Herzogin von Schlesien - 16. Oktober
Hedwig stammte aus dem Geschlecht der Grafen von Andechs. In den 70er Jahren, vielleicht auch erst zu Beginn der 80er Jahre des 12. Jahrhunderts wurde sie als Tochter Graf Bertholds IV. von Andechs-Meranien geboren und im Benediktinerinnenkloster Kitzingen erzogen, das dem Bischof von Bamberg, damals Hedwigs Onkel Otto II. von Bamberg, unterstand. Als eine ihrer Erzieherinnen wird eine Nonne mit Namen Petrissa genannt, die später die erste Äbtissin von Trebnitz werden sollte.
Im heiratsfähigen Alter wurde Hedwig mit dem Piastenherzog Heinrich l. von Schlesien vermählt. Aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor. Sie unterstützte ihren Gemahl bei der Vertiefung des christlichen Lebens und förderte mit ihm auch die kulturelle Entwicklung des Landes. Wie ihre Nichte, die hl. Elisabeth, ist sie ein Vorbild christlicher Nächstenliebe. 1238 wurde sie Witwe, drei Jahre später fiel ihr ältester Sohn Heinrich im Kampf gegen die Mongolen. Sie starb am 15. Oktober 1243 im Zisterzienserinnenkloster Trebnitz, das sie 1203 zusammen mit ihrem Gemahl gegründet und in dem sie als Witwe gelebt hatte. Sie wurde in der Klosterkirche begraben und bereits 1267 heilig gesprochen.
Die nach den Akten für die Kanonisation, die in einer Zweitfassung im Kloster Trebnitz verwahrt wurden, kurz nach 1300 entstandene »Legenda Maior«, ihre Lebensbeschreibung, hebt dabei die für eine Heiligsprechung wichtigen Tugenden und Wunderzeichen besonders hervor, die wie bei Elisabeth von Thüringen, Hedwigs Nichte, vor allem in freiwilliger Kreuzesnachfolge und Werken der Barmherzigkeit bestanden. Seit dem 14. Jahrhundert gibt es auch polnische Fassungen ihrer Legende, die erste deutschsprachige Ausgabe erschien 1424.
Dieser Lebensbeschreibung zufolge war Hedwig eine Frau, die Gott in Demut diente. Ihr persönliches Leben war von Einfachheit und Enthaltsamkeit geprägt, sie führte ein asketisches Leben, bevorzugte abgetragene Kleidung und ging meist barfuß, trug aber immer Schuhe mit sich, um sie anziehen zu können, wenn sie höher gestellten Personen gegenübertrat. Sie machte fromme Stiftungen für Kirchen und Klöster, war mildtätig zu den Armen und fühlte sich in deren Gesellschaft wohler als bei Hofe. Dem Kloster Trebnitz schenkte sie ihr Gut Schawoine, neben den Armen und Kranken gehörte ihr besonderes Augenmerk den Gefangenen und zum Tode Verurteilten. Sie verzichtete auf Forderungen gegenüber ihren Hörigen, erließ Geldbußen und war selber eine strenge Wirtschafterin, die ihren Hofstaat zumindest teilweise durch eigene Einkünfte unterhielt.
Birgitta Klemenz
Brauchtum und Verehrung
Nach Hedwigs Heiligsprechung verbreitete sich ihre Verehrung, von Schlesien ausgehend und von der Familie der Piasten auch aus politischen Gründen gefördert, bis zum 15. Jahrhundert in Polen, Böhmen, Ungarn und Österreich und von dort aus in den deutschen Raum. Auch im Zisterzienserorden, dem sie durch die Gründung eines Klosters besonders verbunden gewesen war, wurde ihrer gedacht.
Darstellung, Attribute, Patronate
Darstellungen der hl. Hedwig gibt es seit dem 14. Jahrhundert im Bereich ihrer Verehrung, die durch das Vorbild ihrer Nichte Elisabeth beeinflusst sind. Hedwig erscheint als (verheiratete) Frau bzw. Witwe mit Schleier oder Kopftuch, meist jedoch mit jugendlichen Zügen. Über der Kopfbedeckung trägt sie häufig die Herzogskrone. In Ausnahmefällen erscheint sie als Zisterziensernonne, da sie als Witwe in Trebnitz lebte, ohne jedoch in den Orden einzutreten. Ihre Attribute sind eine Marienstatuette, die sie immer bei sich getragen und mit ins Grab genommen hat, Rosenkranz und Gebetbuch, Schuhe in der Hand oder über dem Arm, weil sie auch im Winter immer barfuß ging, und das Modell der Klosterkirche Trebnitz. Brote wie bei Elisabeth von Thüringen verweisen auf die Werke der Barmherzigkeit.
Hedwig wird als Patronin Polens und Schlesiens, der Städte Breslau, Krakau, Trebnitz und Berlin (Hedwigs-Kathedrale) sowie der Brautleute (Sorge um eine angemessene Aussteuer) verehrt und ist seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs auch zur Patronin der Heimatvertriebenen geworden. Einige ihrer Reliquien werden auf dem Heiligen Berg in Andechs verwahrt, dessen Kloster als Priorat zur Benediktinerabtei St. Bonifaz in München gehört. Durch die heimatvertriebenen Schlesier hat ihre Verehrung nach dem Zweiten Weltkrieg in Andechs einen neuen Mittelpunkt gefunden.
Literatur
Herzöge und Heilige. Das Geschlecht der Andechs-Meranier im europäischen Hochmittelalter, hg. von Josef Kirmeier/ Evamaria Brockhoff (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kunst 24) , Regensburg 1993
Gebet
Herr,
lass das Böse geringer werden
und das Gute um so kräftiger sein.
Lass die Traurigkeit schwinden
und Freude um sich greifen.
Lass uns annehmen und geben können
und einander behilflich sein.
Lass die Missverständnisse aufhören
und die Enttäuschten Mut gewinnen.
Lass die Kranken Trost finden
und die Sterbenden deine Erbarmung.
Lass uns wohnen können auf Erden
und die Ernten gerecht verteilen.
Lass Frieden unter den Menschen sein,
Frieden im Herzen - rund um die Erde.
Gebet zum Kerzenaufstecken in der Andechser Versöhnungskapelle (geweiht im Hedwigsjahr 1993)
Zum Bild:
Bild von Fr. Stehphan Janker, OSB, Abtei St. Bonifaz München und Andechs 1969