Die Feier der Priesterweihe

Eröffnung

Einzug
Vorstellung und Erwählung der Kandidaten
Tagesgebet

Wortgottesdienst

Lesungen und Gesänge zu den Lesungen
Homilie

Weihe
Versprechen der Weihekandidaten
Litanei
Handauflegung und Weihegebet
Anlegen der priesterlichen Gewänder
Salbung der Hände
Überreichung von Brot und Wein
Umarmung der Neupriester

Eucharistiefeier

Abschluss

Liturgie ist heiliges Spiel, Dramaturgie.
So könnten wir ganz profan schreiben: die Personen und ihre Darsteller:

Der Bischof,
Hirte der Ortskirche,
ausgestattet mit der Fülle
des Weihesakramentes

Der Regens,
verantwortlich für die
Ausbildung der Priesteramtskandidaten

Die Kandidaten,
am Ende des Theologiestudiums,
nach ersten
Schritten in der Seelsorge,
berufen und bereit
Das gläubige Volk und viel Klerus

Eröffnung

Manche kennen noch die Redewendung: „Mein Adsum sprechen“. Sie ist Ausdruck einer existentiellen Bereitschaft und Zustimmung. Sie kommt von der Priesterweihe her; denn zu Beginn der Feier des Sakramentes der Weihe – so lautet die liturgische Bezeichnung – stellt der Regens die Kandidaten vor. „Hier bin ich!“ (lateinisch: adsum) oder „Ich bin bereit!“ Mit dieser Antwort treten sie vor den Bischof. Der erste Ruf erinnert an Samuel im Alten Testament, der Gottes Ruf hörend antworten lernt: „Hier bin ich!“ Die zweite Formel interpretiert die erste, die nicht nur ein „Ich bin anwesend“ ausdrückt, sondern eine innere Bereitschaft, eine Haltung, ein Ausgerichtetsein auf Gott und seinen Willen. Die Kirche hat die Aufgabe, die Bereitschaft und die Befähigung der einzelnen zu prüfen; das Volk Gottes gibt die Zustimmung diese Männer zu weihen.

Der Bischof muss diese Prüfung und Zustimmung erfragen. Die Eröffnung schließt mit dem Tagesgebet, das formuliert, worum es geht: Gott in seinem Sohn zu verherrlichen.

Vorstellung und Erwählung der Kandidaten
Diakon:
Ich bitte die Kandidaten für die Priesterweihe,
vor den Bischof zu treten:
N.N. (aus N.)

Jeder antwortet:
Hier bin ich.
Die Antwort kann auch lauten:
Ich bin bereit.

Regens:
Hochwürdiger Vater, die heilige Kirche bittet
dich, diese unsere Brüder zu Priestern zu weihen.

Bischof:
Weißt du, ob sie würdig sind?

Regens:
Das Volk und die Verantwortlichen wurden
befragt; ich bezeuge, dass sie für würdig
gehalten werden.

Bischof:
Mit dem Beistand unseres Herrn und Gottes
Jesus Christus, des Erlösers, erwählen wir diese
unsere Brüder zu Priestern.

Alle bekunden ihre Zustimmung mit:
Dank sei Gott, dem Herrn.

Die Eröffnung schließt mit dem Tagesgebet.

Tagesgebet

Herr, unser Gott,
du selbst leitest dein Volk
durch den Dienst der Priester.
Gib den Diakonen,
die du heute zu Priestern der Kirche bestellst,
die Gnade,
deinem Willen treu und gehorsam zu bleiben.
Lass sie durch ihr Leben wie durch ihr Amt
dich verherrlichen in deinem Sohn Jesus Christus,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Wortgottesdienst
Die Bereitschaft, das „Hier bin ich!“ / “Ich bin bereit!“ aus der Eröffnung wird zunächst konkreter gefasst in den Fragen nach der Bereitschaft.

