Eine Strategie für die Zukunft Interview mit Richard Stefke über die Untersuchung der „Wirksamkeitsorientierung im caritativen Feld"

Das Ressort „Caritas und Beratung“ setzt auf Wirksamkeitsorientierung in der caritativen Arbeit. Ressortleiter Richard Stefke schildert im Interview die Hintergründe.
 
Richard Stefke mit dem Projektbericht „Wirksamkeitsorientierung im caritativen Feld“
Richard Stefke mit dem Projektbericht „Wirksamkeitsorientierung im caritativen Feld“
Herr Stefke, wie kam es zur Idee, die „Wirksamkeitsorientierung im caritativen Feld“ in einem Projekt zu untersuchen?

Richard Stefke: Caritatives Handeln ist nicht nur eine der Grunddimensionen von Kirche, es wird in der Gesellschaft auch sehr geschätzt. Dennoch wollten wir die Wirksamkeit in den Blick nehmen.

Im caritativen Feld der Erzdiözese sind wir mit den unterschiedlichen Verbänden gut aufgestellt. Der größte ist der Diözesancaritasverband, hinzu kommen verschiedene Fachverbände und auch kleinere Vereine. Auch die Erzdiözese bietet eigene Beratungsdienste wie die Telefonseelsorge, die Münchner Insel, die Ehe-, Familien- und Lebensberatung sowie die bäuerliche Familienberatung an.

Caritative Verbände erhalten für ihre Arbeit Zuschüsse von der Erzdiözese. Da die Kirchensteuereinnahmen in den kommenden Jahren sinken werden, müssen wir die vorhandenen Mittel strategischer einsetzen. Die Wirksamkeitsorientierung ist dabei ein wichtiges Kriterium.

Ein Ergebnis des Projekts „Wirksamkeitsorientierung“ war die Erarbeitung einer entsprechenden Handreichung für Strategiegespräche mit den sozialen Verbänden. Wie sind Sie dabei vorgegangen?

Richard Stefke: Als ich Ende 2021 die Leitung des Ressort 6 übernahm, war ich bereits Mitglied in der Arbeitsgruppe „Caritatives Handeln“ des Gesamtstrategieprozesses. Das war ein glücklicher Zufall, denn so hatte ich die Diskussionen dort schon miterlebt. Im Januar 2022 habe ich die Arbeitsgruppe zusammengeholt, und wir haben beschlossen, uns von Christoph Ellßel und Ylva Sievi von der Katholischen Stiftungshochschule begleiten zu lassen. Dabei haben wir nicht bei null angefangen, denn verschiedene Verbände, aber auch unsere Ehe-, Familien- und Lebensberatung hatten sich bereits mit der Frage von Wirksamkeitsmessung beschäftigt.

Im März 2023 haben wir schließlich bei einer Abschlussveranstaltung die Projektergebnisse vorgestellt und dabei auch die Handreichung zur Wirksamkeitsorientierung für Strategiegespräche. Kurz davor hatten wir mit dem Katholischen Männerfürsorgeverein schon quasi als Praxistest ein erstes Strategiegespräch geführt.

Welche Erfahrungen haben Sie seither gesammelt?

Richard Stefke: Mittlerweile haben wir mit unseren vier eigenen Beratungsstellen und 18 sozialen Verbänden in einem offenen und vertrauensvollen Austausch entsprechende Strategiegespräche geführt. Alle Beteiligten stellen sich der Frage der Wirksamkeitsorientierung, und wir konnten als Ressort aus den bisherigen Gesprächen einen sehr guten Überblick gewinnen.

Wie wollen Sie die caritativen Verbände der Kirche außerdem unterstützen?

