Es gibt Situationen, da ist einem nur noch zum Davonlaufen.
Viele von uns erleben diese Wochen so.
Aber Davonlaufen ist nicht – und das nicht nur wegen Ausgangsbeschränkung.
Davonlaufen ist auch nichts für die Frau, die uns in den österlichen Evangelien begegnet – sowohl in dem der Osternacht als auch in dem der Liturgie vom Tage.
Maria von Magdala begleitet Jesus auf seinem Weg durch Galiläa, sie steht unter dem Kreuz und sie ist auch da am Ostermorgen. Warum – darüber können wir nur spekulieren: Ist es die innige Verbundenheit mit Jesus, sozusagen ein Akt der Treue? Oder ist es eine Form der Trauerbewältigung – das Bedürfnis, irgendetwas zu tun, um mit dem Leid fertigzuwerden? Was wir aber definitiv sagen können ist: Sie ist nicht davongelaufen – nicht vor dem Grab, nicht vor der eigenen Trauer, nicht vor der Enttäuschung, weil Hoffnungen sich nicht erfüllt haben, weil Lebenspläne und -träume durchkreuzt worden waren. Sie ist nicht davongelaufen, hat sich nicht abgewandt, sondern hat sich hingestellt. Das ist das Entscheidende: ihre Haltung, die Stärke und Mut ausstrahlt, weil sie gründet auf Hoffnung und Vertrauen in Jesus Christus.
Und der wiederum hat Vertrauen in diese starke Frau, die den Karfreitag ausgehalten hat und vertraut ihr die Verkündigung der Botschaft von seiner Auferstehung an: „Jesus sagte zu ihr: [...] Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hat.“ (Joh 20.17-18)
An Ostern ist es wirklich vollbracht, was in Betlehem seinen Anfang nahm und über das Kreuz zum leeren Grab führte: Diese große Liebesgeschichte Gottes mit uns Menschen, diese Heilsgeschichte, von der Frauen und Männer seit über 2000 Jahren Zeugnis ablegen, die uns auch 2020 allen Grund gibt zu feiern – ein Fest der Auferstehung, denn „weil sein [Jesu] Grab leer ist, darum wissen wir: Es hat alles schon wirklich begonnen gut zu werden.“ (Karl Rahner)
Feiern wir das Fest der Auferstehung – heuer nicht in den großen Gottesdiensten in unseren Kirchen. Lassen Sie uns feiern in den Hauskirchen – mit all den Symbolen, die für das Leben stehen: vom Osterlicht bis zu den gefärbten Eiern.
Ich wünsche Ihnen gesegnete und frohe Ostern mit den Worten eines Segensgebetes, die uns die österliche Botschaft vom Leben künden:
Der Gott des Lichtes und des Lebens strahle leuchtend auf über uns.
Er lasse uns spüren das Feuer der Liebe und wärme unsere Herzen mit seiner Lebensglut,
damit wir erkennen seine Güte und seine Barmherzigkeit, die überreich sind für jeden von uns.
Er lasse uns aufstehen, wenn Leid unser Leben lähmt – und lasse uns seine Stimme hören, wenn er ruft: Ich will, dass du lebst.
Das gewähre uns Gott, der für uns Licht ist am Tag und in der Nacht: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. (Herbert Jung)
Text: Maria Gleißl