Wann ging das Ganze mit dem Coronavirus los? Die ersten Nachrichten, die ersten Sorgen, die ersten Einschränkungen, sind es jetzt vier oder fünf Wochen mit Ausgangsbeschränkungen? Keine Ahnung, ich hab den Überblick verloren, müsste erst im Terminkalender nachschlagen. Aber der bleibt zu, diese Woche habe ich frei, Gott sei Dank, es ist dringend nötig, ich bin in diesen Tagen nämlich wahnsinnig erschöpft.
Petrus klingt für mich auch ziemlich erschöpft.
Kein Wunder nach all den Turbulenzen der letzten Tage (der großartige Einzug in Jerusalem: Wir schreiben Geschichte, der schmerzhaft-innige Abschied, das eigene Versagen aus Angst, Jesu Tod und die verdammte eigene Feigheit, die Botschaft der Frauen, das leere Grab … was für eine Achterbahn der Gefühle). Nach all dem Wahnsinn ist keine Energie mehr da. Keine Kraft mehr für etwas Besonderes, für irgendwas.
All die großartigen Hoffnungen und Erlebnisse: Genug, danke, es reicht. Jesus lebt, … ja?
Das alles macht(e) Sinn? Schon, vielleicht, aber … und jetzt?
Petrus macht das, was er kann: fischen. Kehrt zurück in den Alltag, ins Vertraute. Raus auf den See, back to the roots.
Foto: Anastasia Zhenina / unsplash
Und dann passiert für mich das Schönste in dieser Bibelstelle: Genau da, im Alltag, im Alltäglichen, wartet der Auferstandene auf die Sieben. Mit einem Kohlefeuer, um die innere Glut zu stärken, um die Kälte der Apathie zu vertreiben, mit einer Brotzeit, damit die Lebensgeister wieder Kraft bekommen, mit einer Gemeinschaft, die trägt. Nicht im Tempel oder in der Kirche, weder beim Beten noch beim Bibellesen: im Alltag, im normalen Leben.
Offensichtlich ist der Auferstandene im Alltag nicht so leicht zu erkennen, es braucht das liebende Herz, um zu sehen, dass er schon da sitzt und wartet, samt Lagerfeuer und Brotzeit.
Unseren gewohnten Alltag werden sich inzwischen die meisten wieder zurück wünschen. Zum Glück begegnen wir dem Auferstandenen auch in Zeiten der Ausgangsbeschränkung. Ein lieber Anruf, eine gute Mail - in all den besorgten und liebevollen Gedanken, die wir füreinander haben, in all den Verbindungen, die uns tragen, in den vielen Zeichen, die uns die Natur im Frühling schenkt, in der Musik, …
So viele unverhoffte Gelegenheiten, in denen wir plötzlich erkennen, er ist ja da und hat uns schon ein wärmendes Feuer, eine stärkende Brotzeit bereitet. Und es geht uns wie damals den Jüngern: Unser Tun trägt wieder Früchte, Begeisterung flammt auf, unsre Seele wird genährt.
Auch wenn wir gerade alle in unseren eigenen Wohnungen sitzen müssen: Wir sind vielfältig miteinander verbunden, wir teilen nach wie vor das Leben miteinander (wenn auch im Moment nicht das Brot) und in uns glüht das Feuer der Osternacht. Lassen wir es auflodern, weit hinaus in die Dunkelheit.
Text: Florian Hammerl