Leben (dr)innen neu entdecken Impuls für Dienstag, 7. April 2020 von Susanne Bauer

Verwechseln Sie auch schon manchmal die Wochentage? Irgendwie kann man schon leicht durcheinanderkommen, wenn die gewohnte Struktur, die vertrauten Fixpunkte im Alltag fehlen. Heute, am Dienstag, steht im Kalender meines Mannes normalerweise ein fast unverrückbarer Termin: Chorprobe. Heute Abend wären mit Sicherheit Teile eines Stückes auf dem Programm gestanden, das heute vor 296 Jahren, in der Fassung von Johann Sebastian Bach, uraufgeführt wurde: die Johannespassion. Heute hätten Chor und Schola für den Karfreitag geübt. Genau das sieht auch das heutige Tagesevangelium vor: Üben, sich bereiten für das, was wir in den kommenden Tagen erinnernd feiern. So führt uns die Lesung in den Pessachsaal.
 
Als Jesus mit seinen Jüngern bei Tisch war, wurde er im Innersten erschüttert und bekräftigte: Amen, Amen, das sage ich euch einer von euch wird mich überlassen.
Was darauf folgt, ist wie eine chaotische Chorprobe: Die Jünger finden nicht die richtigen Töne, sie verstehen nicht, reden durcheinander, befinden sich im falschen Takt, blicken einander ratlos an und fragen beim Chorleiter Jesus nach. Seine Antwort bleibt ihnen rätselhaft:
 
Der ist es, dem ich den Bissen Brot, den ich eintauche, geben werde. Dann tauchte er das Brot ein, nahm es und gab es Judas, dem Sohn des Simon Iskariot.
 
Dem Solisten Judas reicht er das Brot, will ihn noch einmal kosten lassen von dem, was er ihm und den Menschen, das er mir und jedem von uns schenken möchte. Will ihn einladen, in seinen Chor, seinen Reigen, sein Miteinander einzusteigen. Judas kann sein Herz nicht mehr „um-stimmen“ lassen. Er wendet sich ab vom Licht und geht in die Dunkelheit. Es ist Nacht, heißt es im Evangelium. Auch die anderen Jünger sind noch nicht bereit für die Passion, sind noch nicht richtig „gestimmt“. Aber sie behalten in der Tischgemeinschaft mit Jesus eine Verbindung zu ihm. Trotz Verrat, Schuldhaftigkeit und Flucht, die sich auch bei ihnen zeigen werden, behalten sie sich eine Heimat des Herzens bei ihm. Das ist die Brücke, die sie über die kommenden schweren Ereignisse tragen wird und ihnen dann neue Möglichkeiten des Miteinanders mit ihm und untereinander eröffnen wird.
Garffitiherzen
Foto: Renee Fisher / unsplash
Eine Heimat im Herzen haben, ist auch für uns in dieser Zeit etwas sehr Tragendes.
Es sind wahre Kartage, die wir in unserem kirchlichen Miteinander jetzt erleben und es ist kein Wunder, dass auch die Kirche sich „einüben“ muss. Vielleicht merkt so manche/r, dass es gilt, einen ganz neuen Chorsatz für liturgisches Feiern zu entdecken.

So wie der Chorleiter in der Pfarrei seine Sänger und Sängerinnen immer wieder ermutigt, auch wenn es sich zu Beginn der Proben schief und schräg anhört, so dürfen wir uns von unserem Chorleiter Christus ermutigt fühlen, unsere vielfältigen Stimmen auszuprobieren. Hauptsache wir verlieren nicht unsere Heimat im Herzen bei ihm, dann wird auch heute, in der Nacht und Dunkelheit die Himmelsstimme aus der Johannespassion zu hören sein: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht.

Vielleicht stimmen Sie sich heute ein und „üben“ schon etwas für den Gründonnerstag wie, wo und auf welche Weise Sie auch immer ihn feiern werden.
Stimmen Sie ein in ein Lied, das wohl die meisten von uns auswendig kennen. Sie können es auch nur leise summen oder „innerlich“ singen, ganz wie es zu Ihnen passt. Wer singt betet doppelt.
 
Beim letzten Abendmahle die Nacht vor seinem Tod,
nahm Jesus in dem Saale,
Gott dankend, Wein und Brot.
Nehmt, sprach er, trinket, esset,
das ist mein Fleisch, mein Blut,
damit ihr nie vergesset,
was meine Liebe tut.
 
Text: Susanne Bauer

St. Ludwig
München
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P. Amandus Jung OSB, Pfarrvikar
P. Eberhard Hermann Masch-Zühlsdorf OFMCap, Seelsorgemithilfe
Univ.-Prof. Dr. Marc-Aeilko Aris, Universitätsprediger
Dr. Monika Ertl, Pastoralreferentin
Wilhelm Herz, Adscribiert
Hermann Höfler, Gemeindereferent
Elisabeth Jarde, Gemeindereferentin
Judith Knött, Gemeindeassistentin
Dr. Matei Surd, Hauptberuflicher Diakon
Öffnungszeiten des Pfarrbüros:
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