Diakon Walter Schwind ist immer zur Stelle, wenn er gebraucht wird. Der 76-Jährige hält auch im Ruhestand in der Stadtkirche Freising Wort-Gottes-Feiern, Taufen, Trauungen und Beerdigungen und möchte andere ebenfalls motivieren, sich für das Evangelium zu engagieren.
„Wir müssen den Hass bekämpfen!“ Dieser Aufruf ist Walter Schwind im Gedächtnis geblieben. Gehört hat er ihn vor rund 60 Jahren während eines deutsch-französischen Jugendaustausches, ausgesprochen von einem französischen Kriegsveteranen. Seither begleitet dieser Satz den heute 76-Jährigen, ist so etwas wie sein Lebensmotto geworden.
Aufgewachsen ist Walter Schwind in Lenggries „am Fuß des Kalvarienbergs“. Auch dieser habe ihn geprägt, sei seine „Kraftquelle“ gewesen. Schon als Bub engagierte sich Walter in der Kirche – wurde Ministrant und half dem Mesner beim Aufbauen der Krippe. Zu Hause übertrug ihm der Vater ebenfalls früh diese Aufgabe.
Nach einer Ausbildung zum Feinmechaniker und dem Wehrdienst wollte Walter Schwind noch stärker in die Kirche eingebunden sein, die er seine „zweite Heimat“ nennt. Ein befreundeter Kaplan brachte ihn auf die Idee, Diakon zu werden. 1980 wurde er vom damaligen Münchner Erzbischof Kardinal Joseph Ratzinger geweiht. Anschließend wirkte der Familienvater als Sekretär der Weihbischöfe Heinrich von Soden-Fraunhofen und Bernhard Haßlberger. „Ich habe nie auf die Uhr geschaut. Ich war eigentlich immer präsent – manchmal zum Leidwesen meiner Kinder“, erinnert sich Walter Schwind.
So hält er es auch im Ruhestand. Walter Schwind springt in der aus acht Pfarreien bestehenden Stadtkirche Freising ein, wenn ehrenamtliche Gottesdienstbeauftragte ausfallen, spendet Taufen, assistiert bei Trauungen und hält Beerdigungen. „Es macht mir Freude und ich bin geistig gefordert“, begründet der Diakon seinen Diensteifer. Seit seine Frau vor einem Jahr verstorben ist, sei er außerdem „froh, dass ich beschäftigt bin“.
Wichtig ist ihm – entsprechend dem Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils –, möglichst viele Gläubige in die Liturgie einzubeziehen, etwa als Lektoren oder Ministranten. Gerade den Mädchen und Buben möchte er – wie seinen eigenen Kindern und Enkeln – vermitteln, „dass Glaube auch ein Engagement braucht“. Dieser Einsatz geht für den Diakon weit über den reinen Altardienst hinaus, über den er einmal ein Handbuch verfasst hat.
Ein besonderes Anliegen ist Walter Schwind, dass auch Heranwachsende mit einer Behinderung gut in die Gemeinschaft der Ministranten integriert werden. „Wir hatten mal einen Ministranten mit Rollstuhl. Der ist jede Treppe hinaufgetragen worden – samt Rollstuhl.“ Zudem legt der Diakon Wert auf einen gewissen „Stil“, egal, ob es sich um die liturgische Kleidung beim Gottesdienst oder die Tischmanieren bei einer Ministrantenfahrt handelt.
Viel Herzblut investiert Walter Schwind in die Vorbereitung der Gottesdienste. Dazu gehören unter anderem Trauergespräche mit Angehörigen. Dabei versucht der Diakon, deren Augenmerk nicht nur auf den erlittenen Verlust zu lenken, sondern auch auf positive Erlebnisse mit den Verstorbenen, indem er sie auffordert: „Sagts mir einmal eine lustige Geschichte!“ Was er dann zu hören bekommt, baut der Diakon schon mal in Traueransprachen ein. Er weiß sich dabei dem heiligen Thomas Morus verbunden, der seinen Humor selbst auf dem Schafott noch behalten haben soll.
Als schwierig empfindet es der vierfache Vater und siebenfache Großvater hingegen, Bekannte oder Kinder zu beerdigen. Letzteres sei für ihn „emotional nicht möglich, ich bin ein kinderliebender Mensch“. Besonders gern übernimmt er Taufen von Babys lediger Mütter, etwa Freisinger Studentinnen. Hier gilt für Walter Schwind ebenfalls die Devise, niemanden auszuschließen.
Menschen anderer Nationalitäten so zu akzeptieren, wie sie sind, dazu bieten die jährlichen Fahrten des Partnerschaftsvereins Freising Gelegenheit, die er als dessen zweiter Vorsitzender mit organisiert. Auf dem Besuchsprogramm in den ehemaligen Besitzungen des Hochstifts Freising steht jedes Mal eine Heilige Messe.
Die Eucharistiefeier möchte der Diakon am Sonntag nicht missen. Dass er manchmal sonntags Wortgottesdienstfeiern halte, sei jedoch „notwendig“, da sie eine Not wendeten: „Das Evangelium ist ja kein Selbstläufer. Da muss jemand da sein, der es verkündet, auslegt und vorlebt“ – so wie Diakon Walter Schwind seit mehr als 40 Jahren.
Text: Karin Hammermaier, Redakteurin beim Sankt Michaelsbund, September 2024