Öffentliche Äußerungen von Kardinal Reinhard Marx

 
In dieser Rubrik finden sich ausgewählte öffentliche Äußerungen und Aktivitäten von Kardinal Reinhard Marx im Bereich Aufarbeitung und Prävention sexuellen Missbrauchs im Raum der Kirche. Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie enthält beispielsweise keine Informationen zu Gesprächen mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs oder zu Gesprächen mit den unabhängigen Ansprechpersonen der Erzdiözese, den Präventions- und Interventionsbeauftragten sowie den Beraterstäben. Auch listet sie nicht alle Äußerungen von Kardinal Marx auf, die er beispielsweise bei öffentlichen Terminen oder in Interviews getätigt hat. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Handlungsfelder der Erzdiözese München und Freising unter der Leitung von Kardinal Marx als Erzbischof ist hier zu finden.
 

 

Das Jahr 2010

Nach dem Bekanntwerden vieler Missbrauchsfälle im Raum der Kirche äußert sich Kardinal Reinhard Marx in verschiedenen Zusammenhängen.
 

Bischofsweihe

Bei einer Bischofsweihe am 28. Februar 2010 ruft er die Kirche zu Umkehr, geistlicher Erneuerung und Aufklärung der Vorfälle auf. „Mit Bestürzung und Scham müssen wir feststellen, dass in der Mitte der Kirche, in der Gemeinschaft der Gläubigen, vieles geschehen ist, was wir mit Schrecken wahrnehmen“, sagt der Erzbischof. „Es ist der Aufruf zur Umkehr, zur geistlichen Erneuerung, zur Vertiefung. Aber auch dazu, nichts zu verschweigen, nichts zu vertuschen, der Wahrheit ins Auge zu sehen und dann den Weg in die Zukunft zu gehen.“ (Pressemitteilung)

Interview "Münchner Merkur"

In einem Interview des Münchner Merkur vom 8. März 2010 bewertet Kardinal Marx die Missbrauchsfälle „als erschreckend und entsetzlich, und ich empfinde Scham. Denn als Erzbischof fühle ich mich zuallererst den Opfern verbunden. Wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen und so weit wie möglich den Opfern Gerechtigkeit widerfahren lassen. Ich muss auch auf die Täter schauen, soweit sie in meinem Verantwortungsbereich sind. Und ich muss auch meine vielen Mitarbeiter im Blick haben, die Priester, die Gläubigen, die Ehrenamtlichen, die eine gute und engagierte Arbeit machen. Sie dürfen nicht unter Generalverdacht gestellt werden.“ Weiter sagt der Erzbischof: „Es gab sicher die Tendenz in der Vergangenheit, das Ansehen der jeweiligen Institution nicht zu beschädigen.“

Brief an die Gläubigen

Am 15. März 2010 wendet sich Kardinal Reinhard Marx mit einem Brief an die Gläubigen im Erzbistum München und Freising. „Als Kirche bitten wir gemeinsam um Vergebung für das, was von Mitarbeitern der Kirche, besonders wenn es sich um Priester und Ordensleute handelt, Kindern und Jugendlichen zugefügt wurde. Wir wollen alles tun, um aufzuklären, den Opfern zu helfen und jedem Versuch der Verharmlosung und Vertuschung zu widerstehen“, schreibt der Erzbischof. „Jetzt ist nicht die Stunde, andere zu beschuldigen und Kampagnen der Medien zu beklagen, sondern mutig und offen im eigenen Bereich aufzuklären und der Wahrheit ins Auge zu schauen. Nur dann können wir einen guten Weg in die Zukunft gehen und in einer geistlichen Erneuerung der Welt zeigen, dass und wie Schuld aufgearbeitet werden kann.“ (Brief im Wortlaut)

