In der Erzdiözese gibt es etwa 7.000 kirchliche Gebäude, von denen rund 4.000 für die Pastoral genutzt werden: Kirchen und Kapellen, Pfarrheime und Pfarrhäuser. Die Gebäude sind dabei meist Eigentum der Kirchen- und Pfründestiftungen vor Ort. Ein enormer Schatz, aber auch eine große Verantwortung, denn all diese Gebäude müssen erhalten und gleichzeitig weiterentwickelt werden, um der Kirche vor Ort auch in Zukunft die notwendigen Räume für die Pastoral zur Verfügung stellen zu können.
Die Erzdiözese unterstützt die Kirchen- und Pfründestiftungen als Eigentümerinnen finanziell und fachlich bei ihrer Aufgabe, diese Gebäude und Räume für das kirchliche Leben vor Ort bereitzustellen. Dafür stehen Finanzmittel in Höhe von über 50 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung, der tatsächliche Instandhaltungs- und Renovierungsbedarf ist jedoch weitaus höher.
Die Finanzmittel können nicht einfach erhöht werden, da die Erträge aus der Kirchensteuer perspektivisch zurückgehen werden. Gleichzeitig werden die Pfarrgemeinden kleiner, die Mitgliederzahlen sinken bereits seit Jahren. Auch die Gemeindepastoral hat sich verändert, z.B. nutzen Pfarrverbände heute die bestehenden Räume anders als eine Einzelpfarrei vor 20 Jahren.
Die Kirchenstiftungen stehen somit vor der Herausforderung, dass die vorhandenen Mittel nicht mehr ausreichen, um alle seelsorgerisch genutzten Gebäude zu erhalten, und die zukünftige Nutzung der Räumlichkeiten muss realistisch in den Blick genommen werden. Die Erzdiözese will die Kirchenstiftungen dabei unterstützen, diesen Wandel aktiv zu gestalten.
Hier setzt das das Leitprojekt „Immobilien und Pastoral“ mit seinen einzelnen Projekten vor Ort an.
Inhaltliche Schwerpunkte setzen Die Trägerinnen und Verantwortlichen des Projekts vor Ort sind die Haupt- und Ehrenamtlichen aus den Gremien der Pfarrgemeinden, konkret insbesondere die Kirchenverwaltungen der einzelnen Kirchen- und Pfründestiftungen sowie die Pfarrgemeinderäte. Diese lokalen Verantwortlichen haben eine hohe Eigenverantwortung für das Projekt. Denn nur sie können beurteilen, welche inhaltlichen Schwerpunkte vor Ort gesetzt werden sollen und welche Gebäude dafür benötigt werden – die Erzdiözese kann und will dies nicht zentral vorgeben. Das Projekt wird strukturell auf der Ebene eines Dekanates in den Blick genommen und sich dann noch einmal kleinräumiger aufstellen, um die notwendigen Kompetenzen und Ressourcen zu bündeln und den Blick für die Zusammenhänge vor Ort zu schärfen. In zwei Pilotprojekten wurde auf der Ebene der bisherigen Dekanate (d.h, dem Zuschnitt noch vor der Dekanatsreform zum 01.01.2024) gestartet.
Die Erzdiözese stellt den Kirchen- und Pfründestiftungen in einem Dekanat zukünftig jährlich einen festen Betrag zur Verfügung, den sie für den Unterhalt ihrer pastoral genutzten Gebäude einplanen können. Dieser Betrag ist die Bezugsgröße für die Überlegungen im Projekt, welche Gebäude in Zukunft pastoral genutzt werden und wie diese durch die Kirchenstiftungen durch ihren Anteil an diesem Betrag auch finanziert werden können.
Die Beteiligten aus den Pfarreien setzen sich im Projekt damit auseinander, wie sich die Rahmenbedingungen für die Seelsorge (Zielgruppen, Personal, u.ä.) in den nächsten Jahren entwickeln werden. Auch die pastoral genutzten Gebäude im Eigentum der einzelnen Kirchen- und Pfründestiftungen werden vor dem Hintergrund inhaltlicher Überlegungen betrachtet, so zum Beispiel:
- Welche Schwerpunkte in der Pastoral wollen wir als Pfarreien und Pfarrverbände im Bereich unseres Dekanats in Zukunft setzen?
- Welche Angebote in Liturgie, Verkündigung und Diakonie sind uns besonders wichtig?
- Welche finanziellen Mittel stehen dafür zur Verfügung und welche Instandhaltungs- und Betriebskosten sind für die pastoral genutzten Gebäude zu tragen?
Am Ende ist durch das Projekt vor Ort und die örtlichen Kirchenstiftungsgremien zu entscheiden, welche Gebäude in Zukunft für die pastorale Arbeit benötigt werden und gleichzeitig auch unterhalten werden können.
Alternativen finden Im Projekt "Immobilien und Pastoral" soll auch nach alternativen Nutzungs- und Finanzierungsmöglichkeiten für Gebäude gesucht werden. Denkbar ist zum Beispiel, dass Räume nicht mehr nur von einer Pfarrei, sondern von mehreren gemeinsam oder zusammen mit der Caritas, mit einer Bildungseinrichtung, mit der evangelischen Gemeinde oder der Kommune genutzt werden. Eine weitere Möglichkeit: Der Umbau eines Gebäudes in ein Wohnhaus, dessen Wohnungen anschließend vermietet werden können. Hier sind Ideen und auch neue Denkweisen gefragt.
Für all das braucht es einen intensiven Austausch aller Beteiligten und gute Beratungen zwischen den einzelnen Gremien in Pastoral und Verwaltung, um zu guten Entscheidungen zu kommen. Und es braucht eine gute Zuarbeit und Unterstützung der Projektarbeit.
Das Projekt vor Ort erfährt fachliche Unterstützung durch die Fachabteilungen des Erzbischöflichen Ordinariats und der Erzbischöflichen Finanzkammer zu rechtlichen, baulichen und kunstfachlichen Themen, aber auch zu speziellen Fragen wie ökologischer Nachhaltigkeit und Gebäudeverwertung. Außerdem unterstützt die Erzdiözese durch Hilfsmittel, Methoden und Prozessberatung. Die Entscheidung, welche Gebäude erhalten werden sollen und welche nicht, wird nicht durch die Erzdiözese getroffen, sondern vor Ort auf Grundlage der pastoralen Überlegungen durch die Eigentümerinnen, also die Kirchen- und Pfründestiftungen. Die Erzdiözese steckt nur einen klaren finanziellen Rahmen durch Bezifferung eines ortsspezifischen Budgets für die Instandhaltung bzw. Baufinanzierung.
Wie ein gutes, konkretes Vorgehen in einem so herausfordernden und komplexen Prozess aussehen kann, wird derzeit in zwei Piloten in Berchtesgaden und München-Forstenried erprobt. Parallel werden die notwendigen Unterstützungsleistungen überprüft, weiterentwickelt und angepasst. Auch nutzen wir die Erfahrungen anderer deutscher Bistümer, die bereits Projekte dieser Art durchführen. So wird der Projektstart in der Fläche praxisnah vorbereitet, damit dann vor Ort gut in den Projekten gearbeitet werden kann.