Fußspuren und Bärentatzen Eine digitale Reise mit dem Heiligen Korbinian durch München

Das Erzbistum München und Freising hat eine innovative Möglichkeit geschaffen, Geschichte und Glauben miteinander zu verbinden. Mit dem Actionbound „Fußspuren und Bärentatzen. Unterwegs mit dem Heiligen Korbinian durch München“ lädt die Erzdiözese zu einer digitalen Pilgerreise ein.
 
Ausschnitt aus Jan Polack, Weihenstephaner Altar: Der hl. Korbinian und der Bär, 1483/89, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Dauerleihgabe an das Diözesanmuseum Freising
Ausschnitt aus Jan Polack, Weihenstephaner Altar: Der hl. Korbinian und der Bär, 1483/89, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Dauerleihgabe an das Diözesanmuseum Freising
Der Heilige Korbinian, der als Missionar und Gründer des Erzbistums München und Freising im 8. Jahrhundert wirkte, ist eine der prägendsten Gestalten der bayerischen Kirchengeschichte. Doch wie kann man seine Lebensgeschichte und seine Bedeutung für die heutige Zeit erfahrbar machen – vor allem für junge Menschen? Die Antwort liegt in den digitalen Medien: Mit der Actionbound-App wird eine interaktive Entdeckungsreise angeboten.

Entwickelt wurde die App von Kristin Undisz aus der Fachstelle 5.MD und von Miriam Lücke, die beim Münchner Bildungswerk tätig ist. Die Frauen sind für die Erstellung der Route, der Storyline und des Inhalts verantwortlich. Den Entwicklerinnen war es wichtig, die Geschichte des Heiligen Korbinians medienpädagogisch im Rahmen des Bistumsjubiläums einzufangen. „Wir wollten darstellen, was der Heilige für uns heute noch bedeutet. Leider war Korbinian nie in München, weil es München damals so noch nicht gab. Wir wollten sehen, was es hier für versteckte und offensichtliche Spuren gibt. Deswegen beginnt der Bound auch am Dom, denn da gibt es durchaus einige offensichtliche Spuren“, erklärt Kristin Undisz die Hintergründe zur Entstehung des Actionbounds.
 
Es gibt zwei App-Versionen: Eine für Kinder und Jugendliche und eine für Erwachsene. Grundsätzlich sind die Apps identisch. Allerdings werden die Benutzerinnen und Benutzer in der App für Erwachsene gesiezt, und es gibt eine zusätzliche Station, die ins Diözesanarchiv führt. Insgesamt ist die App für Erwachsene ein wenig seriöser, so die Entwicklerinnen.

Ein interaktives Erlebnis

Der Bound führt die Teilnehmenden auf eine rund zweistündige Tour durch das Erzbistum. Die Reise führt an verschiedene Orte in München. Jeder Standort erzählt seine eigene Geschichte, die eng mit dem Wirken des Heiligen verknüpft ist. Die Teilnehmenden werden durch ein GPS zu den verschiedenen Stationen geleitet.
 
Nachdem die Teilnehmenden sich die App heruntergeladen haben, müssen sie sich einen Spitznamen geben. „Der Spitzname ist wichtig, denn die Spielenden sammeln  Punkte, die am Ende in ein Ranking einfließen“, erklärt Miriam Lücke. Danach folgt eine kurze Einführung. „Wir haben auch auf die Sicherheit der Teilnehmenden geachtet. Beispielsweise, dass sie auf den Straßenverkehr achten müssen. Das sind alles Hinweise, die uns in der Praxis aufgefallen sind“, ergänzt Miriam Lücke die Sicherheitshinweise. Bevor es so richtig losgeht, werden die Spielenden vom Bären persönlich begrüßt. Während der Schnitzeljagd erfahren die Teilnehmenden auch, warum der Bär der Wegbegleiter Korbinians ist.
 
Miriam Lücke und Kristin Undisz
Miriam Lücke vom Münchner Bildungswerk (l.) und Kristin Undisz von der Fachstelle Medien und Digitalität der Erzdiözese München und Freising
Bildung und Spaß kombiniert

An jeder Station erwarten die Teilnehmenden unterschiedliche Aufgaben: Neben Wissensfragen und Rätseln, die historisches Wissen testen, gibt es auch Aufgaben, die zur Reflexion anregen. So könnte eine Aufgabe lauten, darüber nachzudenken, was Korbinian in der heutigen Zeit tun würde oder wie sein Glaube auch heute noch inspirieren kann. In der App finden sich viele anschauliche fiktive und historische Bilder. Die Aufgaben könnten abwechslungsreicher nicht sein.