Vollversammlung Freisinger Bischofskonferenz

Bei der Vollversammlung der Freisinger Bischofskonferenz am 17. März 2010 betet Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzender gemeinsamen mit den anderen Bischöfen in der Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen um Gottes Beistand für die Opfer der Missbrauchsfälle. Im Namen der Kirche bitten sie um Vergebung und geistliche Erneuerung. Die bayerischen Bischöfe seien „beschämt und betroffen“, sagt der Erzbischof in seiner Predigt. „Das Erbarmen Gottes erfordert, dass wir uns von seiner Liebe verwandeln lassen, uns neu auf den Weg bringen lassen – nicht, dass wir schnell darüber hinweggehen, sondern die Wahrheit, und das, was geschehen ist, aussprechen.“ (Pressemitteilung) (Vergebungsbitte im Wortlaut)

Treffen Freisinger Bischofskonferenz mit Bayerischem Kabinett

Bei einem Treffen der Freisinger Bischofskonferenz mit dem Bayerischen Kabinett am 4. Mai 2010 betont Kardinal Marx als Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz, dass die bayerischen Bischöfe mit Betroffenheit und Scham auf die in kirchlichen Institutionen verübten Fälle von sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen sehen und vereinbart haben, alles zu tun, um in Zukunft solche Taten zu verhindern. Dabei müssen in erster Linie die Opfer in den Blick genommen werden. Oberste Priorität hat die vollständige Aufklärung aller Taten von sexueller Gewalt, die durch Geistliche oder sonstige kirchliche Mitarbeiter verübt wurden. Ihre Aufarbeitung hat umfassend und gründlich zu erfolgen ohne Ansehen der Person des beschuldigten Täters und ohne Rücksicht auf dessen Stellung. Die Katholische Kirche wird bei Verdachtsfällen und bei diesbezüglichen Meldungen ohne wenn und aber mit den zuständigen staatlichen Stellen, insbesondere den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten. (Pressemitteilung)

Zweiter Brief an die Gläubigen

Am 15. Dezember 2010 wendet sich Kardinal Reinhard Marx in einem erneuten Brief an die Gläubigen im Erzbistum. Er betont, es sei ihm im Jahr 2010 darum gegangen, „aus den Fehlern, die gemacht wurden, zu lernen und so einen überzeugenden und glaubwürdigen Neuanfang für die Zukunft zu gewährleisten. Denn das Ziel muss ja sein, dass die Kirche ein sicherer und guter Ort für Kinder und Jugendliche ist.“ Um den Weg der Erneuerung zu gehen, sei es notwendig, „dass wir nicht in ‚Schockstarre‘ verharren oder Schuldige suchen, Verantwortlichkeiten abschieben oder alles verharmlosen. Wir müssen uns vielmehr gemeinsam vor den Herrn der Kirche stellen und auf sein Wort hören.“ (Brief im Wortlaut)

Das Gutachten für die Erzdiözese 2010

Im Jahr 2010 lässt Generalvikar Peter Beer im Auftrag von Kardinal Reinhard Marx von der Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl ein externes Gutachten erarbeiten, das „Sexuelle und sonstige körperliche Übergriffe durch Priester, Diakone und sonstige pastorale Mitarbeiter im Verantwortungsbereich der Erzdiözese München und Freising in der Zeit von 1945 bis 2009. Bestandsaufnahme – Bewertung – Konsequenz“ zum Thema hat.
 

Gutachten 1945 - 2009

Bei der Vorstellung des Gutachtens am 3. Dezember 2010 sagt der Erzbischof: „Wir wollen den Opfern, soweit das menschlich möglich ist, Gerechtigkeit widerfahren lassen, ihr Leid anerkennen. Und wir wollen aus den schlimmen Fehlern und Verfehlungen der Vergangenheit lernen. Und als Erzbischof sage ich auch: wir bitten als Kirche um Vergebung für das, was Mitarbeiter der Kirche getan haben.“ Er betont weiter: „Die Aufarbeitung des Vergangenen ist neben der Arbeit der Missbrauchsbeauftragten eine der Säulen, die unser Handeln tragen. Wir blicken zugleich in die Zukunft. Unser Ziel heißt: Unsere Einrichtungen, Pfarreien, Schulen und Jugendgruppen sollen sichere Orte für Kinder und Jugendliche sein – Orte, wo sie Geborgenheit und Schutz erfahren – Orte, an denen ihnen glaubhaft der Kern der christlichen Botschaft vermittelt und vorgelebt wird. Deshalb richten wir unsere Anstrengungen auf das Feld der Prävention.“ Der Schock dieses Jahres müsse „uns als Kirche wachrütteln, uns zur Umkehr bringen und uns zu einem neuen, geistlichen Aufbruch ermutigen“, so der Erzbischof weiter: „Ich kann nur davor warnen, nach diesen Erfahrungen einfach zur Tagesordnung überzugehen.“ (Informationen zum Gutachten)

