Im Bereich der Stadtkirche Mühldorf gibt es rund 50 Menschen, die jede Woche von der Pfarrcaritas Lebensmittelgutscheine erhalten. Normalerweise holen sich diese Männer und Frauen die Gutscheine im Pfarrbüro ab, das in Zeiten des Corona-Virus aber geschlossen ist. „Wir stellen sicher, dass Bedürftige ihre Gutscheine weiter erhalten“, berichtet Pfarrer Roland Haimerl.
Foodtruck der Caritas in München (Foto: Caritas)
Pfr. Roland Haimerl (Foto: Riffert)
„Mühldorf ist ein durchaus attraktiver Ort“, weiß Stadtpfarrer Roland Haimerl. Er bietet neben einer malerischen Altstadt und einer Hochschule per Eilzug und Autobahn gute Anbindungen nach München. Viele Mühldorfer und Neuzugezogene verdienen gut. „Aber es gibt auch Menschen, die nicht wissen, wie sie ohne Hilfe über die Runden kommen sollen. Sie haben kein Geld, um sich etwas zum Essen zu kaufen“, weiß der Seelsorger. So gibt es allein im Bereich der Stadtkirche Mühldorf rund 50 Menschen, die jede Woche von der Pfarrcaritas Lebensmittelgutscheine erhalten, die sie beim Bäcker und Metzger vor Ort einlösen können. Normalerweise holen sich diese Männer und Frauen die Gutscheine im Pfarrbüro ab, das in Zeiten des Corona-Virus geschlossen ist. „Aber wir stellen sicher, dass Bedürftige ihre Gutscheine weiter erhalten“, berichtet Pfarrer Roland Haimerl, der auch Kuratoriumsvorsitzender des Kreiscaritasverbandes ist. „Schließlich haben diese Menschen Hunger und sind auf uns angewiesen.“
Gedanken macht sich der 60-Jährige auch um manche älteren Menschen, die er in den normalen Zeiten nach liturgischen Feiern trifft. Da die Kirchen zwar offen sind, Gottesdienste derzeit aber nicht stattfinden können, hat sich Pfarrer Haimerl Telefonlisten besorgt. „Gerade Ältere, die alleine leben, freuen sich über den Anruf. Sie brauchen zwar seltener konkrete Hilfe, etwa beim Einkaufen, aber die Stimme eines Menschen, mit dem man auch über seine Ängste und Sorgen reden kann, tut ihnen gut.“ In Mühldorf läuft gerade auch die Spendenaktion „Lichtblicke". Wer einen Betrag seiner Wahl spendet, für den wird am 19. April eine Lichtblick-Kerze angezündet. Der Erlös kommt bedürftigen Menschen in der Region zugute.
Ortswechsel in den Pfarrverband PACEM in München-Feldmoching. Diakon Frank Kreysing berichtet vom sozialen Engagement vieler Jugendlichen. „Sie haben zum Beispiel eigenständig einen Flyer gestaltet, den sie im Bereich der Gemeinde St. Johannes Evangelist flächendeckend verteilt haben. So sollten vor allem Ältere und Kranke erfahren, dass es einen Einkaufsdienst der Kirche gibt“, erklärt der Seelsorger. In Anspruch genommen haben das Angebot bisher allerdings erst drei Personen. „Mein Eindruck ist, dass das eigene Umfeld hier noch gut funktioniert und dass Nachbarn gezielt ihre Hilfe anbieten. Das ist eigentlich sehr erfreulich.“ Sollte es doch noch mehr Bedarf für den Einkaufsservice der Pfarrjugend geben: Das Angebot bleibt während der Corona-Krise bestehen.
„Die jungen Leute sind spitze“, sagt auch Caritas-Mitarbeiterin Darya Dmytruk. Normalerweise ist sie für Fragen der Sozialraum-Entwicklung im Münchner Norden zuständig. Aktuell arbeitet sie beim „Foodtruck“ mit. Dieses gemeinsame Projekt von Caritas, Innerer Mission, In Via und Bahnhofsmission ist gerade gestartet, um Obdachlose weiterhin mit Essen zu versorgen. Der erste „Foodtruck“ steht an der Ecke Luisenstraße/Elisenstraße und gibt dort täglich von 8.00 bis 11.00 Uhr und 14.30 bis 17.00 Uhr eine warme Suppe an Menschen in Not und Obdachlose aus. Ab 2. April gibt es auch Brotzeitpakete zum Mitnehmen. Für die Nutzung der Angebote sind keine Nachweise notwendig. Ab 2. April wird auch ein zweiter „Foodtruck“ in Münchens Schwanthalerstraße stehen. Neben hauptberuflichen Mitarbeitern haben sich dazu sofort auch Ehrenamtliche gemeldet. „Aus der Pfarrei Allerheiligen in München-Freimann kommen gleich mehrere jüngere Helfer. Das ist großartig“, freut sich Dmytruk.
Die Versorgung mit Nahrungsmitteln ist in Zeiten der Corona-Pandemie noch wichtiger als sonst, denn viele der üblichen Anlaufstellen, etwa die Tafeln, sind geschlossen. Das ist der Fall, weil die Ehrenamtlichen dort aufgrund ihres Lebensalters selbst zur Risikogruppe gehören oder weil in bestimmten Räumen nicht für den Mindestabstand zwischen Menschen garantiert werden kann. Darauf reagieren verschiedene Caritas-Stellen mit der Ausgabe von Lebensmittelpaketen oder von Gutscheinen. Entsprechende Angebote gibt es nicht nur in Mühldorf und München, sondern auch in Pfaffenhofen, Freising sowie im Landkreis München.
Peter Kleinknecht (Foto: Riffert)
Szenenwechsel. Im Gautinger Pfarrheim von St. Benedikt ist das „Forum Eine Welt“ mit seinem Eine-Welt-Laden angedockt. Der Laden hat einen eigenen Eingang und kann somit unabhängig vom Pfarrheim betreten werden. Dort gibt es vor allem Lebensmittel, wie Reis, Schokolade, Kaffee, Tee und Trockenfrüchte, die aus Partnerländern stammen. „Die Produzenten der Lebensmittel sind auf unsere Solidarität angewiesen“, erklärt Vorstand Peter Kleinknecht. „Wenn wir nichts mehr verkaufen, dann bekommen auch sie nichts mehr.“ Das Vorstandsteam habe deshalb beschlossen, den Eine-Welt-Laden von Montag bis Samstag vormittags offen zu halten. Die Zahl der Käufer lasse sich gut dadurch regeln, dass immer nur ein Kunde eingelassen werde. So kann der Mindestabstand eingehalten werden.
Peter Kleinknecht ist Religions- und Deutschlehrer an einem Gymnasium. Als engagierter Katholik ist es ihm wichtig, dass in Zeiten der Corona-Krise nicht nur die Bedürftigen vor Ort unterstützt werden. „Das ist zweifelsohne sehr wichtig“, betont der 61-Jährige. „Aber wir sollten auch diejenigen weiter im Blick behalten, denen es noch schlechter geht und die unsere Solidarität brauchen.“
Text: Gabriele Riffert, freie Redakteurin