Leben (dr)innen neu entdecken Impuls für Mittwoch, 29. April 2020, von Dr. Theresia Reischl

„Wann meinst Du, können wir wieder um die Häuser ziehen?“ - diese Frage hat mir beim Telefonieren eine Freundin gestellt. Abgesehen davon, dass wir aus dem Alter vielleicht auch raus sind: Die Aussicht ohne Vorgaben, ohne konkretes Ziel mal wieder unstetig unterwegs zu sein, einfach einen Abend lang hierhin und dann dorthin zu schauen, den Moment zu genießen und rastlos einfach zu tun, worauf wir Lust haben und was uns in diesem Augenblick sinnvoll erscheint, klingt äußerst verführerisch. Schließlich sind jetzt die Tage streng getaktet und vorgegeben: Homeschooling, mit Maske einkaufen gehen, nur für das Nötigste das Haus verlassen, Telefon- und / oder Videokonferenzen, Essen kochen, Haushalt.
junge Frauen liegen freundschaftlich auf dem Bett
Foto: Khusen Rustanov / pixabay
„Die Gläubigen, die zerstreut worden waren, zogen umher und verkündeten das Wort.“ So heißt es heute in der Apostelgeschichte. Umherziehen heißt für mich in diesem Fall: Da gab es keine vorgegebenen Strukturen, keine expliziten Hierarchien, keine Vorgaben. Da gab es nur die Gläubigen und den Moment, auch damals eine Situation der Krise, in der sich alle irgendwie verhalten mussten. Es gab da sicher die Mutigen, die auf ihre Art und Weise nach bestem Wissen und Gewissen das Wort verkündeten, und es gab die, die sich lieber zurückgezogen haben. Es gab die, die klare Linien brauchten, und diejenigen, die die Freiheit genossen. Wie heute auch.

Im Griechischen gibt es das Wort Kairos, „den günstigen Zeitpunkt, um eine Entscheidung zu treffen“. Anders als Chronos, der griechische Gott der Zeit, ist Kairos, der jüngste Sohn des Zeus, eher unbekannt. Er wird dargestellt als eine Art anderer Ausgabe des Götterboten. Er läuft auf Zehenspitzen, mit Flügeln an den Füßen, weil er schnell wie der Wind ist. In der Hand hat er ein spitzes Messer, um die Menschen daran zu erinnern, dass Entscheidungen auch schmerzhaft sein können. Vorne auf der Stirn hat er eine Haartolle, an der man ihn ergreifen kann, hinten aber hat er einen kahlen Hinterkopf, denn wenn er vorbei ist, der Kairos, dann kann er auch nicht mehr erwischt werden.
Ist jetzt so ein Kairos? So ein Moment der Entscheidung, den wir besser nicht verstreichen lassen sollten?

Wenn es nach der Heiligen Katharina von Siena geht, deren Gedenktag wir heute feiern und die verschiedene Frauenverbände zu ihrer Patronin gewählt haben, dann ist die Zeit der Entscheidung. Sie schrieb im 14. Jahrhundert: „Warte nicht auf eine spätere, gelegenere Zeit, denn du bist nicht sicher, dass du sie haben wirst. Die Zeit entschwindet dir unvermerkt. Mancher hat sich noch Hoffnung auf ein längeres Leben gemacht, da kam der Tod. Darum versäumt, wer klug ist, keine Zeit.“

Gott schenke uns Mut und Entschlossenheit, dass wir wie die Heilige Katharina nicht auf eine spätere, gelegenere Zeit warten, sondern jetzt handeln.

Mut erfülle uns
Freude belebe uns
Hoffnung beseele uns
Beharrlichkeit dränge uns
Ungeduld mahne uns
Vertrauen stärke uns
Liebe leite uns
Friede segne uns
So sende und segne uns,
Gott, Vater und Mutter,
Jesus Christus, Bruder und Freund,
und die Heilige Geistkraft, Weisheit und Stärke.
Amen.
 
Text: Dr. Theresia Reischl

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