Kongress „Auf dem Weg zu Heilung und Erneuerung“ 2012

Von 6. bis 9. Februar 2012 nimmt Kardinal Marx an dem Internationalen Kongress „Towards Healing and Renewal“ der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom zur Prävention sexuellen Missbrauchs Minderjähriger teil. Die Erzdiözese München und Freising unterstützt den Kongress auch finanziell.
 

Kongress „Auf dem Weg zu Heilung und Erneuerung“

In seinem Vortrag am 9. Februar 2012 mit dem Titel „Kirche, Missbrauch und pastorale Führungsverantwortung“ sagt der Erzbischof, die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals sei keineswegs zu Ende. „Es geht vielmehr darum, den geistlichen Lernprozess fortzusetzen und eine neue Aufmerksamkeit zu bekommen für den eigentlichen Auftrag der Kirche und für die vom Evangelium her vorgegebene Art und Weise ihres Zeugnisses“, so Kardinal Marx. Das Bekanntwerden der Missbrauchsfälle habe „nach innen und außen zu einem Glaubwürdigkeitsverlust geführt, der noch nicht überwunden ist“. Diese Krise müsse aber als Chance für eine geistliche Erneuerung begriffen werden. Der Erzbischof kritisiert, dass in den vergangenen Jahrzehnten der Schutz der Institution im Vordergrund gestanden habe „und der Versuch unternommen wurde, einer schrecklichen Wahrheit auszuweichen und sie nicht in ihrer ganzen Bitterkeit zu sehen“. Dazu habe auch eine verharmlosende und die Tatsachen verwischende Sprache beigetragen. Es gehe ihm aber nicht „um nachträgliche Schuldzuweisungen, sondern um die Erkenntnis von Mechanismen, die wir zu beachten haben“, stellt Kardinal Marx klar: „Es ist festzuhalten, dass die Opfer und ihre Perspektive und ihr Leiden systematisch ausgeblendet waren. Das Schuldbewusstsein in diesem Punkt war offensichtlich weitgehend nicht da.“ (Pressemitteilung)

E-Learning-Projekt „Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch“ 2014

Am 26. November 2014 äußert sich Kardinal Reinhard Marx bei einem Pressegespräch zum Abschluss der Pilotphase des E-Learning-Projekts „Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch“ des Zentrums für Kinderschutz. Ziel des Projekts ist es, durch internetgestützte Qualifizierungsangebote kirchliche Haupt- und Ehrenamtliche weltweit für die Problematik sexuellen Missbrauchs zu sensibilisieren und in ihrer Handlungskompetenz zu stärken. Nach Abschluss der Pilotphase in München wird das Zentrum für Kinderschutz an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom fortgeführt. Es wurde 2012 von der Erzdiözese München und Freising mitgegründet und finanziell gefördert.
 

E-Learning-Projekt „Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch“

"Die bekannt gewordenen Fälle sexuellen Missbrauchs und körperlicher Gewalt fordern von uns nie nachlassende Anstrengungen zur Verhinderung solchen Leids“, sagt der Erzbischof bei dem Pressegespräch: „Neben der Aufklärung der Taten und der Aufarbeitung des Vergangenen an der Seite der Opfer war und bleibt die Prävention eine der Säulen, die unser Handeln tragen.“  Weil das Bemühen um Prävention an den Grenzen des Erzbistums nicht haltmache, habe die Erzdiözese das Zentrum für Kinderschutz unterstützt, betont Kardinal Marx: „Damit wollen wir unser Bemühen für die Zukunft und über Landesgrenzen hinweg fortsetzen und eine stete Aufmerksamkeit entwickeln für das, was eine der Hauptaufgaben der Kirche ist: Kindern und Jugendlichen einen geschützten Raum zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit zu geben und ihnen den Schatz des Evangeliums zu eröffnen.“ (Pressemitteilung)