Liebe Brüder!
Bevor ihr die Priesterweihe empfangt,
sollt ihr vor der ganzen Gemeinde bekunden,
dass ihr diesen Dienst auf euch nehmen
und euer Leben lang erfüllen wollt.

Der Bischof richtet sechs Fragen an die Kandidaten, die sie gemeinsam beantworten. Alle Fragen beginnen mit „Seid ihr bereit, ...“


als Mitarbeiter des Bischofs die Gemeinde umsichtig zu leiten;

den Dienst am Wort Gottes getreu zu erfüllen;

die Mysterien Christi (Sakramente) in gläubiger Ehrfurcht zu feiern;

mit dem Bischof im Gebet für die Gemeinde vor Gott zu treten;

den Notleidenden, Armen, Kranken und Heimatlosen beizustehen;

Tag für Tag euch enger an Christus zu binden.



Diese letzte Frage trifft den Kern. Alles, was vorher versprochen wurde, fußt auf dieser Bereitschaft und verleiht dem ganzen priesterlichen Tun das Fundament.

Danach tritt jeder einzeln vor den Bischof, kniet nieder und verspricht in die Hände des Bischofs ihm und seinen Nachfolgern Ehrfurcht und Gehorsam.

Nun kommt der emotionale Höhepunkt der Priesterweihe für die mitfeiernden Gläubigen: Die Weihekandidaten liegen ausgestreckt auf dem Boden; die Gemeinde singt währenddessen die Allerheiligenlitanei und erfleht so Gnade und Segen für die zum Priesteramt Erwählten, damit sie ein Segen sein können.

Bei den Fragen nach der Bereitschaft stehen die Weihekandidaten. Stehen bedeutet bereit sein zu hören und aufzubrechen. Das Hinlegen bremst das Aufbrechen, verzögert es und ruft entschieden ins Bewusstsein: Ich werde unterwegs sein als dienender, ja als sündiger, bittender, demütiger Mensch und als einer, dem gleichzeitig bewusst sein darf, von Gott reich beschenkt zu sein.

Am Boden liegend hört er die Gemeinde beten. „Was für ein Gefühl, die betende Gemeinde im Rücken!“ sagte ein Primiziant.

Aufrecht seine Bereitschaft erklären, dann kniend vor dem Bischof sich als Mitarbeiter verpflichten lassen, im Liegen seine eigene Schwachheit aushalten, getragen werden vom Gebet und dann aufstehen, vor den Bischof treten, sich hinknien und schweigend dessen weihende Hände spüren – ein sehr dichter Moment. Anschließend legen auch die anwesenden Priester den Weihekandidaten die Hände auf.

Der Bischof breitet die Hände aus und singt oder spricht, während die Weihekandidaten vor ihm knien, das Weihegebet.

Bischof:
Wir preisen dich,
Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott,
und rufen deinen Namen an:
Steh uns bei,
du Ursprung aller menschlichen Würde,
du Quell aller Gnaden.
Alles, was du geschaffen hast,
gedeiht allein durch dich
und bleibt durch dein Wirken erhalten.
Um dir ein priesterliches Volk zu bereiten,
erwählst du in der Kraft des Heiligen Geistes
Diener deines Sohnes Jesus Christus
und ordnest ihren Dienst in den geistlichen Ämtern.

Im Alten Bund schon
hast du Ämter und Dienste
in heiligen Zeichen entfaltet:
Mose und Aaron hast du bestellt,
dein Volk zu leiten und zu heiligen.
Zu ihrer Hilfe beim gemeinsamen Werk
hast du Männer eines weiteren Dienstes und
Amtes berufen.

Auf dem Zug durch die Wüste
hast du den siebzig Ältesten
vom Geist des Mose mitgeteilt,
so dass er dein Volk mit ihrer Hilfe
leichter zu führen vermochte.
Den Söhnen Aarons
hast du Anteil gegeben
am hohen Amt ihres Vaters,
damit die Zahl der Priester
des Alten Bundes genügte
für die Opfer im heiligen Zelt,
die nur Schatten und Vorausbild waren
des kommenden Heiles.

