Es gibt für mich am Ende jeden Winters diesen Moment, an dem ich vor kahlen Bäumen stehe und mir denke: Was wäre eigentlich, wenn in diesem Jahr die Äste einfach kahl blieben, weil die Knospen sich nicht öffnen. Es wäre wie ein böser Traum.
Dann aber schüttle ich mich kräftig und sage mir, Gott sei Dank wird es so nicht kommen. Die Knospen werden sich öffnen, die Bienen Nahrung finden, das Obst reifen. Wie jedes Jahr.
Und dieses Jahr? Ich schaue aus dem Fenster und sehe die rote Wildkirsche im Hinterhof und das Gelb der Forsythie. In dieser Zeit des gesellschaftlichen Stillstands genieße ich diesen Anblick besonders. Er lässt mich hoffen. Dass es weitergeht, irgendwie.
Auch in der Krise blühen Knospen auf (Foto: vif / EOM)
Ich sehne mich nach Bildern und Worten voller Hoffnung. Und ich finde sie. Nicht nur im Anblick vor meinem Fenster, sondern ebenso in den Worten der Bibel. Im Buch Jesaja heißt es in der Lesung vom Tag: Seht, ich erschaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Man wird nicht mehr an das Frühere denken, es kommt niemand mehr in den Sinn.
Es ist heute vor allem der zweite Satz, der mich berührt. „Man wird nicht mehr an das Frühere denken“. Für mich heißt das: Es wird eine Zeit danach geben. Nach der Coronakrise. Nach sozialer Isolation. Nach Gesprächen nur am Telefon und Gottesdiensten nur im Fernsehen. Es wird eine Zeit danach geben. Gott verspricht es.
„Seht, ich erschaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Man wird nicht mehr an das Frühere denken, es kommt niemand mehr in den Sinn“. Ist es naiv, so zu glauben? Nein, denn diese Sätze des Propheten Jesaja haben Menschen vor vielen Jahrhunderten niedergeschrieben, die Schlimmes erlebt hatten: Die Zerstörung ihrer Stadt Jerusalem und die Flucht ins Nachbarland. Es ist also kein naiver Glaube, der hinter diesen Worten steht. Es ist ein in der Krisenerfahrung gereifter Glaube: Wir Menschen können uns darauf verlassen, dass Gott uns die Kraft gibt, die Krise zu meistern und einen Neuanfang zu ermöglichen.
Segensgruß
Gottes Segen stärke Sie und öffne Augen und Ohren für Bilder und Worte der Hoffnung in ihrem Leben. Amen.
Text: Ruth Huber
Generationen und Lebensalter
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Ruth Huber