen Schubser braucht, um sich zum Lernen zu motivieren. Durch die Aufteilung kommt man nicht so aus dem Rhythmus heraus“, lächelt die 18-jährige Janine Fuchs. Und Schulleiter Gollhammer ergänzt einen weiteren Vorteil für die Ausbildung: Mit dieser Kombination könnten die Schüler:innen sofort im Praktikum umsetzen, was sie in der Fachtheorie erlernt hätten.
Ein Beispiel für die Stärken der FOS in Freilassing: Ein Schulprofil, das mit seinen Anforderungen und Möglichkeiten breit und zukunftsorientiert aufgestellt ist. Und das Bemühen, sich gleichzeitig um jede einzelne Schülerin und jeden einzelnen Schüler zu kümmern.
Text: Willi Witte, Radioredakteur beim Sankt Michaelsbund, Februar 2024
Erzbischöfliche Fachoberschule Franz von Assisi (FOS)
Laufener Straße 72
83395 Freilassing
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