Visuelle Darstellung des neuen Seminar- und Tagungszentrums
Am 11. Juni 2024 bezeichnete Kardinal Reinhard Marx zur Grundsteinlegung für ein neues Gästehaus das Seminar- und Tagungszentrum auf dem Freisinger Domberg "als einen Ort, an dem alle Menschen eingeladen sind, in Freiheit Gott zu suchen". Freiheit, die in Form des Wahlspruchs des Erzbischofs, „Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit“, dem Grundstein des neuen Gebäudes symbolisch eingeprägt ist, ist nach Ansicht von Marx „die Grundlage der Menschenwürde“. Der Freisinger Domberg solle ein Ort sein, „wo das eingeübt wird“. Deshalb sei im Rahmen der Weiterentwicklung und Neugestaltung des Dombergs entscheidend, „nicht nur ein Gebäude hinzusetzen, sondern auch, dass hier inhaltlich etwas geschieht“.
Christoph Klingan, Generalvikar der Erzdiözese, sprach im Zusammenhang der Weiterentwicklung und Neugestaltung des Dombergs von einem „großen Aufbruch“ und betonte in seiner Begrüßung zur Grundsteinlegung, mit dem Neubau entstehe „kein unnötiger Prunk und keine übergroße Dominante“, sondern „ein zweckmäßiges Gebäude, das sich in die historisch gewachsene Struktur des Dombergs behutsam einfügt und sie an dieser sensiblen Stelle sinnvoll und nutzbringend ergänzen wird“. Besonderen Wert habe man bei der Planung auf eine nachhaltige Bauweise gelegt. So komme das Gebäude mit einer möglichst minimalen Haustechnik aus, es würden zertifizierte und regionale Baumaterialien eingesetzt, die für ein gesundes Raumklima und eine natürliche Dämmung sorgten, und über eine Zisterne könne das Dachregenwasser genutzt werden.
Das neue Gästehaus ersetzt den ehemaligen, 2022 abgerissenen Anbau an die Residenz aus den 1960er Jahren. Das Gebäude nach Plänen des Berliner Architekturbüros Bruno Fioretti Marquez bietet Platz für bis zu 115 Übernachtungsgäste in 46 Zimmern, darunter auch Familien- und mehrere barrierefreie Zimmer, und umfasst zwei Untergeschosse sowie drei oberirdische Geschosse mit einer Bruttogesamtfläche von gut 5.600 Quadratmetern.
Städtebaulich ordnet sich der neue Anbau dem historisch bedeutenden Residenzgebäude unter, indem die Firstlinie des Anbaus unterhalb der Trauflinie der Residenz verbleibt. Ein skulptural angelegtes, aus teils gestocktem Sichtbeton errichtetes Treppenhaus verbindet Residenz und Anbau, im ersten Obergeschoss auf der Südseite schließt sich an die Residenz eine sieben Meter hohe Loggia an, von der sich ein freier Ausblick auf Freising und das Alpenvorland bietet. Eine Wendeltreppe mit eingespannten Natursteinstufen und einer offenen Brunnenschale schafft zwischen Museumsplatz und Innenhof des Anbaus eine direkte Verbindung.
Bei der Errichtung des Neubaus wird ein großer Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit gelegt, verbunden mit einem sogenannten Low-Tech-Ansatz. Bei den Geschossdecken und der inneren Tragstruktur kommt eine Holzhybridbauweise aus zertifizierten und regionalen Rohstoffen zum Einsatz, die Außenwände aus Mauerwerk verfügen über eine hohe Dämmung wie Wärmespeicherung, im Kellerbereich wird in Teilen Recyclingbeton verwendet.
Das an das Fernwärmenetz der Stadt Freising angeschlossene Gebäude wird über die Effizienzklasse 55 verfügen und das Dachregenwasser in einer Zisterne für die Bewässerung der Pflanzen auf dem Domberg sammeln. Die Fertigstellung ist aktuell für Oktober 2027 geplant. Die Kosten für den Neubau inklusive Planung und Abbruch belaufen sich nach derzeitiger Prognose auf rund 37 Millionen Euro, bei Berücksichtigung einer seit Planungsbeginn zu erwartenden Baupreissteigerung über die gesamte Projektlaufzeit kämen rund 15 Millionen Euro hinzu.