In der Fülle der Zeit
hast du, heiliger Vater,
deinen Sohn in die Welt gesandt,
Jesus, deinen Apostel und Hohenpriester,
zu dem wir uns alle bekennen.
Er hat sich dir dargebracht im Heiligen Geist
als makelloses Opfer.

Seine Apostel hat er durch die Wahrheit geheiligt
und ihnen Anteil geschenkt
an seiner eigenen Sendung.
Ihnen hast du Gefährten zugesellt,
die auf dem ganzen Erdkreis
das Werk deines Heiles verkünden und vollziehen.

So bitten wir dich, Herr, unser Gott,
schenke auch uns Bischöfen
solche Gefährten und Helfer,
deren wir bedürfen
in unserem apostolischen und priesterlichen
Dienste.

Allmächtiger Vater, wir bitten dich,
gib diesen deinen Dienern
die Würde des Priestertums.
Erneuere in ihnen den Geist der Heiligkeit.
Das Amt, das sie aus deiner Hand,
o Gott, empfangen,
die Teilhabe am Priesterdienst,
sei ihr Anteil für immer.
So sei ihr Leben für alle
Vorbild und Richtschnur.

Uns Bischöfen seien sie zuverlässige Helfer.
In der Gnade des Heiligen Geistes
bringe das Wort der Frohen Botschaft
durch ihre Verkündigung
reiche Frucht in den Herzen der Menschen,
und es gelange bis an die Enden der Erde.

Mit uns seien sie treue Verwalter
deiner heiligen Mysterien:
So wird dein Volk durch das Bad
der Wiedergeburt erneuert,
so wird es genährt an deinem Altar;
so werden die Sünder versöhnt,
so werden die Kranken gesalbt zu ihrer Heilung.

Mit uns Bischöfen vereint,
erflehen diese Priester, Herr, dein Erbarmen
für die ihnen anvertrauten Gemeinden
und für alle Menschen auf Erden.
So werden die vielen Völker in Christus vereint;
sie wachsen zusammen zu einem einzigen Volk
und werden vollendet in deinem ewigen Reiche.

Darum bitten wir durch ihn,
Jesus Christus, deinen Sohn,
unsern Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Alle: Amen.

Während die priesterlichen Gewänder angelegt werden, preist ein Psalm (z.B. Ps 110) den priesterlichen König, in dessen Dienst die Neugeweihten treten und dafür eingekleidet werden. Das Ankleiden vor jeder Eucharistiefeier erinnert sie daran. Denn der Herr ist es, der uns kleidet „in Gewänder des Heils“ (Jes 61,10).

„Schön und groß ist die Sprache der Hand. Von ihr sagt die Kirche, Gott habe sie uns gegeben, dass wir die Seele darin tragen. Halte die Hände recht und sorge, dass dein Inneres mit dem Äußeren in Wahrhaftigkeit übereinstimme!“ (Romano Guardini). Die Salbung der Handflächen mit Chrisam ist verbunden mit der Bitte um Stärkung für den Dienst am Volk Gottes und heilsam an ihm zu handeln.

Bischof:
Unser Herr Jesus Christus,
den der Vater mit dem Heiligen Geist
und mit Kraft gesalbt hat, behüte dich.
Er stärke dich in deinem Dienst,
das Volk Gottes zu heiligen
und Gott das Opfer darzubringen.

Das Brot auf der Hostienschale und den Wein im Kelch nimmt der Diakon aus den Händen der Gemeinde entgegen, reicht beides weiter an den Bischof, der die Gaben des Volkes dem Neupriester überreicht:

Bischof:
Empfange die Gaben des Volkes
für die Feier des Opfers.
Bedenke, was du tust,
ahme nach, was du vollziehst,
und stelle dein Leben
unter das Geheimnis des Kreuzes.