Richard Stefke: Bisher war es so, dass die Haushaltsgespräche mit den Verbänden im Mai oder Juni eines Jahres stattgefunden haben. Im Januar des Folgejahres haben sie dann den Bescheid über die Höhe ihres Zuschusses erhalten. Dieser lange Zeitraum erschwert die Planungen jedes Verbandes. Deshalb möchten wir ihnen künftig bereits im September die voraussichtliche Zuschusshöhe für das Folgejahr mitteilen. Natürlich ist das noch kein rechtsverbindlicher Bescheid, aber die sozialen Verbände können durch diese Mitteilung besser planen.

Das ist vor allem dann wichtig, wenn etwa eine Baumaßnahme ansteht und ein Zuschuss beantragt wurde. Neben dem Geld geht es auch um strategische Themen, wie zum Beispiel innovative Ideen gebündelt und gefördert werden können.

Haben die caritativen Verbände bei der Abschlussveranstaltung noch andere Wünsche geäußert?

Richard Stefke: Tatsächlich bestand bei den meisten der Wunsch, dass eine Dreijahresperspektive in Bezug auf die Zuschusshöhe entwickelt wird. Dieser Wunsch ist nachvollziehbar. Hier überlegen wir gerade, wie wir das ermöglichen können.
 
Text: Gabriele Riffert, Freie Mitarbeiterin, September 2023

Teil des Gesamtstrategieprozesses

Das Projekt „Wirksamkeitsorientierung im caritativen Feld“ ist ein Teil der Ausgestaltung der Gesamtstrategie der Erzdiözese, mit der auf Basis der Ergebnisse des Gesamtstrategieprozesses „Wirkung entfalten + Kirche gestalten“ in verschiedenen Handlungsfeldern konkrete Schritte im Hinblick auf eine zukunftsfähige Ausrichtung des kirchlichen Lebens gegangen werden. Die Gesamtstrategie legt neben Leitplanken, wie der Beachtung der kirchlichen Grunddimensionen und der Berücksichtigung der Dimension der Nachhaltigkeit, sieben Zieldimensionen für das Handeln der Erzdiözese fest:

1.       Angebote in der Fläche - fragt danach, wo und wie kirchliches Handeln Wirkung entfalten soll und will aus den gewonnenen Erkenntnissen konkrete Konsequenzen ziehen für die Verortung kirchlicher Angebote.

2.       Zielgruppenorientierung - fragt nach der Lebenswirklichkeit und den Bedürfnissen der Menschen und behält dabei den kirchlichen Auftrag für alle Menschen im Blick.

3.       Inhaltliche Strategie - fragt nach der Wirkung der Grundvollzüge in ihrer gegenseitigen Verwiesenheit. Dabei sind sowohl die innerkirchlichen Wirkungen als auch die Wirkung in die Gesellschaft hinein im Blick.

4.       Innovation - fragt nach Innovationen als übergreifendem Thema in allen Tätigkeitsbereichen der Erzdiözese und will Innovationen strukturell und institutionell stärken.

5.       Rolle des Ehrenamtes - fragt nach der Einbindung des ehrenamtlichen und freiwilligen Engagements in all seinen Rollen und Funktionen und will diesem unverzichtbaren Engagement strukturell und institutionell neue Beachtung schenken.

6.       Finanzen, Ressourcen und Vernetzung - fragt nach Kriterien für den Einsatz der geringer werdenden Ressourcen im Sinne des kirchlichen Auftrags und stärkt die Vernetzung und Kooperation in und außerhalb der Kirche.

7.       Immobilien und Immobilienstrategie - fragt nach den Möglichkeiten, die Baulast auf Grundlage der pastoralen und finanziellen Rahmenbedingungen zu reduzieren und nimmt dazu kooperative und alternative Nutzungen von Immobilien in den Blick.

Caritas und Soziales
Schrammerstr. 3
80333 München
Telefon: 089 2137-1219
Fax: 089-2137-271218
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Hauptabteilungsleiter:
Richard Stefke

Sachreferentinnen: 
Gerlinde Huber gerhuber@eomuc.de
Stefanie Lux slux@eomuc.de