Als in Bayern die ersten Anzeichen für die Verbreitung des neuen Corona-Virus sichtbar wurden, hat Ministerpräsident Markus Söder beherzt gehandelt. Früher als andere Politikerkollegen, mutiger auch. Und er wurde allenthalben gelobt dafür, sogar das Wort von der Qualifikation als Kanzlerkandidat war zu lesen, er war dann medienpräsent, mehr als manche Bundespolitiker, manche vermuten sogar eine positive Wirkung auf den Ausgang der Kommunalwahl.
Inzwischen werden schon erste Stimmen laut, ob das alles so richtig war mit dem Shutdown. Die wirtschaftlichen Folgen sind immens, die gesundheitlichen Folgen abseits der Corona-Infektionen wie Zunahme der Depressionen, Folgen des Bewegungsmangels, verschobene Operationen, etc. sind nicht wirklich in Zahlen zu fassen. Auch Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit können krank machen. Gewalt in Familien könnte zunehmen. Ich warte nur darauf, bis erste Politiker „gekreuzigt“ werden für ihre vorher so hoch gepriesenen guten Entscheidungen.
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Beim Einzug Jesu in Jerusalem wurde auch laut gejubelt. Er wurde als der Retter in der Not begrüßt, der Messias, der Erlöser. Seine Geschichte hatte sich herumgesprochen, vor allem die Krankenheilungen, seine Zuwendung zu den Menschen und seine frohe Botschaft vom liebenden Gott. Jetzt kam er in die Hauptstadt, das politisch wie religiös bedeutsame Zentrum, er, der Wanderprediger vom Land. Da waren die Erwartungen hoch.
Jesus selbst war da von vornherein bescheidener. Er kam auf einem Esel. Dem Arbeitstier des einfachen Volkes. Er ließ allerdings die Leute gewähren. Weil er sie kannte. Der Mensch ist so. Er oder sie braucht einen, der vorangeht, der Entscheidungen trifft. Der sagt, wo es lang geht. Zaudern kann ich selbst. Selbst den Weg suchen, ist dagegen unbequem.
Wenn wir Palmsonntag feiern, wissen wir schon, was kommt. Noch im selben Gottesdienst hören wir nicht nur vom Einzug in Jerusalem, sondern bereits die Passion. Die grausame Wahrheit bis zu Jesu Tod. „An das Kreuz mit ihm“, tönt es aus demselben Volk, dass knapp eine Woche vorher noch Hosanna gerufen hatte.
Das sind zwei extreme Positionen. Jubel und Freude einerseits, Ablehnung und Hass andererseits. Mich erinnert es daran, dass wir eine gesunde Mitte brauchen, ein Normalmaß. Wir sollten es nicht übertreiben, weder in die eine noch in die andere Richtung. Das kippt leicht in Fanatismus. Das gibt es in Glaubensfragen, in unserem Alltag und insbesondere auch inmitten der Corona-Krise: Vorsicht ja, Panik mitnichten, keinesfalls Leichtsinn. Suchen wir immer wieder die gesunde Mitte.
Guter Gott,
bewahre uns vor Fanatismus und Extremismus.
Schenke uns das rechte Maß für verantwortliches Handeln.
Steh allen bei, die gefeiert und umjubelt sind, dass sie nicht übermütig werden.
Schenke uns Demut, Herr, und Weisheit im Umgang mit dem Applaus der Welt. AMEN
So wünsche ich Ihnen allen ein gelingendes Feiern in den begrenzten Möglichkeiten der Heiligen Woche, die mit dem Palmsonntag beginnt, und unseren Glauben an den Gott, der alle Wege mitgeht, wieder bestärkt.
Ihr Diakon Thomas Jablowsky
Pfarrverband Brannenburg-Flintsbach
Kirchenstr. 26
83098 Brannenburg
PV-Brannenburg-Flintsbach(at)ebmuc.de
G. R. Helmut Kraus, Pfarrverbandsleitung
Manuela Bauer, Gemeindereferentin
Ludwig Guggenberger, Diakon mit Zivilberuf
Thomas Jablowsky, Hauptberuflicher Diakon
Barbara Weidenthaler, Gemeindereferentin