MHG-Studie der Deutschen Bischofskonferenz 2018

Bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, deren Vorsitzender Kardinal Reinhard Marx zu diesem Zeitpunkt ist, wird am 25. September 2018 eine wissenschaftliche Studie vorgestellt, die im Frühjahr 2014 in Auftrag gegeben wurde und den Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs in der Zeit von 1946 bis 2014 in der katholischen Kirche in Deutschland untersucht.
 

MHG-Studie der Deutschen Bischofskonferenz

In seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst sagt Kardinal Marx: „Wir sind erschrocken und tief erschüttert über das, was möglich war im Volk Gottes, durch Priester, die den Auftrag des Evangeliums hatten, Menschen aufzurichten.“ Er ruft dazu auf, sich dieser dunklen Seite zu stellen: „Wir müssen das anschauen, auch wenn wir schon viel getan haben. Aber wir müssen noch mehr tun. Die Opfer, die Betroffenen haben ein Anrecht auf Recht und Gerechtigkeit. Wir müssen das Gespräch mit den Betroffenen suchen. Bei all dem Dunklen ist es unsere Verpflichtung hinzuschauen, zu verstehen und Konsequenzen zu ziehen.“ (Pressemitteilung)
 
Bei der Vorstellung der Studie betont Kardinal Marx: „Allzulange ist in der Kirche Missbrauch geleugnet, weggeschaut und vertuscht worden. Für alles Versagen und für allen Schmerz bitte ich um Entschuldigung. Ich schäme mich für das Vertrauen, das zerstört wurde; für die Verbrechen, die Menschen durch Amtspersonen der Kirche angetan wurden; und ich empfinde Scham für das Wegschauen von vielen, die nicht wahrhaben wollten, was geschehen ist und die sich nicht um die Opfer gesorgt haben. Das gilt auch für mich. Wir haben den Opfern nicht zugehört. All das darf nicht folgenlos bleiben! Die Betroffenen haben Anspruch auf Gerechtigkeit.“ Weiter sagt der Erzbischof: „Wir haben zu lange weggeschaut, um der Institution willen und des Schutzes von uns Bischöfen und Priestern willen. Wir lassen Machtstrukturen zu und haben meist einen Klerikalismus gefördert, der wiederum Gewalt und Missbrauch begünstigt hat. Unsere Selbstverpflichtungen von 2010 konnten wir zum Teil einlösen, aber wir sind damit nicht am Ende, sondern die Ergebnisse dieser Studie zeigen klar auf, dass wir weitergehen müssen. Die Auseinandersetzung mit sexueller Gewalt im Raum der Kirche fordert weiterhin unser engagiertes und überzeugendes Handeln.“ (Statement)

Studiengang „Safeguarding of Minors“ 2018

Am 5. Oktober 2018 eröffnet Kardinal Reinhard Marx am Zentrum für Kinderschutz der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom einen neuen Master-Studiengang zum Kinderschutz. Das viersemestrige, interdisziplinär angelegte Programm „Safeguarding of Minors" richtet sich an Kinderschutzverantwortliche im kirchlichen Bereich. Das Zentrum für Kinderschutz wurde 2012 von der Erzdiözese München und Freising mitgegründet und finanziell gefördert.
 

