Die meisten von uns haben wohl kaum je eine ähnliche Situation erlebt, die ihr Leben so umfassend wie Corona bestimmt. Damit meine ich die ganze Bandbreite der Gefühlswelt, die Gedanken, die mit der Verarbeitung ständig neuer Informationen beschäftigt sind und verstehen möchten, und den persönlichen Handlungsspielraum mit all seinen Anforderungen.
Neben den Auflagen, Einschätzungen und Gesetzen, die nun durch Expert*innen und maßgebliche Entscheider*innen unser Leben von außen beeinflussen, damit die Situation für alle verantwortlich geregelt werden kann, bleibt es an uns, den klein gewordenen Aktionsradius als ganz neue Erfahrung zu bewerten, wahrzunehmen und zu gestalten.
Doch so einfach ist das überhaupt nicht. So sehr ich dieses Herausfallen aus der hektischen Alltagswelt in Auszeiten wie Exerzitien genießen kann, so schwer fällt es mir doch in dieser unfreiwilligen Klausur. Welche Gesetze, Werte und Autoritäten bestimmen denn mein Innenleben? Welche hilfreichen Quellen stehen mir zur Verfügung?
(Foto: Thanti Nguyen / unsplash)
Mir fallen Männer und Frauen ein, die intensive Erfahrung mit einem zurückgezogenen Leben hatten und trotzdem nicht untätig blieben. Frauen wie Teresa von Avila oder die Mystikerin Mechthild von Magdeburg. Sie sprechen von Gott als einer sprudelnden oder fließenden Quelle in ihrem Inneren. Ein schönes, ansprechendes Bild!
Mut macht mir auch Jesus, der uns Menschen darin bestärkt, eine innere Freiheit zu gewinnen und Gottes Wegweisung wie einen Brunnen auf dem eigenen Grund zu entdecken. Dieser Quelle des guten Lebens für alle zu trauen und einem Gesetz zu folgen, das durch Liebe erfüllt wird.
Das bringt, wie die Lesung im heutigen Johannesevangelium (Joh 7,40-53) zeigt, die Autoritäten seiner Zeit auf, – diejenigen, die das Gesetz für ihren äußeren Machterhalt auslegen und darin erstarren. Auf verschiedenen Ebenen wird Jesus registriert, über sein Auftreten heftig spekuliert und diskutiert, als er zum Laubhüttenfest, einem der drei großen jüdischen Wallfahrtsfeste, nach Jerusalem kommt. Ist er ein Prophet, der Messias, ist er aus dem Stamm Davids, darf er so sprechen? Was ist davon zu halten, wenn er sagt: Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt! (Joh 7,37). Nicht nur die Frauen und Männer sind hin und hergerissen, auch die Gerichtsdiener, die geschickt werden, ihn zu verhaften. Jesus fordert jedoch nicht zum Brechen des Gesetzes auf, sondern dazu, aufzuspüren, wie es dem Leben dienen kann.
Mögen wir mit unserem Durst nach Freiheit, Gewissheit, Nähe und Gemeinschaft in uns und um uns diese Quelle entdecken und Klarheit schöpfen. Seien wir aufmerksam für Jesu Stimme darin. Teilen wir mit anderen, was uns erneuert, erfrischt und stärkt!
Text: Marion Mauer-Diesch
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