Bischof von Rätien - 7. Januar
Das Leben und Wirken Valentins lässt sich heute nicht mehr historisch sicher erschließen. Wir besitzen einige gesicherte Hinweise in den Quellen, um die sich Legenden bildeten: Die um 511 von Eugippius verfasste Lebensbeschreibung des heiligen Mönches Severin von Norikum, die »Vita Severini«, teilt mit, dass der Passauer Priester Lucillus am 7. Januar 480 einen Jahresgottesdienst für seinen »heiligen Abbas Valentin, den einstigen Bischof von Rätien« begehen werde. Man vermutet, dass Valentin Wanderbischof in der römischen Provinz Rätien (Raetia secunda) war und zeitweise auch in Passau wirkte (vermutlich zwischen 430 und 450). Ein fester Bischofssitz im spätrömischen Batavis (Passau) ist nicht überliefert. In der um 573 bis 576 verfassten »Vita s. Martini« des Venantius Fortunatus ist eine Valentinskirche bezeugt, deren Lage jedoch umstritten ist. Eventuell stand die Kirche zunächst auf der Brennerhöhe, dann in Mais bei Meran. Aus der »Vita Corbiniani« des Arbeo von Freising (764-783) wissen wir, dass Korbinian in Mais das Grab Valentins um 700 gesehen hatte. Auf der Rückreise von Rom nach Bayern war er von Herzog Grimoald von Freising (717-725) bei Meran festgehalten worden. Korbinian fand Gefallen an der Grabeskirche Valentins und soll den Wunsch geäußert haben, neben diesem bestattet zu werden, was auch geschah.
Nachdem die Grenzburg Mais bei Meran, die an bayerisches Terrain stieß, den Langobarden als Grablege zu unsicher schien, brachten sie den hl. Valentin nach Trient. Schließlich wurde er durch den bayerischen Agilolfinger-Herzog Tassilo III. (748-788), einen Schwiegersohn des Langobardenkönigs Desiderius, um 764 nach Passau überführt und in der dortigen Bischofskirche bestattet. Man vermutet als Hintergrund für diese Überführung eine bleibende Erinnerung an Valentin im Bistum Passau. Sicherlich dürfte auch das Fehlen einer Reliquie des Patrons des Passauer Domes, des hl. Stephanus, ein Grund für die Translation des hl. Valentin gewesen sein. Bewusst sollte so vielleicht auch die kirchliche und politische Eigenständigkeit der Agilolfinger betont werden, die keine Reliquien aus dem Frankenreich anfordern wollten. Neben dem Hauptpatron des Bistums Passau, dem hl. Stephanus, wurde nun auch Valentin als Bistumspatron verehrt
Die wenigen Hinweise auf das Leben und Wirken Valentins sollten durch eine von einem unbekannten Passauer Domkleriker um 1200 entstandene Vita (»Vita et translatio sancti Valentini«) ergänzt werden, die als ungeschichtlich bewertet wird. Sie stützt sich auf eine bei der angeblichen Auffindung des Grabes Valentins gefundene Bleitafel mit einer Lebensbeschreibung des Heiligen. Hiernach sei Valentin vom Ozean nach Passau gekommen und habe dort gepredigt.
Da der Erfolg aufgrund der Wildheit der Bewohner gering gewesen sei, reiste er nach Rom und kehrte mit einer päpstlichen Vollmacht zurück, um die Passauer wiederum zu bekehren. Nachdem auch dieser Auftrag gescheitert war, erbat er sich vom Papst, der ihn nun zum Bischof weihte, einen anderen Tätigkeitsbereich für den Fall, dass auch die dritte Mission scheitern sollte. Nach dem dritten Misserfolg habe sich Valentin in die Alpen zurückgezogen. Hier habe er erfolgreich gewirkt und sei schließlich verstorben.
In dieser Vita finden sich verschiedene historische Unstimmigkeiten, so waren z.B. im 5. Jahrhundert die Passauer bereits Christen, so dass keine Missionierung mehr notwendig war. Motiv für die Abfassung der Vita war vielmehr das Anliegen, das wenige von Valentin Bekannte zu erweitern und somit seine Verehrung weiter zu fördern. Valentin wurde zum Hauptpatron der Diözese Passau, während der hl. Stephanus seine Vorrangstellung verlor, jedoch Patron der Bischofskirche blieb. Im Jahr 1289 wurden die Reliquien des Valentin zusammen mit denen des hl. Maximilian im Passauer Dom in prunkvollen Gräbern beigesetzt, die allerdings beim Stadtbrand 1662 vernichtet wurden. Die erhalten gebliebenen Teile der Reliquien befinden sich heute im Hochaltar des Domes.
Nach der Translation Valentins nach Passau sah auch der Freisinger Bischof Arbeo die Voraussetzung gegeben, Korbinian nach Freising zu überführen, wo dessen Verehrung gefördert wurde. Auch der hl. Valentin wurde mit einem Patrozinium geehrt. So stellte Bischof Arbeo in seinem Bistum 768 die Kirche in Kronacker unter den Schutz Valentins.
Brauchtum und Verehrung
Ausgehend von der Verehrung Valentins in Südtirol breitete sich diese in ganz Tirol, wie auch in Vorarlberg und der östlichen Schweiz, aus. Neben dem heutigen Bistum Passau wird der hl. Valentin auch in vielen Gemeinden des ehemaligen großen Bistumsgebietes verehrt, besonders im Innviertel.
Darstellung, Attribute, Patronate
Dargestellt wird Valentin als predigender Bischof, dem oft ein Krüppel oder Epileptiker zu Füßen liegt. Zu deren Patron wurde er wegen des Gleichklangs seines Namens mit der »fallenden Krankheit« (Epilepsie). Zudem vermutet man eine Verwechslung mit Valentin von Terni, der dieses Patronat innehatte. Angerufen wird er auch bei epidemischen Krankheiten, Kopfleiden und als Viehpatron.
Susanne Kornacker
Literatur
Bistumspatrone in Deutschland 149-153 (August Leidl)
Bavaria Sancta II 9-21 (Josef Oswald)
Valentin-Gebet
Gott, unser Vater,
der heilige Valentin ist Deinem
Sohn Jesus Christus nachgefolgt
und hat im Heiligen Geist
die Botschaft vom Reich Gottes
gelebt und verkündet.
Mit all seiner Kraft hat er Dich
gegen das Gottlose gestellt,
mit all seiner Liebe hat er mit Deinen
Augen auf die Menschen geschaut.
Gib uns die Kraft,
die Menschen, die uns im Glauben
nicht verstehen, zu lieben
und ihnen die Botschaft, die uns bewegt,
bekenntnisfroh vorzuleben.
Schenke uns die Standhaftigkeit
des heiligen Valentin,
gegenüber den übermächtigen
menschen- und schöpfungsfeindlichen
Gedanken unserer Zeit
für die Botschaft Deiner Zärtlichkeit
und Liebe ein zu stehen.
Der heilige Valentin ging dorthin,
wohin Du ihn gerufen hast.
Lass uns dort, wo wir leben,
segensreiche Zeugen und Zeuginnen
deiner Gegenwart sein.
Darum bitten wir Dich, Vater im Himmel
durch Jesus Christus im Heiligen Geist.
Amen.
Heiliger Valentin, bitte für uns!
Gebet von Domvikar Hans Bauernfeind, Passau, 2002