Eröffnung des Studiengangs "Safeguarding of Minors"

„Worte der Betroffenheit reichen nicht aus. Wir müssen handeln“, sagt der Erzbischof bei der Eröffnung. Er fordert eine umfassende Debatte über Themen und Strukturen, die im Zusammenhang mit Missbrauch neu beleuchtet werden müssten: „Eine ehrliche Diskussion wird sich vielen Fragen stellen müssen: Machtmissbrauch und Klerikalismus, Sexualität und Sexualmoral, Zölibat und Ausbildung der Priester, Hinwendung zu den Opfern, Bestrafung von Tätern und kirchenrechtliche Verfolgung von Missbrauchstaten.“ (Pressemitteilung und Statement)

Gedenktag für Opfer sexuellen Missbrauchs 2018

Im Münchner Liebfrauendom hält Kardinal Reinhard Marx am 18. November 2018 einen Gottesdienst anlässlich des Gedenktags für Opfer sexuellen Missbrauchs. Der Gedenktag geht auf eine Anregung von Papst Franziskus zurück, der um die Einrichtung eines „Tages des Gebetes und der Buße für die Opfer sexuellen Missbrauchs“ gebeten hatte.
 

Gedenktag für Opfer sexuellen Missbrauchs

In dem Gottesdienst sagt der Erzbischof, er sei dankbar, dass für die Kirche die „Stunde der Wahrheit“ gekommen sei. „Wir dürfen den Betroffenen, den Opfern, dankbar sein, dass sie sich geäußert haben, dass sie sprechen, oft nach Jahrzehnten, was schmerzhaft ist für viele von ihnen“, so Kardinal Marx. „Wir dürfen auch den Medien dankbar sein, wir dürfen dafür dankbar sein, dass die Aufmerksamkeit gewachsen ist für dieses manchmal verschwiegene, verborgene, verheimlichte Unrecht, für diese Gewalt, die vielen Menschen weltweit angetan wurde und wird.“ Neben Aufarbeitung und Prävention gehe es auch darum, „dass wir lernen müssen, anders Kirche zu sein, transparenter, offener, nicht in geschlossenen Kreisen, nicht die einen gegen die anderen, sondern im Miteinander, im Lernen von der Welt.“ Kirche brauche „die Gesellschaft, die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die kritische Begleitung der Öffentlichkeit“, um diesen Weg zu gehen. „Wir dürfen nicht nachlassen und wieder in den alten Trott verfallen!“, mahnt der Erzbischof. „Wir müssen wirklich sehen: Hier ist ein Weckruf an uns ergangen, den wir nicht beschwichtigen und relativieren sollten.“ (Pressemitteilung)
 

Kinderschutz-Konferenz im Vatikan 2019

Am 23. Februar 2019 spricht Kardinal Reinhard Marx auf der Internationalen Konferenz „On the Protection of Minors in the Church“, zu der Papst Franziskus die Vorsitzenden aller nationalen Bischofskonferenzen nach Rom eingeladen hat. Im Rahmen der Konferenz findet am 22. Februar 2019 auch eine Begegnung von Kardinal Marx mit den internationalen Opferverbänden „Ending clergy abuse“ statt.
 

Kinderschutz-Konferenz im Vatikan

Der Erzbischof fordert in seinem Vortrag Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Verwaltungsvorgängen in der Kirche: „Menschen, die mit einer transparenten Verwaltung zu tun haben, können Fehler und Irrtümer im Verwaltungshandeln aufdecken und sich dagegen wehren.“ Der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, so Kardinal Marx, sei zu einem nicht geringen Teil auf den Machtmissbrauch im Bereich der Verwaltung zurückzuführen. „Verwaltung hat hier nicht dazu beigetragen, dass der Sendungsauftrag der Kirche erfüllt wird, sondern im Gegenteil, dass er verdunkelt, diskreditiert und verunmöglicht wird.“ (Pressemitteilung) (Vortrag im Wortlaut)
 
Zum Abschluss der Konferenz sagt Kardinal Marx: „Die Vorträge und Diskussionen wurden in großer Offenheit und gegenseitigem Vertrauen geführt. Deutlich wurde, dass die Bereitschaft besteht, die anstehenden Fragen beim Thema sexueller Missbrauch Minderjähriger anzugehen, und zwar quer über alle Kontinente.“ Gelernt habe er auch bei seiner Begegnung mit internationalen Opferverbänden: „Mir war es wichtig, durch Zuhören zu verstehen und die Anliegen der Verbände anderen Bischöfen und dem Heiligen Vater zu vermitteln. Dieser Dialog muss weitergeführt werden.“ (Pressemitteilung)

Fastenhirtenbrief 2019

Am 13. März 2019 wendet sich Kardinal Reinhard Marx in seinem Fastenhirtenbrief an die Gläubigen.

