Kaum war die Coronakrise so richtig bei uns angekommen, bin ich auf Facebook über einen Post gestolpert, in dem eine obskure Seite im Brustton journalistischer Ernsthaftigkeit behauptete, das Virus sei in einem amerikanischen Labor als Biowaffe entstanden und dort entkommen. „Beweise“ wurden dort angeführt, ein angeblicher CIA-Offizier als „Zeuge“ benannt.
Es schockiert mich, wie schnell Menschen doch bereit sind, so eine weltweite Krise und die Angst der Menschen für ihre eigenen Zwecke zu benutzen. Falschaussagen, „Fakenews“, sind anscheinend ein legitimes Machtmittel geworden. Es scheint kein Tabu mehr zu geben, wenn es um die Machtspiele in der Welt geht. Auch mit Themen, die Verantwortungsgefühl und Sensibilität erfordern, darf gespielt werden. Die Macht geht über alles, oder?
(Foto: Colin Behrens / pixabay)
Ich heiße Susanne. Schon aus diesem Grund hat mich die Geschichte von Susanna in der heutigen Lesung aus dem Buch Daniel (Kap. 13) immer fasziniert. In Zeiten von #MeToo erschien sie mir beinahe schon zu aktuell. Eine klassische Geschichte männlichen Machtmissbrauchs. Es geht den beiden Männern nur um ihre Begierde, ihren Willen, ihre Macht. Und so wird die Frau unter Druck gesetzt. Als sie sich wehrt, kommt die Macht ins Spiel – und diese gibt der Falschaussage Glaubwürdigkeit – zunächst. Aber die Geschichte geht weit über das Geschlechterthema hinaus. Es geht grundsätzlich um die Frage, wie ich mit Einfluss und Macht umgehe.
Handeln wie die Ältesten? Jedes Mittel, auch Falschaussage, ist recht, um zu bekommen, zu erreichen, was ich will, was mir zusteht, was ich für richtig halte? Leider scheint mir diese Haltung bei viel zu vielen Mächtigen dieser Welt derzeit viel zu präsent.
Handeln wie Susanna? Welche Möglichkeit bleibt mir denn, wenn ich ohnmächtig bin? Der Text sagt: Bleib dir selber und Gott treu! Nicht immer leicht, oft sehr schwer sogar. Aber deshalb ist diese Haltung umso wertvoller und wird so ausdrücklich gelobt im Text.
Handeln wie Daniel? Die eigene Intelligenz einsetzen, prüfen, bewusst und überlegt entscheiden, den Werten treu bleiben, die unser Glaube uns vorgibt. Und Position beziehen gegen Ungerechtigkeit und Machtmissbrauch. Eine prophetische Aufgabe, die im Umgang mit Fakenews und medialer Anschuldigungskultur in unserer Zeit immer wichtiger wird.
Gerechter Gott,
in diesen stürmischen Zeiten lass mich sein wie Daniel
besonnen und klug
gerecht und offen
informiert und nachdrücklich
aufklärend und klar
lass mich eintreten für
Wahrheit und Gerechtigkeit
die Machtlosen und Ausgelieferten im Blick
die Ängstlichen und Schwachen
die Ohnmächtigen und Hilflosen
und wenn ich nicht die Kraft habe, wie Daniel zu sein
lass mich sein wie Susanna
deiner Weisung treu
mir selbst treu
vertrauend auf Dich und Deine Hilfe
denn Du bist die Gerechtigkeit und Güte
Du bist JHWH, der da ist, wo auch immer ich bin.
Amen.
Ich wünsche Ihnen einen guten Weg auf Ostern zu!
Denken Sie immer daran: Auch wenn wir gerade das Kreuz mehr spüren, nach dem Karfreitag kommt Ostern. Gott rettet!
Gottes Segen!
Ihre Susanne Deininger
Text: Susanne Deiniger