Ich muss mal raus. Seit vier Stunden am Schreibtisch. Etwas frische Luft schnappen in dieser Zeit der eingeschränkten Bewegungen. Da kommt aus der nahen Kirche das Mittagsläuten. Sie gibt ein Lebenszeichen. Was Gottesdienste angeht, so ist es still geworden in ihr. Aber nach außen dringt ihr Geläut.
(Foto: Marc-Olivier Jodoin / unsplash)
Gott sei Dank, dass sie nicht ganz verstummt. Es ist gewissermaßen der Namenstag dieses Läutens, das erinnert an die Menschwerdung Gottes, „empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“, Angelusläuten. Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft.
Dreimal am Tag – morgens, mittags, abends – erinnern die Glocken daran, was Gott getan hat, dass er unser Fleisch nicht gescheut hat, unsere Krankheiten getragen hat, dass er uns nicht aus der Ferne geliebt hat, nicht nur mit wohlfeilen Worten.
Ich denke beim Läuten an die Toten dieser Tage: „Bitte für uns Sünder – jetzt und in der Stunde unseres Todes.“ Unwillkürlich beginnt es zu beten in mir: für die Krankenschwestern und Pfleger, die Ärztinnen und Ärzte, die am Rande der Erschöpfung arbeiten. Im Fernsehen gab es dazu Bilder aus Cremona. Ich denke an die Seelsorger*innen bei den Infizierten. Ich denke, dass Er unser Leben liebt – noch durch den Tod hindurch. Ich denke an die Wüste, die Ihm der Geist für vierzig Tage „verordnete“ und an die Wüste dieser Tage. Da ist ein Fasten verordnet worden. Kein Grund zum Selbstmitleid. Wer braucht Hilfe hinter den verschlossenen Türen? Vom Engel ist die Rede in dem Gebet.
Das Geläut legt den Gedanken nah, dass Gott nicht fern ist – segnend in den Helfenden und den Pflegenden, alle zur Besinnung rufend und die Sterbenden nach Hause. (neues GL 3,6)
Neun Monate vor Weihnachten, denke ich. Man darf allmählich Wunschzettel schreiben.
Text: Thomas Hürten
Glaubensorientierung
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