Getrennt unterrichten – gemeinsam wachsen Wie das St. Ursula-Gymnasium Jungen und Mädchen fördert

Seit September 2024 setzt das Erzbischöfliche St. Ursula-Gymnasium in Hohenburg auf das Modell der Bi-Edukation. In getrennten Klassen lernen Jungen und Mädchen individuell angepasst. Nach einem halben Jahr ziehen Schulleitung, Lehrkräfte und Schüler eine erste Bilanz. Was hat sich bewährt? Welche Herausforderungen gibt es? Und was lässt sich aus den Erfahrungen der Erzbischöflichen Maria-Ward-Realschule St. Zeno in Bad Reichenhall lernen?
 
Lehrerin sitzt mit zwei Schülerinnen am Tisch im Klassenzimmer
Mit dem Schuljahr 2024/25 hat das Erzbischöfliche St. Ursula-Gymnasium in Hohenburg ein neues Kapitel aufgeschlagen: Zum ersten Mal gibt es eine reine Jungenklasse. Das Modell der Bi-Edukation, bei dem Mädchen und Jungen in separaten Klassen unterrichtet werden, hat sich an anderen Schulen bereits bewährt. In Bad Reichenhall setzt die Erzbischöfliche Maria-Ward-Realschule St. Zeno seit Jahren auf dieses Prinzip und konnte wertvolle Erfahrungen sammeln. Nun zieht auch Hohenburg eine erste Zwischenbilanz.
 
Außenansicht des Gymnasiums St. Ursula Schloss Hohenburg
St. Ursula Gymnasium Schloss Hohenburg
Schulleiter Christoph Beck betont: „Wir haben beobachtet, dass die Abiturschnitte von Jungen regelmäßig schlechter sind als die der Mädchen. Das liegt aber nicht an mangelnder Intelligenz, sondern daran, dass das Schulsystem stark auf konzentriertes, ruhiges Arbeiten ausgelegt ist – eine Arbeitsweise, die vielen Jungen schwerer fällt.“ Ziel der Bi-Edukation sei es, den Schülern einen Rahmen zu bieten, in dem sie ihre individuellen Stärken besser entfalten können.

Robert Huber, der Ständige Vertreter des Schulleiters, hebt die organisatorischen Vorteile hervor: „Eine klare Trennung erleichtert die Planung des Unterrichts und die gezielte Förderung.“ Dabei gehe es nicht um eine strikte Trennung im gesamten Schulalltag, sondern um eine Anpassung der Lehrmethoden an die jeweiligen Bedürfnisse der Schüler.
 
Schulleiter Christoph Beck
Schulleiter Christoph Beck
Die Maria-Ward-Realschule St. Zeno in Bad Reichenhall arbeitet bereits seit Jahren mit dem Konzept der Bi-Edukation. Schulleiter Andreas Katzengruber erklärt: „In jeder Gruppe zeigt sich, dass geschlechtsspezifische Stereotypen weniger ausgeprägt sind, wenn Jungen und Mädchen getrennt lernen.“ Dies gelte insbesondere für naturwissenschaftliche Fächer. „Mädchen entscheiden sich in reinen Mädchenklassen häufiger für MINT-Fächer, weil sie sich weniger beobachtet oder bewertet fühlen.“

Auch der Unterrichtsalltag unterscheidet sich: Jungen brauchen oft mehr Bewegung, können durch aktivere Methoden besser erreicht werden. Diesen Ansatz verfolgt nun auch Hohenburg. „Wir passen die Unterrichtsgestaltung gezielt an“, erklärt Beck. „Zum Beispiel mit mehr bewegungsorientierten Abstimmungen und einer direkteren Ansprache.“

In der 5. Jahrgangsstufe gibt es in Hohenburg nun eine reine Jungenklasse mit 24 Schülern. Die Rückmeldungen sind gemischt, aber insgesamt positiv. Ein Schüler formuliert es pragmatisch: „Ich finde es nicht schlechter als vorher.“ Ein anderer sagt: „Ich vermisse die Mädchen nicht wirklich.“ Gleichzeitig gibt es weiterhin zahlreiche Berührungspunkte zwischen den Gruppen – sei es in den Pausen, beim Sport oder bei schulischen Veranstaltungen.
 
Die Einführung der Bi-Edukation in Hohenburg ist ein Experiment mit Perspektive. „Es gibt kein starres Konzept, das einmal festgelegt und nie wieder überprüft wird“, betont Beck. „Wir werden genau beobachten, wie sich das Modell entwickelt und anpassen, wo es notwendig ist.“ Auch in Bad Reichenhall bleibt man offen für Veränderungen. Katzengruber rät seinen Kollegen in Hohenburg: „Begleitet das Projekt mit Daten und Erfahrungen – und seid flexibel in der Umsetzung.“

Ob sich das Modell langfristig bewährt, wird die Zukunft zeigen. Doch schon jetzt ist klar: Die Bi-Edukation in Hohenburg ist ein mutiger Schritt, der sich an bewährten Erfahrungen orientiert und gleichzeitig neue Wege geht.
 
Text: Henrik Evers, Redakteur beim Sankt Michaelsbund, Februar 2025

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