Heiliger Heinrich II. und Heilige Kunigunde

Kaiser und Kaiserin - 13. Juli

»Herr Heinrich, der bayerische Herzog, trat durch die Weihe des Willigis in die Herrschaft ein und lenkte die heilige Kirche Gottes mit wachsamster Sorge und Weisheit sein Leben lang sowohl im Hinblick auf den Klerus wie auf das Volk«. In diesen wenigen Worten der Vita Bischof Godehards von Hildesheim spiegelt sich präzise zusammengefasst das Herrschaftsprogramm Kaiser Heinrichs II. (1002-1024) wider. Er interpretierte seine Herrschaft nicht nur als weltliches, sondern auch als kirchliches Amt, das Reich und Kirche gleichermaßen umfasste.

Geboren als Sohn des bayerischen Herzogs Heinrich des Zänkers und der aus dem burgundischen Königshaus stammenden Gisela erbte er nach dem Tod des Vaters 995 das Herzogtum Bayern, das sich damals über die Alpen bis an die Adria erstreckte. Seine Ausbildung hatte er zunächst für den geistlichen Stand bei Bischof Abraham von Freising sowie in Hildesheim, dann in der herzoglichen Hauptstadt Regensburg unter dem hl. Bischof Wolfgang erhalten. Im Kloster St. Emmeram machte er Bekanntschaft mit der monastischen Reformbewegung, die sich - ausgehend vom lothringischen Kloster Gorze - über St. Maximin in Trier auch in Deutschland verbreitete. Zwischen 998 und 1000 heiratete er Kunigunde, eine Tochter aus dem Luxemburger Grafenhaus. Diese Heirat sollte sich als glückliche Entscheidung erweisen, denn Kunigunde entwickelte sich zur kongenialen Ratgeberin Heinrichs. Zeitweise übernahm sie sogar als Statthalterin die Regierungsgeschäfte, als Heinrich sich in Italien aufhielt.

Nach dem plötzlichen Tod Kaiser Ottos III. 1002 gelangte Heinrich mit der Unterstützung seiner bayerischen und einiger fränkischer Anhänger auf den deutschen Königsthron und wurde von Bischof Willigis in Mainz geweiht. Die Königsweihe war der entscheidende Akt, durch den Heinrich nach seinem Verständnis den göttlichen Herrschaftsauftrag erhalten hatte. Er verstand sich als Stellvertreter des himmlischen Königs auf Erden, dem Gehorsam geschuldet wurde. Jeder, der sich seiner Königsgewalt widersetzte, versündigte sich damit auch gegen Gott. Im Reich erkannte er das Haus Gottes, er selbst verkörperte den Willen Gottes. Indem er sich der Sakralität seines Amtes bewusst war, strebte er danach, im Reich die Ordnung Gottes durchzusetzen, zumal er der Meinung war, sich »am Ende der Zeiten« zu befinden. Damit verband sich die besondere Verehrung des Erzengels Michael, des ersten Märtyrers Stephan, Marias, der Mutter des himmlischen Königs, und des Mönchsvaters Benedikt.

Mit der Kaiserkrönung im Jahr 1014 in St. Peter in Rom durch Papst Benedikt VIII. erweiterte sich Heinrichs Herrschaftsanspruch auf das christliche Europa. Seine Verantwortung war nicht mehr auf sein Königreich beschränkt, sondern dehnte sich auf die gesamte Christenheit aus.

Seine Herrschaft sicherte Heinrich durch die Besetzung wichtiger Bischofsstühle und zentraler Reichsstellen mit treuen Gefährten vor allem aus seiner Zeit als bayerischer Herzog ab. Man könnte dies geradezu als eine »Bajuwarisierung« des Reiches interpretieren. Im Zusammenhang damit ist die Widergründung des Bistums Merseburg 1004 und insbesondere die Gründung des Bistums Bamberg 1007 zu sehen. Mit dieser Neugründung konnte er den Obermainraum als Zentrum seiner Macht etablieren. Heinrich und Kunigunde statteten die Kirche von Bamberg mit umfangreichem Grundbesitz, aber auch mit anderen Schätzen aus. So verzichtete Kunigunde auf ihre Morgengabe zugunsten des neuen Bistums. Im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen nahm Kunigunde intensiv Anteil an der Regierung. Dies zeigt sich etwa an den Urkunden aus der Zeit Heinrichs II., in denen sie oft als Intervenientin auftritt. 1017 gründete sie das Kloster Kaufungen in der Nähe von Kassel, in das sie nach dem Tod Heinrichs 1024 als einfache Nonne eintrat; bis zu ihrem Tod 1033 (oder 1039) lebte sie in diesem Kloster.

Die Ehe des Kaiserpaares war kinderlos geblieben. Daran knüpften sich nach ihrem Tod zahlreiche Legenden an. So hieß es, dass die beiden eine Josephsehe geführt hätten, worauf sich die Heiligsprechung Heinrichs II. 1146/47 stützen konnte. Eine andere Legende schildert ein Gottesurteil, dem sich Kunigunde zum Beweis ihrer Jungfräulichkeit stellte: Sie schritt unversehrt über glühende Pflugscharen. Kunigunde wurde am 29. März 1200 von Papst Innozenz III. heilig gesprochen.

Brauchtum und Verehrung
Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts werden Heinrich und Kunigunde als hl. Kaiserpaar verehrt. Im späten Mittelalter übertraf die Kunigundenverehrung die Heinrichs; sie nahm auf dem Hintergrund ihrer Legende Züge der Marienverehrung an. Zudem wurde sie als Repräsentantin eines kontemplativen Lebens gesehen.


Darstellung, Attribute, Patronate
Heinrich wird in Rüstung oder Mantel mit Krone, Zepter und Reichsapfel dargestellt. Sein Attribut ist das Kirchenmodell des Bamberger Doms, manchmal auch die Lilie als Zeichen seiner ehelichen Keuschheit. Bisweilen hält er zusammen mit Kunigunde das Kirchenmodell. Auch Kunigunde trägt die kaiserlichen Insignien. Ihr persönliches Attribut ist - angelehnt an die Legende des Gottesurteils - die Pflugschar.
Guido Treffler


Literatur
Kaiser Heinrich II. 1002-1024, hg. von Josef Kirmeier / Bernd Schneidmüller / Stefan Weinfurter / Evamaria Brockhoff (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 44), Augsburg 2002
Klaus Guth, Die Heiligen Heinrich und Kunigunde. Leben, Legende, Kult und Kunst, Bamberg 1986



Heinrich und Kunigunden-Gebet
Allmächtiger Gott,
du hast dem heiligen Kaiser Heinrich
und seiner Gemahlin Kunigunde
irdische Macht anvertraut
und ihr Wirken mit der ewigen
Herrlichkeit belohnt.
Gib auch uns die Gnade,
dass wir unsere Aufgabe in dieser Weit erfüllen
und Erben deines Reiches werden.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Tagesgebet am Fest der Heiligen Heinrich II. und Kunigunde