Fastenhirtenbrief

Zwar habe die Kirche in Aufarbeitung und Prävention viel erreicht. „Aber ich habe den Eindruck, dass erst jetzt vielen die Herausforderung dieses Geschehens vor Augen steht und auch die Erkenntnis, dass die selbstverständlich notwendigen Maßnahmen zur Prävention, zur Aufarbeitung, zur Orientierung an den Betroffenen nicht ausreichen. Wirklich hinschauen und hinhören bedeutet auch zu sehen, wo falsche Machtstrukturen Hindernisse aufbauen, wo Rechthaberei, Eifersucht und Machtmissbrauch das Klima in der Kirche, in den Pfarreien, in unseren Gemeinschaften vergiften. Wir müssen verstehen, dass wir manche Ursachen des Missbrauchs nur dann überwinden, wenn wir der Wahrheit nicht ausweichen durch Beschwichtigungen und Tabus“, so der Erzbischof. (Hirtenbrief im Wortlaut)
 

Synodaler Weg der Deutschen Bischofskonferenz 2019

Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung 2019 beschließt die Deutsche Bischofskonferenz unter dem Vorsitz von Kardinal Reinhard Marx einen Synodalen Weg, der eine strukturierte Debatte ermöglichen soll und gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken stattfindet.
 

Synodaler Weg der Deutschen Bischofskonferenz

„Wir werden Formate für offene Debatten schaffen und uns an Verfahren binden, die eine verantwortliche Teilhabe von Frauen und Männern aus unseren Bistümern ermöglichen“, sagt Kardinal Marx bei der Vorstellung des Synodalen Weges am 14. März 2019. „Wir wollen eine hörende Kirche sein. Wir brauchen den Rat von Menschen außerhalb der Kirche.“ Als eines der zentralen Themen für den Synodalen Weg nennt er „die Fälle klerikalen Machtmissbrauchs. Er verrät das Vertrauen von Menschen auf der Suche nach Halt und religiöser Orientierung. Was getan werden muss, um den nötigen Machtabbau zu erreichen und eine gerechtere und rechtlich verbindliche Ordnung aufzubauen, wird der synodale Weg klären.“ Zudem solle Gegenstand sein, inwieweit der Zölibat „zum Zeugnis des Priesters in unserer Kirche gehören muss“. Auch das Thema Sexualität benennt der Erzbischof als Herausforderung: „Die Sexualmoral der Kirche hat entscheidende Erkenntnisse aus Theologie und Humanwissenschaften noch nicht rezipiert. Die personale Bedeutung der Sexualität findet keine hinreichende Beachtung. Das Resultat: Die Moralverkündigung gibt der überwiegenden Mehrheit der Getauften keine Orientierung.“ (Pressemitteilung)

Stiftung „Spes at Salus“ 2020

Im Dezember 2020 gründet Kardinal Reinhard Marx mit dem allergrößten Teil seines Privatvermögens die gemeinnützige Stiftung „Spes et Salus“ („Hoffnung und Heil“). Sie soll Menschen helfen, die von sexuellem Missbrauch im Bereich der katholischen Kirche betroffen sind, und ihnen einen Weg zu Heilung und Versöhnung eröffnen.
 