Die Umarmung durch den Bischof und der Friedensgruß leiten über zur Eucharistiefeier, die in der Präfation die Weite des priesterlichen Dienstes feierlich besingt und mit der die Kirche für die Berufungen dankt.

Bischof: In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken.
Deinen eingeborenen Sohn
hast du gesalbt mit dem Heiligen Geist
und ihn bestellt
zum Hohenpriester des
Neuen und Ewigen Bundes.
Du hast bestimmt,
dass sein einzigartiges Priestertum fortlebe
in deiner Kirche.
Denn Christus hat dein ganzes Volk
ausgezeichnet
mit der Würde seines königlichen Priestertums;
aus ihm wählt er in Liebe
zu den Seinen Menschen aus,
die durch Auflegung der Hände
teilhaben an seinem heiligen Dienste.
In seinem Namen feiern sie immer
neu das Opfer,
durch das er die Menschen erlöst hat,
und bereiten deinen Kindern
das österliche Gastmahl.
Deinem Volk sollen sie dienen
in Werken der Liebe,
es nähren durch das Wort
und ihm Kraft geben durch die Sakramente.
Ihr Leben sollen sie einsetzen
für dich und das Heil der Menschen,
dem Vorbild Christi folgen
und dir ihren Glauben und ihre Liebe
in Treue bezeugen.
Darum preisen wir dich
mit allen Engeln und Heiligen
und singen vereint mit ihnen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig, heilig, heilig

Abschluss

Schlussgebet

Herr, unser Gott,
die heilige Gabe,
die wir dargebracht und empfangen haben,
schenke deinen Priestern und allen Gläubigen
dein göttliches Leben,
damit sie mit dir verbunden bleiben
und treu sind in deinem Dienst.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Eine große Bitte mit einfachen, demütigen Worten spricht der Bischof im Schlussgebet aus: „Schenke deinen Priestern und allen Gläubigen dein göttliches Leben.“

Dieses Geschenk Gottes ist erlebbar geworden in dieser Feier und wird nochmal spürbar: Die Neugeweihten treten vor die Mitfeiernden und segnen sie. Sie wenden sich den Menschen zu, zu denen sie gesandt sind. Diese Hinwendung zu den Menschen wird ihren Alltag bestimmen. Sie tun es, um das, was sie erhalten haben, nicht für sich zu behalten, sondern weiterfließen zu lassen und frei zu geben.

Primizsegen

Der Primizsegen löst die Spannung dieser Feier auf hin zu einem großen, bewegenden Lobpreis und wird zum Vorzeichen für das seelsorgerliche Wirken im
Alltag für Priester und Gläubige: ein Segen sein und Segen bringen in der Welt.

Die Neupriester breiten die Hände aus und singen oder sprechen:

Gott segne euch durch den ewigen Hohenpriester
Jesus Christus; er schenke euch die Gnade, ihn zu
erkennen und zu lieben.

Alle: Amen.

Er heilige euch durch die Wahrheit und lasse euch
eins sein in der Liebe, damit ihr seine Herrlichkeit
schauen dürft.

Alle: Amen.

Er bewahre euch und behüte euch vor dem Bösen,
damit keiner von euch verloren geht.

Alle: Amen.

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und
der Sohn + und der Heilige Geist.

Alle: Amen.

Der mich atmen lässt, bist Du, lebendiger Gott
Der mich leben lässt, bist Du, lebendiger Gott
Der mich schweigen lässt, bist Du, lebendiger Gott
Der mich reden lässt, bist Du, lebendiger Gott
Der mich warten lässt, bist Du, lebendiger Gott
Der mich handeln lässt, bist Du, lebendiger Gott
Der mich wachsen lässt, bist Du, lebendiger Gott
Der mich Mensch sein lässt, bist Du, lebendiger Gott
Der mich atmen lässt, bist Du, lebendiger Gott
(Anton Rotzetter)