Die Emmaus-Geschichte – das Evangelium des Ostermontags – gehört seit Jahrzehnten zu meinen Lieblingsgeschichten in der Bibel. Zwei Jünger lassen den Kopf hängen und machen sich auf den Weg in ihr Heimatdorf Emmaus. Wenn ich niedergeschlagen bin oder wenn mich etwas sehr beschäftigt, gehe ich gerne in die Berge – allein oder zu zweit … – im Gehen „lockert“ sich der Geist; ich komme ins Nachdenken, und ein (innerer) Dialog beginnt. Ich merke, wie ich freier werde, wie ich wieder mehr die Welt um mich in den Blick nehme … – ist vielleicht auch eine Zweiter oder ein Dritter mit dabei?
Oft entsteht eine konkrete Idee, wie es weitergeht … – immer aber geht es mir danach besser.
Mir gefällt an der Emmaus-Geschichte diese Erfahrung der Jünger:
Da blitzt eine neue Zuversicht auf, eine Erinnerung an die „gute alte Zeit“, an eine Geborgenheit, die NICHT vorbei ist ... – da „brennt das Herz“ … – doch ich kann diese Erfahrung nicht festhalten!
Ich kann IHN nicht festhalten!
Für mich ist die Emmaus-Geschichte ein wunderbares „Gemälde von Lukas“, in das er diese Erfahrung hat fließen lassen: Miteinander gehen – sich austauschen – ins Gespräch kommen – sich überraschen und beschenken lassen – mit IHM rechnen … und diese Erfahrung letztlich nicht für sich behalten, sondern auch andere bereichern und aufrichten, die der Hilfe bedürfen …
Ein Bild zur Emmaus-Geschichte, das ich in der Abtei Kornelimünster (bei Aachen) kennengelernt habe, finde ich besonders anrührend; es stammt von der Künstlerin Janet Brooks-Gerloff und hängt im Kreuzgang der Mönche.
Die beiden Jünger – dunkel, trauernd gekleidet – daneben eine dritte Gestalt – nur skizziert, durch-sichtig, fast schwerelos, nicht fassbar … – so gehen sie miteinander – seine Stimme dringt durch zu ihnen, und in ihnen ändert sich die Stimmung.
Ich glaube, dass wir alle immer wieder zu einer Emmaus-Erfahrung eingeladen sind; vermutlich dauert dieser Weg unterschiedlich lange – so unterschiedlich, wie wir eben sind.
Immer aber dürfen wir darauf vertrauen, dass ER mit uns geht – und dass das „happy end“ auch auf andere wartet, für die WIR BotInnen des Trostes und der Freude sind.
Text: Helmut Heiss