Stiftung „Spes at Salus“

„Sexueller Missbrauch im Verantwortungsbereich der Kirche ist ein Verbrechen. Es zerstört das Leben vieler Menschen und bedeutet schwere Belastungen der unmittelbar Betroffenen, aber auch für deren Familien und Freunde. Das System Kirche als Ganzes ist hier schuldig geworden. Missbrauch hat systemische Ursachen und Folgen“, erklärt der Erzbischof anlässlich der Gründung der Stiftung. „Umso mehr ist es mir ein Anliegen, sowohl im Amt des Erzbischofs von München und Freising als auch als Privatperson alles mir Mögliche zu tun, um Missbrauch zu bekämpfen und aufzuarbeiten.“ Die finanziellen Mittel wolle er „im Sinne der Menschen einsetzen, die mich in den letzten Jahren immer wieder sehr beeindruckt haben: Die Begegnungen und Gespräche mit von Missbrauch Betroffenen, Berichte und Untersuchungen über deren Lebenswege und Schicksale, haben mir verdeutlicht, wie viel Kraft aufgewandt werden muss und wie viele Anstrengungen nötig sind, um sich den Ursachen und Folgen von Missbrauch entschieden zu stellen und diese zu bearbeiten.“ (Pressemitteilung) (Statement im Wortlaut) (Informationen zur Stiftung (englisch))

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung am 14. Dezember 2020 ergänzt Kardinal Marx: „Wichtig ist, dass wir nicht einfach wieder etwas für die Betroffenen tun, sondern dass diese wesentlich mitbestimmen, zusammen mit den Fachleuten. Sie sollen den Weg bereiten, ich gebe den nicht vor. Sie sollen miteinander bereden, was Wege der Heilung sein können, welche Begegnungen man ermöglichen sollte.“

Verzicht auf das Bundesverdienstkreuz 2021

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kündigt an, Kardinal Reinhard Marx am 30. April 2021 mit dem Bundesverdienstkreuz auszuzeichnen. Nach Kritik von Betroffenen bittet der Erzbischof den Bundespräsidenten, die Auszeichnung nicht vorzunehmen. Steinmeier kommt der Bitte nach.
 

Verzicht auf das Bundesverdienstkreuz

„Meine große Bitte an Sie ist, die Auszeichnung nicht vorzunehmen“, schreibt Kardinal Marx an Steinmeier. „Ich bin überzeugt, dass das mit Rücksicht auf diejenigen, die offensichtlich an der Auszeichnung Anstoß nehmen, und insbesondere mit Rücksicht auf die Betroffenen, der richtige Schritt ist.“ Im Sinne der Aufarbeitung, der er sich persönlich und als Amtsträger der Kirche verpflichtet habe, „blende ich diese Kritik selbstverständlich nicht aus“. (Pressemitteilung)

Angebot des Amtsverzichts 2021

In einem Brief, den er am 21. Mai 2021 dem Papst übergibt und der am 4. Juni 2021 veröffentlicht wird, bittet Kardinal Reinhard Marx Papst Franziskus, seinen Verzicht auf das Amt des Erzbischofs von München und Freising anzunehmen und über seine weitere Verwendung zu entscheiden. Papst Franziskus lehnt das Angebot  am 10. Juni 2021 ab.
 

Angebot des Amtsverzichts

„Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten“, schreibt Kardinal Marx an den Papst. Die Untersuchungen und Gutachten der zurückliegenden zehn Jahre zeigten für ihn durchgängig, dass es „viel persönliches Versagen und administrative Fehler“ gegeben habe, aber „eben auch institutionelles oder systemisches Versagen“. Mit seinem Amtsverzicht könne vielleicht ein persönliches Zeichen gesetzt werden für neue Anfänge, für einen neuen Aufbruch der Kirche, so der Erzbischof. „Ich möchte damit deutlich machen: Ich bin bereit, persönlich Verantwortung zu tragen, nicht nur für eigene Fehler, sondern für die Institution Kirche, die ich seit Jahrzehnten mitgestalte und mitpräge.“ (Pressemitteilung) (Brief an Papst Franziskus im Wortlaut) (Erklärung zum Brief im Wortlaut) (Antwort von Papst Franziskus im Wortlaut) (Erklärung zur Antwort im Wortlaut)

Besuch in Garching an der Alz

Am 17. Juli 2021 besucht Kardinal Reinhard Marx den Pfarrverband Garching-Engelsberg, Landkreis Altötting, zu Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern des Pfarrverbands.  Ein Priester war bis 2008 dort eingesetzt, obwohl er an früheren Einsatzstellen des Missbrauchs überführt worden war.
 

