Offiziell ist das Jahr der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus für 2016 ausgerufen hatte, zu Ende. Ohne Ende ist jedoch die Aufforderung an jeden Christen zu tun, was Franziskus gesagt hat: „Wir sind alle berufen, mit der Barmherzigkeit Trost jedem Mann und jeder Frau unserer Zeit zu spenden.“ Mit den Adventrufen bitten Caritas und Münchner Kirchenzeitung wieder um Ihre Barmherzigkeit.Die Münchner Kirchenzeitung begleitet in der Adventszeit vier Schicksale, erzählt vier
Geschichte, die hier auch im Download vorgestellt werden.
Auf dem kleinen, abgewetzten Küchentisch in der Nische unter der Dachschräge findet sich kaum ein freies Plätzchen für die Teetasse. Der einzige Stuhl unter dem Tisch lässt sich nur mit Mühe rausziehen, ohne an die wackeligen Regalbretter an der Wand zu stoßen. Auch die sind nämlich mit Lebensmitteldosen, Medikamenten-Verpackungen, Geschirr und Schachteln chaotisch überladen. Geputzt wurde hier lange nicht mehr, aber das scheint Karl Hofmann (Name geändert) nicht zu stören. Was gut wäre, denn krank wie der Mittsiebziger ist, hätte er ohnehin keine Möglichkeit, für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen.
Karl Hofmann, der fast 50 Jahre seines Lebens körperlich hart gearbeitet hat, ist ein armer Mann. Seine Rente ist so mickrig, dass nach Abzug von Miet-, Neben- und Stromkosten gerade so viel übrig bleibt, dass er mehr schlecht als recht über die Runden kommt. Extrawürste sind nicht drin. Bei der Caritas-Beratungsstelle ist man gerade dabei, einen Antrag auf Grundsicherung für Herrn Hofmann in die Wege zu leiten, nachdem er nun endgültig alles zu Geld gemacht hat, was er je besessen hat. „Ich habe immer gedacht, ich schaffe es selber“, sagt der gebürtige Starnberger. Jetzt lächelt er nicht mehr und blickt verschämt Richtung Boden. Zuletzt hat er sogar seine Briefmarken-Sammlung, die er sich mühsam im Laufe seines Lebens angeschafft hat, verkauft. Er versucht es so zu erzählen, als wäre das das Normalste von der Welt, aber in seinen Augen kann man sehen, dass ihn der Verlust ziemlich schmerzt.
Lesen Sie die ganze Geschichte von Karl Hoffmann zum ersten Adventruf über den Download der Münchner Kirchenzeitung.
Von dem, was Antonio B. in seinem Leben bereits erlebt und erlitten hat, wird er vielleicht vieles nie aussprechen können. Der kräftige junge Mann mit der tiefschwarzen Hautfarbe kommt aus Uganda. In sich versunken sitzt er da und erzählt nur in Stichworten über sein Schicksal – zu schmerzhaft sind die Erinnerungen und die seelischen wie auch körperlichen Folgen. Vor sechs Monaten kam er zum ersten Mal zu Johanna Wallgren in die Beratung des Psychologischen Dienstes für Ausländer der Caritas. Das neue Projekt
„NUR – Neue UfeR“ soll durch Flucht und Vertreibung besonders belasteten Menschen helfen, ins Leben zurückzufinden. Antonio plagten heftige Kopfschmerzen, er konnte nicht schlafen, zog sich ganz in sich zurück und wollte nicht mehr leben. Der Psychologin Johanna Wallgren gelang es, sein Vertrauen zu gewinnen und ihn zu stabilisieren.
Flüchtlinge haben oft schwer an den schrecklichen Erlebnissen in ihrer Heimat und auf der Flucht zu tragen. Das Projekt „NUR – Neue UfeR“ des Psychologischen Dienstes für Ausländer der Caritas hilft mit psychologischer Beratung. Für die Gespräche sind in der Regel Dolmetscher nötig, deren Kosten aus Spenden finanziert werden müssen.
Mehr über Antonio lesen Sie im beigefügten Artikel der Münchner Kirchenzeitung zum zweiten Adventruf 2016 - auch zum Download verfügbar.
Am liebsten, sagt Maria S., hätte sie das Treffen abgesagt. Sie habe fast nicht geschlafen in dieser Nacht, und das kann man ihr auch ansehen. Müde Augen, deren rote Ränder keinen Zweifel daran lassen, dass Tränen geflossen sind, blicken ängstlich aus einem blassen Gesicht. Eine durchwachte Nacht, in der ihre Gedanken wieder einmal end- und gnadenlos gekreist sind, um ihr Leben, von dem sie heute erzählen soll. Kein angenehmes Plauderstündchen wird das werden, das ist ihr klar und sie hat Angst vor den Gefühlen, die jetzt auf sie zukommen.
Und so berichtet Maria von einem Leben, das ein schmerzhaftes gewesen und bis heute geblieben ist. Sie erzählt von ihrer Ehe, die beinahe vom ersten Tag an ein Gefängnis gewesen ist, in dem Gewalt auf der Tagesordnung stand. Einziger Lichtblick: Ihre Tochter, die „immer zu mir gehalten hat“, die sie beschützt und getröstet habe, wenn der Mann wieder einmal betrunken nach Hause gekommen sei, aggressiv und bösartig. Beschimpfungen und Schläge - unzählige Male habe Maria sich und ihr Mädchen nur durch eine Hals-über-Kopf-Flucht auf die Straße retten können. Über viele Jahre sei das so gewesen und Maria hatte immer im letzten Moment der Mut gefehlt, wenn sie sich vorgenommen hatte, diese Hölle für immer zu verlassen. „Ich wusste einfach nicht wohin“, erinnert sie sich. „Ohne Geld und meine Eltern so weit weg ...“
Was Maria S. helfen kann, wie sie sich durch den Alltag rettet, das lesen Sie weiter im ganzen Artikel der Münchner Kirchenzeitung "Adventruf Nummer 3" - direkt zum Blättern und Lesen oder als Download.
Susanne (alle Namen geändert) ist schlank, blond und bildhübsch. Man kann es kaum glauben, dass diese junge Frau nicht in die Disco zum Tanzen geht, sich nicht unbeschwert mit Freunden auf ein Bier trifft und auch nicht voller Energie ihre Zukunft plant. Die 26-Jährige ist mal wieder in der
Heilpädagogischen Tagesstätte (HPT) für Kita-Kinder in Hebertshausen bei Dachau. Ihre Töchter Tina und Laura besuchen die Caritas-Einrichtung jeden Tag, weil sie im Regelkindergarten völlig überfordert waren. Zu große Gruppen und zu wenig individuelle Begleitung und Förderung. Die dreijährige Tina und die fünfjährige Laura haben motorische und sprachliche Entwicklungsverzögerungen.
Seit Juli 2016 erhält Susanne Unterstützung von Sozialpädagogin und Familienhelferin Manuela Riemer. „Ich bin da, wenn ich gebraucht werde. Bei den Rücksprachen in der HPT zur Entwicklung der Kinder oder bei den Terminen im Kinderzentrum in München, wo die drei wegen ihrer Probleme untersucht worden sind. Es ist nicht einfach für eine Mutter, die Defizite ihrer Kinder anzunehmen.“ Da helfe es, wenn jemand dabei sei.
Welche Schicksalsschläge Susanne noch überwinden musste und wie die Caritas hier helfen konnte, das lesen Sie im ganzen Artikel der Münchner Kirchenzeitung zu den Adventrufen 2016.