Besonders reizvoll ist der Einsatz von Multimedia-Elementen. Videos, die in die App integriert sind, lassen historische Szenen lebendig werden, während Audioclips aus alten Legenden vorlesen. Bilder und alte Karten machen die Reise durch die Geschichte greifbar.
 
Actionbound lädt zum Verweilen ein

Die Teilnehmenden erfahren nicht nur mehr über die Geschichte des Heiligen, sondern erhalten auch eine Führung durch München. „Wir haben selbst einige Stationen gefunden, die wir noch gar nicht kannten“, schmunzelt Kristin Undisz. Die Entwicklerin und ihr Team wollten sehen, wo der Heilige Korbinian sichtbar war und sich an seinem Leben entlang hangeln. Deshalb geht es in der App sogar in einen irischen Pub und zum Deutschen Alpenverein, der für die Alpenüberquerung steht.

Beide Entwicklerinnen haben Lieblingsstationen. Miriam Lücke gefällt vor allem die Bar Centrale. „Wir brauchten etwas, was uns an Rom erinnert. Das Schöne beim Actionbound ist, dass man auch einfach mal Pause machen, sich den Ort anschauen und in der Bar zur Ruhe kommen kann", so Miriam Lücke. Die Lieblingsstation von Kristin Undisz ist in der Maxburgstraße. Dort steht die einzige Statue des Heiligen Korbinian mit dem Bären. In weiteren Stationen wird erklärt, warum der Bär auch im Wappen von Papst Benedikt XVI. vorkommt. Außerdem erklärt Kardinal Reinhard Marx in einer Grußbotschaft, warum es für ihn wichtig ist, auf dem Stuhl des Heiligen Korbinian zu sitzen.
 
Heiliger Korbinian
Fresko des Heiligen Korbinian
Orte werden greifbar gemacht

Kristin Undisz findet: „Der Actionbound ist ein spielerisches Mittel, um Orte zu erfahren.“ Die Teilnehmenden können sich so viel Zeit lassen, wie sie möchten. Die Ziele sind fußläufig erreichbar, es gibt aber auch die Option, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen: „Der Actionbound eignet sich für jeden, der Lust hat, München mittels einer App mal anders zu erkunden.“ Rund zwei Kilometer ist die Route lang, die während des Spiels zurückgelegt wird.

Die App ist einfach und intuitiv, Teilnehmende müssen einfach nur Buttons oder Antworten anklicken. Durch die Verwendung eines GPS sind alle Stationen gut auffindbar. Die App ist kostenlos verfügbar und kann im Google Play Store für Android-Geräte und im Apple App Store für iOS-Geräte heruntergeladen werden. Um den Bound zu spielen, geben Teilnehmende entweder den entsprechenden QR-Code in der App ein oder suchen den Bound dort direkt. Danach starten sie das Spiel und folgen den Anweisungen, um verschiedene Stationen zu besuchen und Aufgaben zu lösen. Antworten können direkt eingegeben werden, Feedback kommt sofort.
 
Für alle Generationen geeignet

Obwohl der Bound ursprünglich für Jugendliche und junge Erwachsene konzipiert wurde, ist er auch für Familien und ältere Menschen geeignet. Der einfache Zugang über die Actionbound-App und die intuitive Bedienung machen es auch wenig technikaffinen Menschen leicht, sich auf die digitale Pilgerreise zu begeben. Miriam Lücke freut sich über die Reaktion von Senioren, die den Actionbound durchgespielt und für gut befunden haben: „Ich habe richtig gemerkt, wie die Senioren sich in den Wettbewerb hineingesteigert haben und Spaß hatten, das Spiel zu gewinnen – trotz der anfänglich unbekannten Technik.“

Das Spiel bietet auch eine Möglichkeit, Glauben auf eine moderne und dennoch tiefgründige Weise zu erleben. Es soll Wissen vermittelt und eine emotionale Verbindung zur Historie und zur spirituellen Bedeutung des Heiligen Korbinian geschaffen werden. Die App ist ein Abenteuer, das Geschichte, Glauben und moderne Technik auf spannende Weise verbindet.

Hier finden Sie die QR-Codes.
 
Text: Pauline Erdmann, Volontärin beim Sankt Michaelsbund, August 2024

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