Besuch in Garching an der Alz 2021

„Dass ein Pfarrer, der des Missbrauchs überführt war, bei Ihnen eingesetzt war, ist eine Katastrophe und ich entschuldige mich. Das System Kirche hat versagt. Auch persönlich bitte ich um Entschuldigung; auch nach 2010 hätte vieles besser laufen können“, sagt der Erzbischof bei einer Andacht im Anschluss an die Gespräche. Missbrauch sei ein „Verrat an der Botschaft Jesu“. In einem anschließenden Pressegespräch ergänzt Kardinal Marx, es sei auch in diesen Gesprächen deutlich geworden, „dass Aufarbeitung eine lange Geschichte ist“. Sowohl die Kirche als auch er persönlich als Bischof haben das unterschätzt, wie der Kardinal betont. Zudem sei der Weg der Aufarbeitung noch lange nicht zu Ende: „Das Thema wird uns noch lange beschäftigen.“ (Pressemitteilung)

Wort an die Gläubigen 2021

Nach seinem Angebot des Amtsverzichts wendet sich Kardinal Reinhard Marx in einem Schreiben an die Gläubigen im Erzbistum.
 

Wort an die Gläubigen

„Einschneidend bleibt für mich die Erkenntnis, dass im Raum der Kirche so viele Menschen Unheil und Leid erfahren haben und nach wie vor daran schwer tragen. Dazu gehört der sexuelle Missbrauch. Es ist unerlässlich und zugleich eine Herausforderung, dass wir den Opfern und Betroffenen zuhören und von ihnen lernen dürfen“, betont der Erzbischof. „Seit dem Jahr 2010 weicht aber für mich nicht der Schock, dass dies Schreckliche von Amtsträgern und Mitarbeitern der Kirche geschehen ist und wir Bischöfe das möglicherweise nicht immer intensiv genug gesehen haben oder sehen wollten.“ Er sei überzeugt: „Wir brauchen Reform und Erneuerung in und für die Kirche, aber wir brauchen auch den Sinn für die Einheit des Gottesvolkes, die in der Vielfalt sichtbar wird. Lassen Sie uns diesen Weg in unserem Erzbistum gemeinsam gehen.“ (Schreiben im Wortlaut)

Das Gutachten für die Erzdiözese 2022

Im Februar 2020 gibt Generalvikar Christoph Klingan im Auftrag von Kardinal Reinhard Marx ein neues Gutachten bei der externen Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl, Spilker, Wastl in Auftrag. Dieser Bericht soll benennen, ob die Verantwortlichen rechtliche Vorgaben sowie die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz erfüllten und angemessen im Umgang mit Verdachtsfällen und möglichen Tätern handelten. Das Gutachten umfasst den Zeitraum von 1945 bis 2019. Die externe Kanzlei stellte das Gutachten im Rahmen einer Pressekonferenz am 20. Januar 2022 vor. Die Erzdiözese erhielt das Gutachten an diesem Tag erstmals zur Kenntnis. Nach einer ersten Prüfung hat die Erzdiözese bei einer Pressekonferenz am 27. Januar 2022 Stellung zu dem Gutachten genommen. (Weitere Informationen).
 

Statement Kardinal Marx zur Veröffentlichung des Gutachtens 1945 - 2019 am 20. Januar 2022

Erklärung des Erzbischofs von München und Freising zur Vorstellung des neuen Gutachtens zu sexuellem Missbrauch im Bereich der Erzdiözese
(Statement als PDF zum Herunterladen)
 
 

Statement Kardinal Marx bei der Pressekonferenz zum Gutachten am 27. Januar 2022

Statement von Kardinal Reinhard Marx bei einer Pressekonferenz in der Katholischen Akademie Bayern am Donnerstag, 27. Januar, zum externen Gutachten „Sexueller Missbrauch Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener durch Kleriker sowie hauptamtliche Bedienstete im Bereich der Erzdiözese München und Freising von 1945 bis 2019“. (PDF zum Herunterladen)